Diese Studie ist echter Sprengstoff. Die Ergebnisse des Fraunhofer Instituts ISI, das sich mit der Wasserstoffproduktion in Europa beschäftigt hat, sehen für Deutschland im Jahre 2050 die Bedeutungslosigkeit bei der Wasserstoffproduktion vor. Die FR berichtete.
“In einem perfekten Binnenmarkt läge die Kapazität der Elektrolyseure, die in Deutschland wirtschaftlich betrieben werden könnten, im Jahr 2050 bei null. Größter Produzent von grünem Wasserstoff wäre ausgerechnet Frankreich. Für die EU wäre es am kostengünstigsten, ihren Wasserstoffbedarf komplett selbst zu decken. Importe wären weder nötig noch wirtschaftlich. Würden Ammoniak, Ethylen und Eisenschwamm importiert und nur die weiteren Verarbeitungsschritte in der EU stattfinden, könnte der Wasserstoffbedarf um ein Drittel sinken – mit deutlichen Unterschieden für den Ausbau des Energiesystems.”
Der große Gewinner wird Frankreich sein. Es ist interessant, dass in den Top 7 4 Länder vertreten sind, die auf Kernenergie setzen. Sie sieht die Studie die Wasserstoffkapazitäten im Jahre 2050.
“Frankreich (130 GW)
Spanien (120 GW)
Großbritannien (70-80 GW)
Norwegen (70 GW)
Dänemark (50-60 GW)
Polen (50 GW)
Finnland (20-70 GW)“
Allerdings geht man beim Gewinner Frankreich nicht davon aus, dass der Strom vorwiegend aus der Kernenergie stammt. Es scheinen eher die günstigen Windbedingungen zu sein.
“Gleichzeitig nimmt die Fraunhofer-Studie an, dass die Stromproduktion der französischen AKW von 360 Terawattstunden im Jahr 2021 auf 206 Terawattstunden zur Mitte des Jahrhunderts zurückgeht. Plausibel ist das nur, wenn man annimmt, dass alte Meiler weitaus schneller stillgelegt als neue errichtet werden. Bei höheren Anteilen von Atomstrom wären die Elektrolysekapazitäten wohl geringer, schätzt Fleiter.”
Was mögen solche Studien bei deutschen Politikern hervorrufen, die immer noch davon träumen, dass in Deutschland ein Hochlauf der Wasserstoffproduktion geschehen wird? Die Prognose zerstört diese Hoffnung.
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Luisa Neubauer von Fridays For Future kritisiert laut Tagesschau die “Letzte Generation”.
“Sie glaube aber, „dass es ein Missverständnis darüber gibt, wie Wandel passiert und wie man ihn beschleunigt“. Wenn man sich zum Beispiel für ein Tempolimit einsetze, sei es wirkungsvoller, „eine Runde FDP-Wähler zu finden, die sich davon überzeugen lässt und dafür einsteht, als noch eine Straßenblockade“.
Es gebe zwar „Momente, in denen disruptiver Ungehorsam total wirksam sein kann“, gab sich Neubauer überzeugt. „Aber wir haben bislang keinen Anlass, davon auszugehen, dass er kategorisch wirksamer ist“, fügte sie hinzu. „Und wir müssen bedenken, dass gewisse Aktionen Menschen und politische Entscheidungsträger im schlimmsten Fall auch abschrecken können.“”
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Blackout in Österreich, der Grund war die Einspeisung von Solarstrom. Betreiber missachteten die Höchstgrenzen. Die Kleine Zeitung berichtet.
Das zeigte die Ursachenforschung nach einem totalen Stromausfall Anfang Juni im Raum Region Steyr. Gleich mehrere Betreiber hatten die Begrenzungen ihrer Anlagen ignoriert. Dadurch überhitzte die Trafostation, die Sicherheitseinrichtungen schalteten die Station selbstständig ab. Die Ortschaft konnte mehrere Stunden lang nicht mit Strom versorgt werden. Betroffen waren nicht nur Haushalte, sondern auch die Feuerwehr, die Gemeinde, eine Arztpraxis, eine Tankstelle und weitere Betriebe. „Das Ignorieren der Vorgaben kann so zu einem Versorgungs- und letztlich zu einem Sicherheitsproblem werden“, warnt die zuständige Netz Oberösterreich GmbH.
