El Niño erklärt

Die WDR-Sendung Quarks erklärt das Klima-Phänomen El Niño und das sehr ausführlich mit vielen Grafiken und einer ganz wichtigen Aussage: Das Auftreten dieser Anomalie ist immer noch nicht verstanden. Dennoch dürften die Rekordwerte im Jahr 2023 auch auf El Niño zurückzuführen sein. Forscher vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK haben versucht, eine langfristige Vorhersage zu machen und sind dabei allerdings gescheitert. Dabei wäre eine verlässliche Prognose sehr wichtig, um sich auf die Bedingungen einzustellen, die El Niño verursacht. Seit nun mehr 10 Jahre ploppen Meldungen hoch, dass dem PIK der Durchbruch in der Vorhersage gelungen ist. Wir berichteten. Wirklich besser wurden die langfristigen Prognosen allerdings nicht. 

“Tatsächlich mischt seit Mai ein natürliches Ereignis im Pazifik die Karten des globalen Wetters neu: El Niño! Das ist Spanisch für “Knabe” und meint hier das Christkind. So haben peruanische Fischer das Phänomen getauft, das sich alle zwei bis sieben Jahre vor allem zur Weihnachtszeit vor ihrer Küste abspielt: Der Pazifik erwärmt sich – manchmal so stark, dass es die meisten Fische monatelang vertreibt. 

In Mexiko, Peru und Chile wurden dieses Jahr Hunderte tote Seevögel angeschwemmt, weil sie verhungert sind. Es bahnt sich ein neuer starker El Niño an: Der tropische Ostpazifik war im Juli bereits 3,4 Grad wärmer als üblich. Klingt vielleicht im ersten Moment nicht so viel – doch das hat weltweite Auswirkungen.” 

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Beschleuniger gegen Traditionalisten. So betitelt Axel Bojanowski einen Richtungsstreit bei den Klimaforschern auf seinem Blog. Es gibt verschiedene Theorien, warum die Temperaturen in 2023 solche Sprünge gemacht haben. 

“Professionellen Beobachtern der Klimadebatte fällt die neue Konstellation auf: “Die diesjährige wahnsinnige Hitze fiel mit einer gewissen Kluft zwischen zwei führenden ‘Wissenschaftsnarrativen zur Dringlichkeit des Klimas’ zusammen”, kommentiert der Politologe Ryan Katz-Rosene. 

Auf der einen Seite stünden „die Traditionalisten“, auf der anderen Seite die „Beschleuniger“. Beide Lager seien “zunehmend frustriert voneinander”. 

“Traditionalisten” glaubten, dass die „Beschleuniger“ mit “Doomerismus” die Tür öffneten zum riskanten Geoengineering, das etwa die Einbringung von Substanzen in die Stratosphäre vorsieht, um Sonnenstrahlung zu dimmen.” 

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Ungewöhnliche Situation aktuell beim Jetstream, wie die Seite Ventusky zeigt. Bis an die Südspitze Grönlands reichen warme Vorstöße und gleichzeitig Kälte bis nach Florida. 

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Ein kurioser Tweet von Professor Volker Quaschning. Der ist schnell bei der Hand, wenn es um die Dramatik des Klimawandels geht, kennt aber offenbar nicht das Abfischen von Seen. Statt Klimakrise war es also einfach das Ablassen eines Sees. Peinlich. 

(Abbildung: Screenshot Twitter)  

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Im Jahr 2021 trug die damalige Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock bei Maischberger ein Konzept vor, dass Tiefkühlhähnchen als Energieerzeuger dienen sollten. Wir berichteten seinerzeit und vermuteten damals einfach Konfusion bei Baerbock. Wie sich jetzt zeigt, lagen wir damit richtig. 

