Chinesen überschwemmen Deutschland mit Solarzellen

Wer diese Überschrift im Spiegel liest wird sich denken, das ist doch völlig normal. Wo ist der Aufreger? Chinesische Hersteller dominieren halt den Markt. Wenn man allerdings das Jahr der Veröffentlichung liest, dann wird es interessant. Im Jahre 2008! schrieb Anselm Waldermann im Spiegel über die deutsche Solarindustrie. 

“Was die Sonnenfreunde vergessen: Die EEG-Gelder kommen immer seltener deutschen Firmen zugute. Die größten Hersteller von Solarzellen sitzen mittlerweile in Asien – und sie überschwemmen den deutschen Markt mit ihren Produkten. Das belegen aktuelle Zahlen des Branchenblatts „Photon“, die SPIEGEL ONLINE exklusiv vorliegen. Die Kernaussage: China hat Deutschland bei der Solarproduktion überholt und liegt nun erstmals auf Platz eins. 

Jahrelang galten die deutschen Ökofirmen als weltweit führend. Diese Zeiten sind vorbei. Laut „Photon“ wurden in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr Solarzellen mit einer Leistung von 875 Megawatt produziert. In China waren es dagegen 1200 Megawatt. Der globale Marktanteil der Chinesen schoss im vergangenen Jahr von 15 auf 28 Prozent. Der deutsche verharrte bei 20 Prozent (siehe Grafik).” 

Zu dieser Zeit koalierten die CDU/CSU und die SPD. Der Umweltminister war Sigmar Gabriel. Der Wirtschaftsminister hieß Michael Glos (CSU). Kanzlerin war Angela Merkel. Der Spiegel-Artikel erklärt noch einmal sehr anschaulich, wie es zu der Entwicklung kommen konnte, und zwar lange bevor Dolchstoßlegenden um die deutsche Solarindustrie gebildet wurden. So wie die Förderungen seinerzeit konzipiert war, war sie ein Booster für die chinesischen Hersteller, die kaum einen Heimatmarkt hatten. Deutschland oder soll man besser sagen deutsche Stromkunden haben also China erst richtig groß gemacht in Sachen Solar. 

“Das Besondere daran: In den asiatischen Herstellerländern gibt es keine oder kaum eine staatliche Förderung. Die Firmen verkaufen ihre Ware einfach auf subventionierten Märkten wie Spanien oder Deutschland. Suntech-Chef Zhengrong Shi spricht es offen aus: „Es gibt kaum einen chinesischen Markt. Wir hängen von euch ab.“ 

Möglich macht dies das deutsche EEG – es unterstützt ausländische Produzenten genauso wie heimische. Die Kosten tragen die Verbraucher: Über ihre Stromrechnung müssen sie für jede Kilowattstunde Sonnenenergie rund 47 Cent zahlen. In keinem Land der Welt wird Solarstrom so üppig gefördert. Zum Vergleich: Konventioneller Strom kostet an der Leipziger Energiebörse nur fünf Cent.” 

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An den Speichern hängt alles. Bei der Tagesschau wird das Thema der volatilen Stromerzeugung durch Wind und Sonne angesprochen. Sie belasten die Netze enorm. 

“Wer sich der Gemeinde Seckach im Norden Baden-Württembergs von oben nähert, sieht zwischen all dem ländlichen Grün immer wieder blau-graue Photovoltaik-Felder aufblitzen. Die Anlage des Mannheimer Energieunternehmens MVV Energie ist im Neckar-Odenwald-Kreis nicht die einzige Großanlage, dafür aber eine ganz besondere. Denn hier wird Strom produziert und gespeichert. „Das ist für uns die erste hybride Anlage mit Solar und Speicher“, betont der Vorstandsvorsitzende der MVV Energie, Georg Müller, bei der Eröffnung des hybriden Solarparks. 

Das Energieunternehmen will mit der Pilotanlage Erkenntnisse sammeln, wie Photovoltaik und Batteriespeicher miteinander funktionieren. Von der Notwendigkeit solcher hybrider Anlagen sind sie hier überzeugt: „Wenn wir bis 2030 80 Prozent des Stroms über Wind und Solar erzeugen wollen, dann müssen wir mit der Volatilität der Erneuerbaren Energien zurechtkommen. Strom und Wind wird dann nur erzeugt, wenn Sonne scheint und Wind weht. Also spielt Speicherung eine Rolle“, so Müller.” 