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Die Golfstromwelle: Axel Bojanowski blickt auf seinem Blog noch einmal zurück auf einen Evergreen. Bereits in den 1990er Jahren sollte er schlapp machen und seitdem geistert der Golfstrom wie ein Zombie durch die Medien.
“Wichtigstes Phänomen des medialen Golfstrom-Rituals ist der ewige Widerspruch zum Bericht des UN-Klimarats, der alle paar Jahre das Klimawissen zusammenfasst.
Die schlagzeilenmachenden Studien der vergangenen 30 Jahre zum voraussichtlichen Kollaps konnten nie dafür sorgen, dass der Klimarat IPCC seine zurückhaltende Bewertung des Risikos im nächsten Klimareport geändert hätte.
“Der Lebensnerv Europas könnte in naher Zukunft versiegen”, schrieb der “Spiegel” 1991 über den Golfstrom. „Leute, die glauben, dass uns der Treibhauseffekt ein wärmeres Klima bringt, sind auf der falschen Spur“, zitierte das Magazin einen Meeresforscher.
Ein paar Jahre später schien die Strömung kollabiert: “Exakt dieser Umschlag ist nun offensichtlich wie eine klirrende Faust über die Republik hereingebrochen”, schrieb der “Spiegel” im Januar 1997.”
Allerdings war beim neuesten Auftauchen des Untoten in diesem Jahr etwas anders. Zahlreiche Wissenschaftler erhoben Zweifel an der Theorie zweier dänischer Forscher und hatten schon erhebliche Zweifel an der neuen Theorie. Wir berichteten.
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Hat die Anzahl globaler Wetterkatastrophen zugenommen? Die Antwort gibt eine Studie, die Roger Pielke Jr. auf seinem Blog bespricht.
“A new peer-reviewed paper out this week by Alimonti and Mariani asks whether global disasters have increased. Their answer is that they have not (and if the name sounds familiar, it is the same Alimonti whose paper is being improperly retracted — more fresh info on that in the coming days).
As I read their paper today I noticed that the time series they reported from the EM-DAT database looked a bit different than that I had last explored and presented here at THB late last year. So today I downloaded the most recent data from EM-DAT, and indeed there has been some changes to the most recent three years, presumably due to late entries into the database (however I will enquire as all post-hoc dataset updates should be documented). EM-DAT has been funded since the late 1990s by the U.S. Agency for International Development.”
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Die Bundesnetzagentur plant nach Angaben der Tagesschau eine Reform der Strompreise.
“Bislang würden Regionen, die besonders auf Windkraft setzten, finanziell besonders stark belastet. Bundesländer im Norden – mit einer vergleichsweise hohen Produktion erneuerbarer Energien – sehen sich aktuell benachteiligt, weil sie durch den notwendigen Netzausbau höhere Kosten als im Süden Deutschlands zahlen. „Ich treffe keinen Energieminister in den Bundesländern, der dieses historisch gewachsene System noch gutheißt“, sagte Müller. Schließlich seien auch Regionen in Süddeutschland betroffen, in denen viele Windräder aufgestellt und ans Netz angeschlossen würden.
Sein Eindruck sei, dass die Energieminister aller Bundesländer hinter seinen Reformplänen stünden. „Denn es liegt auf der Hand, dass wir den Erneuerbaren-Ausbau belohnen sollten. Ich kann den Frust vieler Bürger und Regionen darüber gut verstehen.“”
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Leserpost:
Eine kurze Anmerkung zum Interview mit Frau Ritchie in der Welt, das im Blog am 11.08.2023 erwähnt wurde:
- Als Statistikerin sollte man sich exakt ausdrücken! Die Aussage: „Ja, China baut noch neue Kohlekraftwerke, aber sehr viel weniger als in der Vergangenheit.“ könnte sich zwar prinzipiell auf die Anzahl an Anlagen beziehen. Ob die Aussage dann stimmen würde, habe ich nicht überprüft, da die Aussage dann bedeutungslos wäre. Denn es kommt auf die elektrische Leistung an, die die Anlagen zur Verfügung stellen (können). Bzw. für Frau Ritchie auf den Kohlendioxidausstoß, der aber für eine gegebene Anlage linear mit der elektrischen Energieumwandlung „Chemisch zu Elektrisch“ gekoppelt ist.
