Fridays For Future und das Israel-Dilemma

Lange vor den Terrorangriff von Hamas auf Israel hatte die Jüdische Allgemeine (JA) einen sehr interessanten Artikel über das Thema Antisemitismus bei der Klimabewegung Fridays For Future (FFF). Organisationen wie Fridays For Future haben ein grundsätzliches Problem. Sie sind keine Partei oder Verein, in dem es demokratische Spielregeln inklusive Wahlen gibt. Bis heute ist nicht klar, wie z. B. Sprecher von Fridays For Future an ihre Posten kommen. Und diese Gemengelage setzt sich auch in Äußerungen von verschiedenen Gruppen bei Fridays For Future fort. Niemand wurde in ein Amt gewählt, um z. B. Social Media Accounts zu betreuen, was in Vereinen oder Parteien nach Weisung passiert. Laut der JA gibt es zahlreiche antisemitische Äußerungen durch internationale FFF Gruppen und die deutsche Sektion muss dann jeweils zurückrudern. 

“Es ist nicht das erste Mal, dass sich FFF International mit israelfeindlichen Beiträgen hervortut. Vor und nach der UN-Klimakonferenz 2022 meldete sich der Twitter-Account fast so häufig zum Nahostkonflikt zu Wort wie zum bedeutendsten Klimagipfel der Welt. Bereits im Mai 2021 sorgte ein mehrteiliger Beitrag der Gruppe auf Twitter und Instagram für eine Kontroverse, in dem palästinensische Terroristen als »Märtyrer« verklärt und die gegen Israel gerichtete Boykott-Kampagne BDS beworben wird. Israel wiederum wird »Siedlerkolonialismus« und »Imperialismus« vorgeworfen. 

FFF Deutschland distanzierte sich damals von den Aussagen und sprach von »antisemitischen Inhalten«. Auch nach dem Tweet im Januar dieses Jahres sah sich der deutsche Ableger der Klimabewegung genötigt, etwas klarzustellen: »Der Account spricht nicht für FFF Deutschland«, erklärte eine Sprecherin der Gruppe. Eine Aussage, die zunächst irritiert. Denn für wen spricht FFF International, wenn nicht für die gesamte weltweite Bewegung? Der Name impliziert schließlich, dass es sich bei der Gruppe um eine Art Dachverband von FFF handelt.” 

Ganz offensichtlich haben bestimmte Personen die Klimabewegung gekapert und benutzen sie für die eigenen Zwecke. So etwas ließe sich verhindern, wenn demokratische Spielregeln vorhandenen wären inkl. Wahlen, Bewerbungen um Ämter und Rechenschaft. Die JA zitiert aus Chatprotokollen und es stellt sich die Frage, um was geht es bei FFF? Muss sich eine Umweltschutz-Organisation zu politischen Themen äußern, die mit Klima wenig zu tun haben? 

“Als im Januar dieses Jahres in Jerusalem sieben Menschen von einem palästinensischen Terroristen erschossen werden, schlägt er vor, etwas zu dem Anschlag zu posten. »Ich wäre stark dagegen«, wendet eine irische Aktivistin sofort ein, »das würde als ein pro-israelischer Beitrag gesehen werden, oder als ein anti-palästinensischer.« Als Rodrigues seine Ansicht verteidigt, man müsse auch Terror gegen Israel verurteilen, wendet sich die Stimmung in der Gruppe gegen ihn. »Du versuchst nur, die Staatspropaganda der terroristischen Besetzung zu unterstützen«, wirft ihm ein sudanesischer Aktivist vor und spricht von »zionistischen Kriminellen, die eine Kampagne gegen uns gestartet haben«.  

Er führt aus: »Wenn du glaubst, das terroristische Zionisten-Gebilde sei ein legitimes Land, bedeutet das, dass du ein Neokolonialist bist.« An anderer Stelle schreibt er: »Palästina ist der Kompass des Klimakampfes.« Resigniert hält Rodrigues im Chat fest: »Jetzt fange ich wirklich an zu glauben, dass manche Leute hier tatsächlich antisemitisch sind.«” 

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Dazu passt thematisch eine Meldung über den Preisanstieg bei Flüssiggas. Israel fördert nämlich im Mittelmeer Erdgas und bringt es u. a. nach Ägypten, von wo es weiterexportiert werden kann. Die Förderung ist aber aktuell gedrosselt und das hat Auswirkungen auf die Preise. Die BZ

“Die Versorgung im eigenen Land scheint vorerst gedeckt. Andere Länder rechnen jedoch mit erheblichen Konsequenzen, die sich direkt oder indirekt daraus ergeben werden. Schon jetzt verzeichnen die Abnehmer von Flüssigerdgas (LNG) einen Rückgang der Importe. Israelische Gaslieferungen nach Ägypten gingen zum Beispiel um 20 Prozent zurück, schreibt das Nachrichtenportal Bloomberg. Die Weiterlieferungen nach Europa seien somit gefährdet. Das nordafrikanische Land wäge die Auswirkungen auf seine Pläne für den Export von Flüssigerdgas ab, nachdem am Freitag die letzte Ladung nach Europa verschifft worden sei.  

