Waldbrände in Kanada

Außergewöhnliche Wetter-Situationen sind dieser Tage auch immer die Stunde der Attributionsforscher. Kanada leidet auch dieses Jahr unter Waldbränden. Grund ist die anhaltende Trockenheit. Nach einer Studie hat der Klimawandel dazu geführt, dass sich die Wahrscheinlichkeit für Waldbrände in Kanada verdoppelt hat. 

“Extreme wildfire conditions in Canada have been fueled by intense, spatially extensive and persistent fire-conducive weather conditions, known as fire weather, which has been observed since the beginning of May throughout the country. Canada has experienced its warmest May-June period since 1940, beating the previous record set in 1998 by a huge margin (0.8°C). At the national scale, relative humidity was also very low. The warm and dry conditions, together with continuous southeasterly winds fueled extensive fire spread in Alberta, British Columbia, central Saskatchewan and southwestern portions of the Northwest Territories.  

There are at least 17 direct fatalities linked to the fires, more than 150,000 people have been evacuated, and at least 200 structures, including homes, were damaged in the fires (AP News, 2023). The Canadian wildfires have severely impacted air quality locally in Canada, and in the neighbouring United States with Air Quality Index (AQI) values frequently exceeding safe levels in the midwest and northeast USA, and in some cases approaching record levels (e.g. on June 7th AQI reached 341 in New York City, considered hazardous for all residents) (CNBC, 2023). Similarly, in southern Ontario, including the cities of Ottawa and Toronto, air quality reached the “very high risk” level forcing officials to cancel public events and reduce hours for outdoor public services. Schools remained closed for several days in many states, including Nova Scotia, New York, New Jersey, and Connecticut.” 

Die offiziellen Waldbrandstatistiken des Landes zeigen diesen vermuteten Trend aber nicht an. Statista listet sie auf. Streng genommen nimmt der Trend bei der Anzahl der Brände bis 2022 sogar ab. Für 2023 werden die Zahlen wieder ansteigen bis zum 23.08.2023 wurden fast 6.000 Feuer gezählt. Das wird dann aber immer noch unter den Zahlen von 2006 liegen. 

Nun sagt die Studie nicht, dass sich die Zahl der Waldbrände verdoppelt hat, sondern die Wahrscheinlichkeit. Das ist natürlich etwas anderes, was aber schwer zu greifen ist, denn am Ende zählen die Brände und die Schäden, die sie verursachen. Im Falle von Kanada kommen erschwerende Umstände dazu. Anders als in Europa können dort Waldbrände natürliche Auslöser haben, sprich Blitze. Das schließt Brandstiftung nicht aus, sondern erweitert die Zündquellen. Auf 50% natürliche Ursachen kommt ein Bericht bei CBS. Jörg Kachelmann ging schon im Juni 2023 von vorsätzlicher Brandstiftung im Kölner Stadtanzeiger aus. Seinerzeit brannte es im Osten des Landes und der Rauch zog bis in die USA. 

“Auch für die vermehrte Zahl an Waldbränden im Osten Kanadas geht Kachelmann von der Ursache Mensch aus. Er twitterte eine Satellitenaufnahme der Feuer an der Ostküste, die die einzelnen Brandherde zeigt. Innerhalb einer Stunde habe es an mehr als zehn Orten gebrannt, schreibt Kachelmann. Gewitter könnten nicht als Brandursache infrage kommen, denn dies decke sich nicht mit der Wetterlage zu diesem Zeitpunkt.  

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Kachelmann geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus und meint, zu diesem Zeitpunkt sei auch klar gewesen, wohin der Rauch ziehen würde, nämlich zur Ostküste der USA. „Ich habe eine solche Massenbrandstiftung noch nie gesehen und es ist sehr spannend“, schreibt der Schweizer weiter.” 

