Was darf Satire? Sie darf sehr viel, fast alles. Aber sie sollte auch immer als solche gekennzeichnet werden. Das wurde bei einem Beitrag von Professor Volker Quaschning bei Klimareport eindeutig vergessen. Was auch immer Quaschning geritten hat, aber er versucht offenbar AfD Wähler auf seinen Kurs zu ziehen. Die wären doch gegen Ausländer und dann ist es doch naheliegend, auch gegen ausländische Energieimporte zu sein.
“Setzen wir weiter auf fossile Energien oder gar neue Kernkraftwerke, bleiben wir von Importen abhängig. Ölkrisen, explodierende Gaspreise mit einer enormen Belastung für unsere Wirtschaft – egal? Was hat die AfD eigentlich gegen deutschen Wind und deutsche Sonne? Warum klebt sie so an Migrationsenergien? Mit Windkraft und Solarenergie aus Deutschland können wir den Großteil unseres Energiebedarfs decken. Dann brauchen wir viel weniger Importe, unser Geld bleibt in Deutschland und wir schaffen viele neue, zukunftsfähige Jobs. Wir schützen unsere Wirtschaft vor künftigen Energiekrisen und sichern damit unseren Wohlstand und unsere Heimat. Ja, unsere Zukunft liegt in den erneuerbaren Energien, und nur, wer Deutschland ernsthaft schaden will, versucht das jetzt noch zu verhindern.”
Nun, Quaschning sollte eigentlich wissen, dass nur ca. 20% der Energie, die Deutschland braucht, aus Strom besteht und den kann man in der Tat auch mit Wind und Sonne erzeugen, wenigstens manchmal. Selbst, wenn dieser Anteil noch steigt, wird immer noch ein sehr großer Rest übrigbleiben. Ganz abgesehen davon, dass fossile Brennstoffe noch für ganz andere Dinge benötigt werden. Deutschland wird niemals autark von Importen von Energie sein. Das könnte Quaschning sogar wissen, aber er vermittelt etwas anderes und versucht im rechten Bereich zu wildern. Ob “Deutsche kauft deutschen Windstrom” gut gehen kann? Und ob sich Quaschning mal Gedanken gemacht hat, woher die Solarpaneele alle kommen, inklusive wichtiger Komponenten für die Windkraftanlage. Das kann wie gesagt nur Satire sein.
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Womit wir auch schon beim nächsten Stichpunkt wären. Nach der Solarbranche bläst China jetzt zum Angriff auf die Windindustrie. Die Welt in einem Bezahlartikel:
“Jetzt könnte die chinesische Industrie erneut das Geschäft mit der deutschen Energiewende machen. Der Grund: Peking hat gewaltige Produktionskapazitäten auch für Windturbinen errichten lassen. Das bringt sogenannte Skalen-Effekte, also Größenvorteile in der Produktion mit sich. Die Windturbinen sind dann schlicht billiger. „Mehr als 50 Prozent aller Windkraftanlagen weltweit werden derzeit in China installiert“, warnte Siemens-Gamesa-Chef Eickholt: „Dort entstehen Kapazitäten, die uns Skalen-Nachteile bescheren.“ Die Sorge des Siemens-Managers: Ist der chinesische Heimatmarkt erst einmal ansatzweise gesättigt, werden sich Chinas Riesenfabriken ein Ventil suchen, und dieses Ventil heißt Export.
Eine weitere, einseitige Abhängigkeit von China
In Serbien, Rumänien und Italien wurden erste Windräder chinesischer Herkunft bereits gebaut. Auf Sizilien testet auch der deutsche Energieriese RWE eine Anlage des chinesischen Herstellers Goldwind. Am deutschen Turbinenbauer Vensys im Saarland hält der chinesische Marktführer bereits die Mehrheit. Schon heute enthalten Windkraftanlagen aus deutscher Produktion zu 60 bis 70 Prozent Komponenten aus China. Viele Guss- und Schmiedeteile sind in Europa gar nicht mehr zu bekommen. Künftig liefern die Asiaten womöglich gleich die ganze Turbine. Bei der Jahrhundertaufgabe des klimaneutralen Umbaus der europäischen Energieversorgung droht eine weitere, einseitige Abhängigkeit von China.”
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Die britische Regierung überdenkt die eigenen Klimaziele. Im Mittelpunkt u. a. PKW mit Verbrennermotoren. Die Zeit:
““Dieser Realismus bedeutet nicht, dass wir unseren Ehrgeiz verlieren oder unsere Verpflichtungen aufgeben müssen“, teilte Sunak mit. „Ich bin stolz darauf, dass Großbritannien in Sachen Klimawandel weltweit führend ist.“ In einer ersten Reaktion auf den BBC-Bericht hatte Sunaks Büro mitgeteilt, der Ansatz der Regierung „wird immer pragmatisch sein und sicherstellen, dass die Kosten nicht auf hart arbeitende Familien abgewälzt werden“.