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Die Tagesschau zum Ausstieg von Vattenfall bei britischen Windkraftprojekten in der Nordsee. 
Kurzform: Es geht um Geld bzw. um noch mehr Geld. 

“Wie konnte das passieren? Vattenfall spricht das ausgesprochen offen an: „Die Förderung ist nicht an den Markt angepasst“, sagte Vattenfall-Chefin Borg. Der Konzern hatte mit der Regierung einen sogenannten „contract for difference“ abgeschlossen. Dieser Vertrag soll beide Seiten absichern. 

Das bedeutet einfach ausgedrückt: Wenn die Strompreise sehr hoch sind, wird die Regierung am Gewinn beteiligt. Sind die Strompreise sehr niedrig, fließt Geld an das Unternehmen. Doch diese Absicherung reicht offenbar nicht mehr, sagt Jess Ralston, Windkraft-Expertin der Beratungsgesellschaft Energy and Climate Intelligence Unit: „Andere Länder setzen vermehrt auf den Ausbau der Windkraft. Das Vereinigte Königreich steht im Wettbewerb. Die Regierung muss Signale setzten, um Investoren zu halten.”” 

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Was macht man, wenn es keine Waldbrände gibt, auf die man zeigen kann, keine Sommerhitze herrscht im eigenen Land? Man nimmt mit braunen Rasen vorlieb. Volker Quaschning erklärt bei Klimareporter braunen Rasen in Frankreich. Das ist in Zeiten, wo auch Frankreich mittlerweile einen verregneten Sommer hat, nicht das beste Timing, aber was soll es. Immerhin erfahren wir, dass Quaschnings Eltern CO2 emittiert haben durch lange Fahrten nach Südfrankreich.  

“Immer wenn ich braunen Rasen sehe, frage ich mich: Ist das noch normal? 

Inzwischen gehöre ich zur Ü50-Generation. Als ich Kind war, sind meine Eltern mit mir häufig nach Südfrankreich zum Zelten gefahren – weil es in Deutschland im Sommer dafür zu viel geregnet hat. 

Mit der Fahrt nach Südfrankreich verbinde ich Kindheitserinnerungen: Autobahnen kosten in Frankreich Geld. In Frankreich isst man Baguette. Und die Randstreifen in Frankreich sind trocken und verbrannt. Das Gras ist in Frankreich braun, in Deutschland grün. 

Doch inzwischen ist nichts mehr so, wie es früher war. Wir fahren mit unseren Kindern im Hochsommer nicht mehr nach Südeuropa, dort ist es uns mittlerweile zu heiß. Baguette gibt es heute auch in Deutschland, und in Deutschland ist der Rasen auch immer häufiger braun.” 

Vielleicht hätte er auch einfach sagen können, dass Rasen nach dem Sommer bisher immer wieder grün wurde? 

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Vince Ebert im Interview auf YouTube mit Marc Conrad über die Irrungen und Wirrungen der deutschen Energiepolitik. Aus dem Inhalt: 

00:00 Intro und Vorstellung  
02:45 Wie bist du Kabarettist geworden (als Diplom-Physiker) 
05:47 Ist es für dich als Kabarettist momentan herausfordernd?  
08:33 Was glaubst du, woher kommt der Deutschen ihr „Weltverbesserer“ Drang?  
12:02 Ist die Energiewende umsetzbar? 13:59 Ist unsere Politik ideologisch verblendet, was die Energiewende betrifft?  
16:35 Warum betreiben die Politiker trotzdem diese widersprüchliche Umsetzung?  
19:23 Wurdest du schon diffamiert für dein Buch?  
23:28 Glaubst du, die Politik gibt jemals zu, dass ihre Entscheidungen falsch sind?  
26:56 Woher kommen die Rohstoffe für die Energiewende?  
30:45 Bist du auch der Überzeugung, dass wir noch lange fossile Energie brauchen? 34:48 Was wäre dein perfekter Energiemix?  
38:36 Was sagst du zum Verbrennerverbot?  
41:20 Was sagst du zum Öl- und Gasheizungsverbot von Habeck?  
44:05 Ist die starke Abhängigkeit von China unseren Politikern bewusst?  
46:29 Weiß man, wie viel Energie man aufwenden muss, um eine Solarzelle zu produzieren? 48:58 Thema: Schuldzuweisung der Generationen  
50:13 Wie groß siehst du die Chance, dass es zu einem Blackout kommt? 
52:30 Was können wir dem Zuschauer mitgeben? Was ist dein Lichtblick?  
57:33 Was hält die Welt zusammen?  
56:31 Was ist für dich der Sinn des Lebens? 