Er vermutete sogar Brandstiftung, um bestimmte Bilder in den Medien zu erzeugen. Das ZDF berichtet im Auslandsjournal über die Brände und lässt Zeke Hausfather zu Wort kommen. Er erwähnt auch die letzten 3 La Nina Jahre, die eine Steigerung der Erwärmung verzögert hätten. Das ist insofern bemerkenswert, weil solche natürlichen Klimaantriebe in vielen Berichten nicht vorkommen. Hausfather beschreibt eine Mischung als Emissionen durch die Menschen und solchen Antrieben als Kombination. Die Sendung ist noch bis zu 23.11.2023 in der ZDF-Mediathek zu sehen. 

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Irgendwie scheint es der SPD nun doch zu dämmern, dass Deutschland ein Industrieland ist. Sie muss laut Tagesschau nur noch den Kanzler überzeugen. 

“Mit einem konkreten Konzept für einen Industriestrompreis will die SPD im Bundestag die Bedenken von Kanzler Olaf Scholz gegen eine solche staatliche Subvention ausräumen.  

Der geschäftsführende Fraktionsvorstand will heute ein Positionspapier beschließen, nach dem für ausgewählte Branchen der Strompreis vor Steuern und Umlagen für mindestens fünf Jahre auf fünf Cent pro Kilowattstunde begrenzt werden soll. Die Differenz zum durchschnittlichen Börsenstrompreis, der derzeit bei etwa 8,95 Cent liegt, soll der Staat übernehmen.  

Anfang kommender Woche soll dann die Fraktion bei ihrer Klausurtagung in Wiesbaden über das Konzept entscheiden, das der Nachrichtenagentur dpa und den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt.” 

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Ist der Blattspitzenlärm bei Windkraftanlagen Infraschall? Ein YouTube-Video erklärt die technischen Zusammenhänge. 

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Mike Zeitz hat bei Spektrum einen Artikel über die Einleitung von Wasser aus dem havarierten Kernkraftwerk Fukushima ins Meer verfasst. 

“Die Diskussion um Nuklearsicherheit ist komplex; die Abwässer der havarierten Anlage sind dabei bloß ein Nebenschauplatz. Atomkraft schneidet im Hinblick auf Sicherheit üblicherweise weit besser ab als andere Energieträger. Die tödlichste Energie stammt aus Kohleverbrennung. Diese setzt neben dem bekannten CO2 und jeder Menge Schadstoffe wie Stickoxiden, Schwermetallen und Feinstaub ironischerweise mehr Radioaktivität frei als Atomkraft. Die Entscheidung, bestehende Atomreaktoren abzuschalten, um dafür Kohlemeiler länger am Netz zu lassen, ist deswegen rational nur schwer zu fassen. 

Richtig ist aber auch: die Katastrophe von Fukushima wäre vermeidbar gewesen, wären nicht vom Baubeginn 1967 an immer wieder bekannte Defizite ignoriert worden. Die Aufarbeitung der Geschehnisse von 2011 wurde deswegen entsprechend misstrauisch beobachtet. Japan muss in einem schmerzhaften und kostspieligen Prozess die Folgen der Versäumnisse schultern. Die Atomenergie allgemein trägt schwer am Vertrauensverlust durch ihre lange Historie vertuschter Sicherheitsmängel.” 

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Beitrag von Reinhard Storz:

Klimaforschung durch Analyse von Stalagmiten

Eine weitere Möglichkeit Fakten über das Klima der Vergangenheit zu ermitteln ist die Erforschung von Stalagmiten. Diese entstehen in Höhlen durch eindringendes Niederschlagswasser, welches, durch zuvor aus der Luft aufgenommenes CO2  auf dem Weg durch das Gestein in die Höhle, Kalkstein auflöst. In der Höhle kommt es zum Ausgasen des CO2  sowie Verdunsten des Wassers und das im Tropfen gelöste Kalziumkarbonat CaCO3 bleibt ausgefällt als Ablagerung zurück. 