Wie lange das Gasfeld in Tamar geschlossen bleibt, ist unklar. Der Gaspreis, der zuvor schon auf ein Leck in der Pipeline zwischen Finnland und Estland mit einem Anstieg reagierte, steigt an der europäischen Gasbörse TTF in Rotterdam infolge der Hamas-Angriffe auf Israel weiter an. Am Dienstagmittag erreichte er einen neuen Höchstwert seit mehr als sechs Monaten von rund 48,80 Euro pro Megawattstunde oder plus 14 Prozent zum Vortag. Im Vergleich zum Tiefstand im Mai von rund 27 Euro pro Megawattstunde ist das ein Preisanstieg von 66 Prozent.” 

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Ohne die üppige Förderung von Solar wäre China in diesem Bereich niemals so stark geworden. Droht bei E-Autos nun das Gleiche? Offenbar sind einige Länder aufgewacht, wie der Focus berichtet und wollen den Kauf dieser Autos aus China nicht mehr fördern. Dazu gehören Italien und Frankreich. 

“Die Regelung aus Frankreich sieht vor, ab 2024 nur noch Fahrzeuge zu fördern, die von der Umweltbehörde Ademe als umweltfreundlich eingestuft werden. Um sich dafür zu qualifizieren, müssen nicht nur bestimmte Emissionsgrenzwerte eingehalten, sondern weitere Vorgaben erfüllt werden. Dabei geht es zum Beispiel um die Umweltverträglichkeit im Produktionsprozess und beim Transport. Unternehmen, die bei der Herstellung mit Kohlestrom arbeiten und ihre E-Autos dann auf dem langen Seeweg nach Europaschicken, können diese Vorgaben kaum erfüllen.  

Sie erhalten damit kein Zertifikat und folgerichtig auch keine Förderung. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, dass die geltenden Gesetze nach wie vor eingehalten werden. So sehen es jedenfalls Frankreich und Italien. Die Kriterien sind zwar deutlich strenger, aber für alle Hersteller gleich. Es gibt also keine unerlaubte Bevorzugung einzelner Unternehmen. 

Auch der Vorwurf des willkürlichen Zuschnitts der Kriterien auf die heimische Industrie greift nicht. Die Vorgaben der Welthandelsorganisation WTO sehen ausdrücklich vor, dass bei Gefahren für Umwelt und Gesundheit Sonderregeln erlassen werden können. Beide Themen werden bei der Produktion und beim Transport der Fahrzeuge unmittelbar tangiert.” 

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Solaranlagen auf Freiflächen können Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Große beschattete Fläche stehen nicht im Verdacht, besonders artenreich zu sein. Das hat offenbar auch die Solarlobby erkannt und legt Konzepte vor, wie Enformer, der Energieblog von RWE, berichtet. Zwei Dinge fallen dabei auf: Für bereits bestehende Anlagen ist dieses Konzept nicht mehr anwendbar. Bei den Vorschlägen wird noch mehr Fläche benötigt, die aus dem Ackerbetrieb genommen wird. Schon heute hat Deutschland nicht genügend Ackerfläche, um sich rechnerisch selbst zu versorgen. Werden weitere Flächen aus der Bewirtschaftung genommen, verlagert sich das Problem an eine andere Stelle. Alles hat mit Allem zu tun. 

“Die Biodiversitäts-Photovoltaik zielt durch eine angepasste Bauweise darauf ab, dass bei Freiflächenanlagen die Artenvielfalt direkt auf der Fläche der Anlage gesteigert wird. Die Flächen können ähnlich wie bei der klassischen Agri-PV landwirtschaftlich genutzt werden, jedoch nicht intensiv, zum Beispiel durch Gemüse- oder Obstanbau, sondern extensiv. Darunter versteht man die Bewirtschaftung von Land unter möglichst geringen Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden oder Herbiziden. Sie gilt im Allgemeinen als umweltschonender, allerdings sind auch die Erträge in der Regel geringer. Daher wird die vom bne vorgeschlagene Bauweise auch als extensive Agri-PV bezeichnet. 

Vor allem zwei Kriterien müssen im Vergleich zu denen für normale Freiflächenanlagen erfüllt sein, damit ein Solarpark als Biodiversitäts-PV-Anlage gilt: 

Durch einen größeren Abstand soll ein „besonnter Streifen“ von mindestens 2,5 Metern zwischen den Modulreihen entstehen. Dadurch sollen sich mehr Arten (Pflanzen, Tiere, Insekten) im Park ansiedeln, da beispielsweise das Pflanzenwachstum zwischen den Solarreihen gefördert wird. 