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Deutsche Solarbranche boomt. So titelt En-Former, der Energieblog von RWE. Gemeint ist allerdings nicht die Produktion von Modulen sondern das Installieren von Solaranlagen. Sie kommen in erster Linie aus China. 

“Laut Bundesnetzagentur hat die Solarenergie 2022 bereits 11,4 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms ausgemacht – knapp 7,4 Gigawatt Erzeugungskapazität gingen neu ans Netz. Und das Potenzial der immer kostengünstigeren und effizienteren Technologie scheint noch nicht ausgeschöpft. Laut einer umfangreichen Analyse des britischen Think Tanks Aurora Energy Research (Link in Englisch) ist die Bundesrepublik der attraktivste Solarmarkt in der Europäischen Union und Großbritannien. 

Auroras Marktattraktivitätsindex sieht Deutschland mit einem Wert von 8,0 klar vor dem Vorjahresspitzenreiter Spanien mit 6,9. Für die Einschätzung bewerten Experten neun Kriterien, darunter den Stand des Solarenergie-Ausbaus im Jahr 2022, die Ausbauziele bis 2030 und künftig geplante Kapazitäts-Auktionen. Für Deutschlands Sprung auf Rang eins gaben insbesondere die aktuellen Entwicklungen und weiteren Zukunftsaussichten auf dem inländischen Markt den Ausschlag.” 

Dazu passt thematisch die Nachricht, dass der Schweizer Solarmodul-Hersteller Mayer Burger ein Werk in den USA plant. Das berichtet das ZDF. Das Unternehmen wird dort nicht nur massiv gefördert, auch der Strom zur Produktion ist in den USA erheblich günstiger als in Deutschland. Kleiner Funfact, laut IAE wird der Großteil des Stroms in Colorado mittels fossiler Brennstoffe erzeugt. Das sind in erster Linie Erdgas und Kohle. Erneuerbare nahmen allein genommen zwar den größten Anteil ein, die Kombination aus Erdgas und Kohle übertrifft die Produktion der Erneuerbaren. 

(Abbildung: Screenshot eia.gov)  

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Offshore Windparks und Schweinswale, 100 € pro Liter Sprit

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 01. 08. 23. Ein Artikel berichtet über die Gefährdung von Schweinswalen durch Offshore-Windkraftanlagen. Einen ähnlichen Bericht habe ich schon einmal vor einigen Monaten gelesen. Es ist einfach nicht wegzudiskutieren, dass derartige Gefahren für die Umwelt hervorgerufen werden. Die Argumente der Windkraft-Industrie versuchen hingegen die Störungen kleinzureden und verweisen lieber auf andere Probleme, welche sicherlich auch vorhanden sind. Entgegen z. B. der Schifffahrt stellt die Belastung aus Offshore-Windanlagen ein Dauerproblem dar. Der Schlussssatz im Artikel ist bezeichnend: „Der Offshore-Ausbau sei aber unabdingbar“. Es werden also die Naturschutzprobleme hintenangestellt. Eine tolle Politik.

Ein weiterer kurzer Artikel berichtet über die Ideen des Berliner Professors Georg Bachmann. Der behauptet, dass die meisten Menschen auf das Auto gar nicht angewiesen sind und es nur aus Bequemlichkeit nutzen. Man könnte doch Bus oder Bahn fahren. Auf dem Land stehen diese zwar nicht alle 5 Minuten zur Verfügung, doch das sei der Preis, wenn man sich ein Haus auf dem Land leisten will. Es sind schon derbe Behauptungen. Zum einen: woran will man festmachen, dass jemand das Auto braucht oder nicht? Das ist wieder einmal der Versuch, anderen Menschen eine Lebensweise aufzuzwingen. Wie sieht es mit Hobbys oder sonstigen Interessen aus? Wie soll man z. B. mit Bus oder Bahn in den Campingurlaub fahren? Und zum Schluss die Abfälligkeit, dass man sich ein Haus auf dem Land leistet und dafür eben länger auf dem Bus warten muss. Sollen hier „Einheitsmenschen“ geschaffen werden?

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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