In dieser Ablagerung sind neben Kalk auch andere Elemente enthalten, wie Uran und Sauerstoff. Und die ermöglichen eine Datierung der Ablagerungsschichten mit der Uran- Thorium Methode bzw. der O16 / O18– oder auch der C12 / C13-Methode. Je nach den herrschenden klimatischen Bedingungen werden diese Elemente in unterschiedlicher Menge in die Ablagerungen eingebaut und dokumentieren so das Klima, die herrschenden Temperaturen und den Niederschlag der vergangenen Jahrhunderte und Jahrtausende, mit großer Genauigkeit in den dünnen Schichten. Und da es weltweit derartige Höhlen mit Stalagmiten gibt, kann auf diese Weise das Klima der ganzen Erde  rekonstruiert werden. Als Beispiel mögen die Ergebnisse aus der Spannagel-Höhle bei Hintertux in Tirol dienen. Dazu wird berichtet:

Gemeinsam mit Innsbrucker Geologen ist es den Wissenschaftlern um Nicole Vollweiler und Professor Augusto Mangini gelungen, das Klima der letzten 9.000 Jahre zu rekonstruieren, indem sie die Proben aus drei Stalagmiten analysierten, die alle aus demselben Gang der Spannagel-Höhle stammen. Die Kurve zeigt eine deutliche Variabilität des Klimas mit Warmphasen vor 7.500 bis 6.500 Jahren (holozänes Klimaoptimum), vor 3.800 bis 3.600 Jahren, vor 2.200 Jahren (römerzeitliches Klima-optimum) und vor 1.200 bis 700 Jahren (mittelalterliches Klimaoptimum).

Den Warmphasen gegenüber stehen kühlere Perioden vor 7.900 bis 7.500 Jahren, vor 5.900 bis 5.100 Jahren, vor 3.500 bis 3.000 Jahren und vor 600 bis 150 Jahren (kleine Eiszeit).

Quelle: https://www.scinexx.de/dossierartikel/stalagmiten-helfen-klimaforschern/

Der konstante Bildungsprozess erzeugt einen idealen und zuverlässigen Klimakalender. In den Ergebnissen der Untersuchungen der Stalagmiten finden sich auch die bei der Untersuchung von Eisbohrkernen in Grönland gefundenen, starken Klimaschwankungen wieder, die als Dansgaard- Öschger -Ereignisse bekannt wurden.

Quelle: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel/klimaforschung/klimarekonstruktion/tropfsteine

Forschungsergebnisse aus einer Höhle in Marokko werden wie folgt beschrieben:

Die Untersuchungsergebnisse der nordwestmarokkanischen Tropfsteinhöhle wurden mit Niederschlagsrekonstruktionen anhand von Höhlensintern aus der Bunkerhöhle, ebenfalls im Sauerland gelegen, verglichen. Dabei konnten die Klimaforscher erstmals die Nordatlantische Oszillation über 11.000 Jahre zurückverfolgen, also bis zum Beginn der jetzigen Warmzeit. Der längste Rückblick ging bisher nur über 5.200 Jahre. »Im frühen Holozän vor 11.000 Jahren sehen wir erstaunlicherweise eine ganz andere Situation als heute. Die Wetterlagen in Europa und Marokko verliefen parallel, also feuchtes Wetter in Europa bedeutete auch stärkere Niederschläge in Marokko«, so Wassenburg. Diese »positive Korrelation« muss sich im Lauf der Jahrtausende vom frühen bis zum mittleren Holozän verändert haben.

Quelle: https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/stalagmiten-liefern-palaeo-klimadaten-3563/

Um bessere Informationen über das klimatische Phänomen „ El Niño und La Niña“ in der Vergangenheit herauszufinden, wurden mit neuesten Methoden Untersuchungen in einer Höhle in Neuseeland durchgeführt. Darüber wird folgendes berichtet:

Zudem hat das Team Umweltüberwachung und Laborexperimente genutzt, um quantitative Ersatzwerte und innovative Analyseinstrumente herauszuarbeiten. „Getestet haben wir die Instrumente in einer der Höhlen der Waitomo Caves, weil diese Umgebung sensibel auf die Dynamik von El Niño und Southern Oscillation reagiert: Der Wechsel zwischen El Niño und La Niña ist dort lokal, aber auch global spürbar. Wenn wir also das Verhalten der Vergangenheit besser verstehen, könnten sich anstehende Veränderungen im Zusammenhang mit der Erderwärmung besser vorhersagen lassen“, erklärt Breitenbach.