“Von da an gehen aber mehrere Dinge komplett durcheinander bei Baerbock beim Interview. Rechenzentren und Supermärkte sollen für Start-Ups und Unternehmen interessant sein, weil diese Energieerzeuger! sind? Meint sie hier Abwärme? Wenn ja, dann wäre das völlig am Thema vorbei. Es sind ganz klar Energie- bzw. Stromverbraucher, es sei denn auf den Dächern befinden sich Solaranlagen. Das aber kann Baerbock unmöglich gemeint haben, denn das wäre ja wieder volatil und eben nicht verlässlich für eine Grundlast. Abwärme scheidet aus, weil das kein Strom ist und daher auch kein Speicher für Strom. Aber dann wird es wirklich tragisch und das Hühnchen kommt ins Spiel. 

„Wenn eine Kühlung bei einem riesengroßen Produzenten von minus 22 Grad in Zukunft dann auf minus 20 Grad runterkühlt, dann ist das Hühnchen immer noch kalt, aber wir können an der Grundlast das Netz stabilisieren.“ 

Was Baerbock hier verwechselt ist das Speichern von Strom und das Management von Last. Sie muss hier eindeutig Strom meinen, denn zum Kühlen wird Strom benötigt. Speicher und Last-Management sind aber so grundverschiedene Dinge, dass man als Zuschauer dieser Talkshow gern laut geschrien hätte, weil es unsäglich ist, so etwas zu verwechseln. Ganz besonders für eine Politikerin, die sich gern als Expertin bezeichnet.” 

Ein Artikel im Handelsblatt betätigt nun, dass seinerzeit Lastenmanagement gemeint war und nicht Strom-Speicher oder gar Stromerzeugung. Unsere These war also richtig. Der Produzent von Tiefkühlware Frosta macht demnach genau das, was wir seinerzeit schon vermutet hatten. Bei bestimmten Stromlagen kühlt er seine Lager mehr als nötig herunter und kann sie dann danach quasi abstellen. Die Kälte hält sich für eine gewissen Zeit und in dieser Zeit braucht das Unternehmen keinen oder weniger Strom. 

“Bei Frosta stehen Energieeffizienz und der Abschied von fossilen Quellen bereits seit Jahren auf der Agenda. Nachhaltigkeit gehört zum Markenversprechen, ein Anspruch, den Frosta-Chef Felix Ahlers vorlebt, indem er auf einen Dienstwagen verzichtet und mit Bahn und Klapprad ins Büro fährt. 

Die Idee, den Standort Bremerhaven mit seiner Kapazität von 100.000 Tonnen Tiefkühlkost zur XXL-Batterie aufzurüsten, entstand vor sechs Jahren. Damals beschäftigte sich Frosta erstmals mit dem Bau eines Windrads am Firmengelände. „Angesichts des Winds hier im Norden war klar, dass die Anlage oft mehr Strom erzeugen würde, als wir unmittelbar verbrauchen können“, sagt Finanzvorstand Maik Busse. 

„Da lag der Gedanke nahe, Energie im Kühllager zu speichern, wenn sie günstig zur Verfügung steht.“ Denn Fischstäbchen sei es egal, ob sie bei minus 18 oder bei minus 38 Grad gefroren werden. Tests zeigten, dass niedrigere Temperaturen die Qualität nicht beeinträchtigen. „Wenn wir auf minus 38 Grad gehen, könnten wir theoretisch die Kühlung anschließend bis zu eine Woche ausschalten.“” 

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NDR-Info mit einem Podcast zur CO2-Senkenwirkung von Seegras. Superpflanze Seegras: Wie sie Klima, Küsten und Krebse schützt 

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Marengo et al. 2023 über die Kältewelle Mitte 2021 in Südamerika:

A cold wave of winter 2021 in central South America: characteristics and impacts

During the austral winter (June–August) of 2021, the meteorological services of Brazil, Argentina, Peru, Paraguay, Bolivia, and Chile all issued forecasts for unusually cold conditions. Record-low minimum temperatures and cold spells were documented, including one strong cold wave episode that affected 5 countries. In this study, we define a cold wave as a period in which daily maximum and minimum air temperatures are below the corresponding climatological 10th percentile for three or more consecutive days. The intense cold wave event in the last week of June, 2021, resulted in record-breaking minimum daily temperatures in several places in central South America and Chile. Several locations had temperatures about 10 °C below average, central South America had freezing conditions, and southern Brazil even saw snow. The cold air surge was characterized by an intense upper-air trough located close to 35° S and 70° W. The southerly flow to the west of this trough brought very cold air northward into subtropical and tropical South America. A northward flow between the lower-level cyclonic and anticyclonic perturbations caused the intense southerly flow between the upper-level ridge and trough. This condition facilitated the inflow of near-surface cold air from southern Argentina into southeastern Brazil and tropical South America east of the Andes. In the city of São Paulo, the cold wave caused the death of 13 homeless people from hypothermia. Frost and snow across southern and southeastern Brazil caused significant damage to coffee, sugarcane, oranges, grapes, and other fruit and vegetable crops. Wine and coffee production fell, the latter by 30%, and prices of food and commodities in the region rose.

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Mehr El Ninos durch Erderwärmung? Offenbar nicht. Pressemitteilung der Chinese Academy of Sciences:

Global warming will cause more multiyear La Niña events, study finds

Southern Oscillation (ENSO) is the Earth’s most consequential interannual climate fluctuation. Alternating irregularly between warm El Niño and cold La Niña phases, it brings shifts in ocean surface temperature and disrupts wind and rainfall patterns across the tropics.

Unlike El Niño, which usually lasts one year, La Niña tends to develop after an El Niño and lasts for two consecutive years or more. This is known as a multiyear La Niña event and exerts prolonged and aggregated impacts, such as increased wildfires, flooding, and altered patterns of hurricanes, cyclones, and monsoons.

Recently, researchers from China, Australia and the U.S. have revealed that multiyear La Niña events are expected to increase under global warming.

The study was published in Nature on July 26.

Based on multiple climate models collected by the Coupled Model Intercomparison Project Phase 6 (CMIP6), the researchers reported a significant increase in the projected frequency of multiyear La Niña events over a 100-year period, from 19 ± 11% in a low greenhouse gas emission scenario to 33 ± 13% in a high emission scenario.

They then revealed the mechanisms underlying this projected increase. “Under present-day climate conditions, a strong El Niño in the boreal winter induces a negative North Pacific Meridional Mode (NPMM)-like response in the subtropical North Pacific, producing a La Niña in the ensuing winter with meridionally extensive sea surface temperature (SST) and easterly wind anomalies,” said Dr. Jia Fan from the Institute of Oceanology of the Chinese Academy of Sciences (IOCAS), co-corresponding author of the study.

These meridional patterns correspond to a weak negative wind stress curl in the off-tropics, resulting in a slow recharge of the upper ocean, which is conducive to persistence of the first year La Niña condition into the second year.

Under global warming, El Niño is generally more efficient at triggering a multiyear La Niña due to more efficient tropical-subtropical interaction, which essentially results from a Pacific mean-state warming pattern. Compared with the twentieth century, a faster warming in the subtropical northeastern Pacific induces an NPMM-like response to El Niño’s convective anomalies that is both more sensitive and extends farther north.

Furthermore, the anomalies themselves are intensified by faster warming in the equatorial eastern Pacific. The easterlies, which now extend farther north, cause an even slower heat recharge of the equatorial Pacific, thus leaving a colder upper-ocean condition that makes it much easier for the cold SST anomalies to persist through the decay of the first-year La Niña. For these reasons, more multiyear La Niña events are expected to occur.

“These findings suggest that weather extremes as seen during the 2020–2022 La Niña will probably occur more frequently in the near future,” said Dr. Geng Tao from Ocean University of China, first author of the study.

Dr. Jia said the results of this study strengthen calls “to reduce greenhouse-gas emissions to alleviate the adverse impacts of increased multiyear La Niña.”

Papers:

Increased occurrences of consecutive La Niña events under global warming, Nature (2023). DOI: 10.1038/s41586-023-06236-9www.nature.com/articles/s41586-023-06236-9

Xian Wu, Long La Niña events could rise in frequency as the planet warms, Nature (2023). DOI: 10.1038/d41586-023-02331-z , www.nature.com/articles/d41586-023-02331-z

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