Zudem sollen Solarmodule mit einem Spalt von etwa 20 Millimetern installiert werden. So kann Regenwasser durch die Spalten fallen und auch den Boden unter den Solarpaneelen ausreichend durchwässern, was zu einer homogenen Wasserverteilung führt und das Pflanzenwachstum unterstützt.” 

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Andrea Costa, Bocconi University:

Experts urge mitigation of the side effects of the green transition

Policies and decisions designed to have a favorable impact on the environment can end up having measurable, non-positive consequences on other aspects of our lives, and on the lives of communities in remote areas if the process is not properly governed. These interdependencies are among the topics studied by Bocconi’s GREEN research center.

Lithium-ion batteries are everywhere. Their efficiency, durability and density mean that nearly all portable electronic devices, not to mention electric cars, are powered by this technology. The name “lithium-ion,” however, conceals a very important feature of these batteries: they contain high amounts of cobalt, up to 60% in fact. Cobalt is vital for the production of batteries, and since demand for batteries is still growing strongly there is also an increasing demand for cobalt.

Maurizio Malpede, a GREEN Fellow, has done some extensive research about the undesirable social aspects of intensive cobalt mining. In his article The Dark Side of Batteries: Cobalt Mining and Children’s Education in the Democratic Republic of the Congo he describes some very negative consequences of cobalt extraction on the already suffering populations of Eastern Congo, where more than half of the world’s output of the mineral originates. The research is currently available as a working paper in the SSRN Electronic Journal.

Cobalt is generally not mined underground but is found on the surface associated with other minerals. In Congo, large numbers of children are employed for washing cobalt-rich rocks that are later refined elsewhere. Child labor itself is illegal, among other things because it prevents children from attending school.

By combining available data from demographic and health surveys with the precise locations in which cobalt is mined, Maurizio Malpede has discovered that children who had worked in cobalt extraction did not achieve the same level of education as those living in other parts of Congo. Even more worryingly, children exposed to cobalt mining have been found to be 29% more likely to show difficulties in concentrating, 10% more likely to have difficulties in walking, and 20% more likely to have difficulties in understanding oral commands compared to their peers living in non-cobalt rich communities.

“I provided evidence that childhood exposure to cobalt mining in a context of low enforcement of child labor regulations leads to lower educational attainment later in life,” says Maurizio Malpede. “I contributed to the literature by showing that the natural geographic presence of deposits of cobalt along with the labor tasks specifically requiring the use of children is associated with a higher probability of those children being employed outside their domestic environment and a lower probability of being in school.”

The GREEN research center is actively investigating other areas of resource management as well. The center’s director, Marco Percoco, has published a number of papers on the acceptability of Milan’s road pricing scheme and its effects respectively on pollution levels, traffic composition, rents (with Filippo Maria D’Arcangelo).

After Milan introduced its version of road pricing, it was important to assess its perception in the public’s view. The key, Marco Percoco found, is that different costs incurred as a consequence of having to pay may impose different car usage and, as a result, different perceptions of road pricing. As for its effects on pollution, the results were positive but temporary, due to an inefficient policy design: motorbikes were not charged and the treated area is too small to generate positive outcomes for the whole city.

Road users shifted from Euro 0–3 vehicles (highly polluting vehicles dating from before 2000–2001) to liquefied petroleum gas, bi-fuel and hybrid vehicles. However, the environmental benefits of the policy were partly offset by a substantial increase in the usage of motorbikes. Milan’s road pricing has also had a small effect on housing rents which increased by 0.75% as a result of the reduction in external costs in terms of pollution and congestion.

Another less immediately obvious take on green policies was the political effect of Milan’s Area B, that is the ban of older and more polluting cars from the city, studied by professors Italo Colantone, Livio Di Lonardo and Marco Percoco, along with Yotam Margalit from Tel Aviv.

While all Milanese citizens benefitted from the policy in terms of cleaner air, the cost rested exclusively on the shoulders of those who were forced to change their cars or their mobility habits. The authors found that the self-estimated median loss for the citizens affected by the policy was a hefty €3,750. They were, then, able to compare the voting behavior of this group in the following elections and the behavior of owners of very similar, but slightly less polluting, cars, unaffected by the policy.

The main political party opposing the ban, the Lega, was the clear winner in electoral terms. Car owners affected by the ban were 13.5 percentage points more likely to vote for the Lega. The authors also concluded that it was not a consequence of a change of mind toward less environment-friendly attitudes and behavior. It rather originated from hostility to a green policy approach that places disproportionate costs on a restricted group of people.

Paper: Maurizio Malpede, The Dark Side of Batteries: Education, Fertility and Cobalt Mining in the Democratic Republic of Congo, SSRN Electronic Journal (2020). DOI: 10.2139/ssrn.3680730

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