Quelle: https://cordis.europa.eu/article/id/418081-cave-formations-uncover-hidden-history-of-past-climates/de

Forschungsergebnisse, die auf Proben aus der Tropfsteinhöhle Jiangjun im Südwesten Chinas basieren zeigten folgendes Ergebnis:

Reaktion des Monsunklimas auf Schmelzwasser in der vorletzten Kaltzeit

Dramatischere Folgen machten die Messungen der mikroskopisch kleinen Wassermengen sichtbar, die in den Stalagmiten eingeschlossen waren. Demnach verringerten die großen Mengen an Schmelzwasser, die vor 133.000 Jahren in den Atlantik austraten und die Ozeanzirkulation quasi zum Erliegen brachten, die Intensität der Regenfälle des Indischen Sommermonsuns in Südwestchina drastisch. „Die Studie entschlüsselt in noch nie dagewesener Detailtreue, wie das Monsunklima damals auf die Schmelzwasserimpulse reagierte. Wir haben damit einen großen Schritt vorwärts gemacht, um die globalen Folgen des heutigen vom Menschen verursachten Klimawandels besser zu verstehen“, fasst Hubert Vonhof die Ergebnisse zusammen.

Quelle: https://www.mpic.de/5079291/stalagmiten-kronzeugen-monsun

In der Zeitschrift Spectrum wurde folgender Text zu Forschungsergebnissen an Proben aus einer Höhle in Belize veröffentlicht:

Stalagmiten: Klimaarchive mit hoher Auflösung

Mithilfe eines Stalagmiten aus einer Höhle in Belize konnten Forscher präzise die El-Niño-Ereignisse der vergangenen 30 Jahre rekonstruieren. Die Kohlenstoff-Isotope in dem Tropfstein spiegeln demnach das Wachstum des darüberliegenden Waldes wider, das seinerseits empfindlich auf kurzzeitige Klimaschwankungen reagiert.

Die Wissenschaftler um Amy Frappier von der University of New Hampshire hatten dem Stalagmiten in Abständen 20 Mikrometern rund 1300 Proben entnommen. Diese reflektierten nicht nur die alljährliche Trockenzeit, sondern auch die El-Niño-Ereignisse von 1974, 1983, 1988 und 1999. Damit könnten tropische Tropfsteine zu den wichtigsten terrestrischen Klimaarchiven in den Tropen werden.

Quelle: https://www.spektrum.de/news/stalagmiten-klimaarchive-mit-hoher-aufloesung/606445

Wie wir aus der folgenden Graphik erkennen, stieg die Temperatur nach dem Ende der Eiszeit noch weiter an, um dann vor 6000 Jahren langsam wieder zurückzugehen. Am rechten Ende der Graphik der gegenwärtige Temperaturanstieg.

Dazu folgende Einordnung:

Der Großteil des Holozäns war etwas wärmer als das 20. Jahrhundert.

Aufgrund seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung wird die derzeitige Warmzeit als eigene erdgeschichtliche Epoche, das Holozän, vom Rest des Pleistozäns abgetrennt. Im Holozän schwankte die globale Mitteltemperatur nur noch um weniger als 1° C, regional sowie in höheren geografischen Breiten auch um einige Grade. Trotzdem sind zwei unterschiedliche Abschnitte zu erkennen (Abb. 1): Ein (vor allem im Sommer) wärmeres Frühholozän als heute und ein von einigen Jahrtausenden relativ kontinuierlicher Abkühlung geprägtes Spätholozän. Erst ganz am Ende der Zeitachse, im 20. Jahrhundert, erfolgte die Trendwende zu einer Wiedererwärmung, die teilweise auch anthropogen verursacht ist.

Quelle: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel/klimavergangenheit/palaeoklima/12.000-jahre

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