Schaut man sich also die installierten bzw. geplanten und im Bau befindlichen Leistungen der „Kohlekraft“ in China an, so sieht man auf der Webseite des „globalenergymonitor“, dass die Kapazität der verfügbaren Kohlekraftwerke, wenn man die Kategorien „operating“ (in Betrieb), „announced“ (angekündigt), „pre-permit“ (vorgenehmigt), „permitted“ (genehmigt) und „construction“ (im Bau) addiert, zwar von 2014 bis 2017 tatsächlich abgenommen hat, seit 2017 aber wieder deutlich ansteigt.
Zwar könnte sie gemeint haben, dass der „Netto – Zubau“, also die zugebaute abzüglich der außer Betrieb genommenen Leistung der Kohlekraftwerke abnimmt (gleichwohl immer noch positiv ist). Das ist seit 2006 unter Schwankungen tatsächlich so (auf der oben verlinkten Website etwas herunterscrollen). Aber das hat sie eben nicht gesagt! Nochmal: Als Statistikerin sollte man sich unmissverständlich ausdrücken!
- Was geflissentlich verschwiegen wird, ist der Gesamtanteil aller „Erneuerbaren“ (dazu zählen auch die Grundlastfähigen, hauptsächlich Wasserkraftwerke, Biomasse und Geothermie, nicht nur „Wind“ und „Solar“) am gesamten Primärenergieverbrauch in China.
Dabei sieht es in 2022 so aus, dass alle „Erneuerbaren“ gemeinsam im Jahr 2022 in China eine Primärenergiemenge von 1367 Terawattstunden (TWh) bereitgestellt haben. Absolut gesehen ist das viel. In Deutschland wurden im Jahr 2022 „nur“ ca. 562 TWh Primärenergie durch „Erneuerbare“ bereit gestellt. Aber die wichtige Bezugsgröße ist der Gesamtprimärenergiebedarf: Hier lag Deutschland in 2022 bei ca. 3296 TWh (Quelle siehe oben).
China lag hingegen bei 44275 TWh.
Anmerkung: Die Angaben in den Quellen sind teils direkt in TWh, teils aber auch in „Petajoule“( ) oder „Exajoule“ ( ). Die Umrechnung ist einfach:
1 TWh = 3,6 Petajoule = 0,0036 Exajoule.
Eine TWh entspricht 1 Milliarde kWh, wenn man eine „vertrautere“ Einheit haben will.
Der Rest ist „Dreisatz“.
Der Anteil an Erneuerbaren in Deutschland am Primärenergiebedarf lag also in 2022 bei 17,1% (Achtung: Biomasse und Wasserkraft sowie Geothermie sind mitgerechnet!). In China lag er dagegen bei vergleichsweise „kümmerlichen“ 3,1%, also fast 6 mal niedriger.
Und da liegt der Punkt! China hat diesbezüglich „noch Platz“. Meine Prognose ist: Die Chinesen werden nur solange volatile(!) „Erneuerbare“ zubauen, wie sie in der Lage sind, diese Volatilität im Gesamtsystem auszugleichen! Und das ist, so die sonstigen Bedingungen stimmen (Ertrag, Kosten, Umweltüberlegungen, etc.) auch vernünftig! Wobei gerade die Umweltüberlegungen in China wohl leider kaum eine Rolle spielen. Andererseits: Tun sie das bei uns?
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Kein Witz: In Brandenburg soll Wald gerodet werden, um Solarpanels zu installieren. Alex Reichmuth ist dem Fall im Nebelspalter nachgegangen.
Kahlschlag für Sonnenenergie
Die Erzeugung von erneuerbarer Energie geht zuweilen mit beträchtlichen Schäden für die Natur einher: Bei der Wasserkraft versinken ganze Bergtäler hinter Staumauern. Bei der Windenergie verstellen Türme, die Hunderte Meter gross sind, die Landschaft. Doch auch die Nutzung der Sonnenkraft hat deutliche ökologische Nachteile – zumindest, wenn man so vorgeht wie im deutschen Bundesstaat Brandenburg.
In der Nähe von der Ortschaft Hohensaaten, die zur Stadt Bad Freienwalde gehört und nordöstlich von Berlin liegt, soll Wald gerodet werden. Und zwar nicht zu knapp: 370 Hektaren sollen verschwinden. Das entspricht der Fläche von über 500 Fussballfeldern. Wo bisher Wald steht, sollen Industriebauten hinkommen. Und ein Solarpark.
Mehr dazu im Nebelspalter.