Umstellung auf Elektroautos verzögern
Laut der BBC könnten den Plänen zufolge neue Fahrzeuge mit reinem Benzin- oder Dieselmotor noch bis 2035 verkauft werden dürfen, statt wie bisher geplant nur bis 2030. Insgesamt acht Maßnahmen zum Klimaschutz könnten gekippt werden, wie beispielsweise das Ende der Neuinstallation von Gasheizungen bis 2035 und geplante Regeln zur besseren Energieeffizienz von Häusern, hieß es.”
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Die Chinesen rollen den europäischen Automarkt auf. Dabei ebnet die EU ihnen den Weg durch immer drastischere Regulierung. Die Wiwo:
“Die Unterstützung des Staates ermöglichte es einigen Konzernen, zu Schwergewichten der Branche aufzusteigen. So etwa CATL als weltgrößter Hersteller von Batterien für E-Autos oder BYD, der Konzern, der dieses Jahr Volkswagen als bestverkaufte Marke in China verdrängt hat. Die Vorteile Chinas bei Kosten und Lieferkette haben ausländische Firmen angelockt, die auch in China produzieren. Bekanntestes Beispiel ist Tesla. Der E-Auto-Konzern aus den USA hat 2022 in seiner riesigen Fabrik in Shanghai mehr als 700.000 Fahrzeuge gebaut, was der Hälfte seiner gesamten Produktion entspricht. Auch BMW und Renault bauen in China für den Export bestimmte Autos.”
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Jürg Grossen, einer der führenden Grün-Politikern der Schweiz, hat in einem Interview unhaltbare und irreführende Äusserungen zur Energiewende gemacht. Alex Reichmuth stellt die Fakten im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/so-fuehrt-glp-chef-juerg-grossen-die-offentlichkeit-hinters-licht) richtig.
So führt GLP-Chef Jürg Grossen die Öffentlichkeit hinters Licht
In einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen hat Jürg Grossen, Berner Nationalrat und Präsident des Lobbyverbandes Swissolar die Energiewende verteidigt (siehe hier). Der Präsident der Grünliberalen Partei nahm dabei Stellung zu den steigenden Strompreisen, den drohenden Versorgungslücken und der Zuverlässigkeit von Sonnenstrom. Dabei machte Grossen mehrere irreführende Aussagen. Der «Nebelspalter» stellt richtig.
- Auf die Feststellung der Interviewer, dass der Strom unter anderem wegen des Netzausbaus für erneuerbare Energie teurer werde, sagt Jürg Grossen: «Das Netz muss vor allem erneuert und ausgebaut werden, weil es überaltert ist. Und ja, es gibt auch Ausbaubedarf bei grösseren Solaranlagen, dieser betrifft aber nicht Wohngebäude.»
→ Das Netz kann nicht «überaltert» sein, da Kupferdrähte ihre Leitfähigkeit nicht verlieren. Richtig ist, dass das Netz für viel Geld an die dezentrale Produktion und die volatilen Stromflüsse angepasst werden muss, die mit der Zunahme von Wind- und Sonnenstrom einhergehen. Christian Schaffner, Leiter des Energy Science Centers an der ETH Zürich, sagte gegenüber der NZZ, dass die Stromproduktion künftig stündlich, täglich, wöchentlich und saisonal schwanke. Um diese Volatilität auszugleichen, müsse das Netz auf allen Zeitskalen flexibler werden (siehe hier).
Mehr dazu im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/so-fuehrt-glp-chef-juerg-grossen-die-offentlichkeit-hinters-licht).
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Martin Schlumpf berichtet am 18. September 2023 im Nebelspalter:
Mehr Opfer wegen Hitzewellen? Fehlanzeige – Schlumpfs Grafik 82
Vor kurzem hat «Nebelspalter»-Redaktor Alex Reichmuth eine neue ETH-Studie kritisiert, die von der Hochschule unter dem Titel «Hitzewellen werden häufiger und tödlicher» angekündigt worden ist (siehe hier). Der «Nebelspalter»-Beitrag führt mehrere Quellen an, die der Behauptung der ETH-Studie, es gebe immer mehr hitzebedingte Todesfälle, widersprechen. Ich gehe hier nur auf die für die Schweiz relevante Studie des Swiss TPH (Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut) genauer ein und stelle dann das Thema in einen erweiterten Kontext der allgemeinen Sterblichkeit in der Schweiz.Was wichtig ist:
– In der Schweiz geht die Zahl hitzebedingter Todesfälle seit dem Jahr 2000 tendenziell zurück.
– Es gibt im Winter mehr Todesfälle von Menschen über 65 Jahren als im Sommer.
– Die Zahl der Todesfälle pro 100’000 Einwohner sinkt seit Jahrzehnten.
Es ist unbestritten, dass Hitzewellen in der Schweiz häufiger vorkommen als früher. Die Annahme, dass damit auch die Zahl der dadurch verursachten Opfer gestiegen ist, ist aber falsch.
Das Swiss TPH hat im Juli im Auftrag des Bundes einen sogenannten Synthesebericht «Monitoring hitzebedingte Todesfälle 2000 bis 2022» publiziert (siehe hier). Darin wird die Anzahl Todesfälle, die «statistisch auf die Hitzebelastung in der Schweiz zwischen Mai und September zurückzuführen sind», aufgelistet und diskutiert.
Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.
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Jan Geert Hiddink, Professor of Marine Biology, Bangor University, auf The Conversation:
Seabed trawling’s impact on the climate may be wildly overestimated – new study
You might remember newspaper articles in 2021 claiming that towing nets over the seabed to catch fish (known as bottom trawling) releases as much carbon as all flights taken each year. It turns out that the assessment behind this claim overestimated how much CO₂ is released in the process of bottom trawling by 100 to 1,000 times.
Bottom-trawl fishing supplies one-quarter of fish landings globally and, as it occurs worldwide, is by far the most extensive way in which people disturb the seabed. Towing nets, chains and other heavy metal trawl gear along the seabed kills some of the clams, worms and starfish that live within it, but it also mixes and resuspends sediment in the water.
Globally, 1.75 times more carbon is stored in the sediment of the seabed than all the soil on land. Disturbing this carbon could increase CO₂ concentrations in the water, and in shallow well-mixed waters, where around half of trawling activity is concentrated, this CO₂ may be released to the atmosphere.
While preventing bottom trawling from disturbing the seabed could reduce the emissions driving climate change, how much CO₂ it would prevent is uncertain – and previous predictions are likely to be overestimates.
Modelling the effect of trawling
Once a trawl throws up sediment into the seawater, animals and microbes consume and convert the organic material into CO₂. A widely publicised study published in 2021 modelled the effect of bottom trawling on the carbon stored in the seabed and predicted that a similar amount of CO₂ is released annually as a result as all global air travel.
This amount didn’t seem plausible to me and my collaborators at the time. An earlier review of 49 studies investigating how much carbon was stored in the seabed after trawling had found mixed results: 61% of the studies reported no difference, 29% reported less carbon and 10% even reported more carbon.
This prompted us to look at the model used by the authors of the 2021 study to identify what caused this discrepancy. We found that an assumption they had made about the carbon cycle was incorrect.
Organic carbon in the sediment consists of different fractions. The freshest fraction has recently settled from the water and consists of algae and recently dead animals. Most of this fraction is highly reactive, meaning that it is readily consumed by invertebrates and bacteria living in the seabed and then returned to the water as CO₂. But a small fraction is not easy to digest because it consists of largely inedible material, such as bones. This unreactive organic carbon is what is buried and forms the seabed’s carbon store.
The authors of the 2021 study asked how much bottom trawling contributes to releasing this buried carbon into the water as CO₂ (a process scientists call remineralisation). Their model assumed that the buried carbon is highly reactive and is converted to CO₂ very quickly. If that was correct, up to 60% of the organic carbon disturbed by a single trawl passing would be converted to CO₂. But if this carbon was really so reactive, microbes and seabed animals would have consumed it already, and it would not have been buried.
Biogeochemists have found that organic carbon buried in the sediment typically degrades much slower. And so, these results seem highly implausible. Using the much slower rates of decay that are appropriate for buried carbon, we showed that the approach used by the authors of the 2021 study overestimates the amount of buried organic carbon released as CO₂ by 100 to 1,000 times.
Credit for nothing
Why does clarifying the climate consequences of bottom trawling matter?
Some governments are considering banning bottom trawling and creating carbon credits to represent the quantity of CO₂ averted in order to offset other activities. You might have seen a similar option to pay for someone to plant trees to offset the emissions from a flight you’re planning to take.
But if the carbon emissions caused by trawling are overestimated then these carbon credits could increase CO₂ emissions overall by justifying more pollution elsewhere. Because most of the CO₂ reduced by curtailing trawling is likely to be imaginary, treating it as an offset threatens to exacerbate the climate crisis. The management of bottom trawling might be a good idea for other reasons of course, such as protecting endangered habitats and vulnerable species that live on the sea floor.
But managing bottom trawling to benefit the climate requires estimates of the relevant carbon emissions involved that are at least of the correct order of magnitude. Research has so far not been able to supply those because our understanding of the mechanisms through which bottom trawling affects seabed carbon is very limited. Researchers need to, among other things, study the effects of different trawls in different environments, examine how seabed invertebrates mix the sediment and what happens to carbon once it is thrown up into the seawater.