Im Januar 2022 brach der Vulkan Hunga Tonga–Hunga Ha‘apai (HTHH) aus. Im Gegensatz zu anderen Vulkanausbrüchen gelangten hier aber nicht Schwefelverbindungen oder Asche in große Höhen, sondern Wasser bzw. Wasserdampf. Es handelt sich nämlich um einen Unterwasservulkan. Dieser Wasserdampf hat aber im Gegensatz zu Asche und Schwefel keine kühlende Wirkung auf das Klima, sondern er erwärmt es. Im März 2023 erschien bei EOS ein Artikel, der eine Zunahme der Temperaturen durch den Vulkanausbruch prognostizierte.
“The HTHH blast sent water vapor and other gases to at least 40 kilometers (25 miles) above Earth’s surface and punched through the boundary of the stratosphere. In this atmospheric layer, cool, heavy air rests below less dense warmer air. Because there is little turbulence to stir the system, “you can get a perturbation lasting for, in an atmospheric sense, quite a long time,” said Stuart Jenkins, an atmospheric physicist at the University of Oxford and lead author of the new study. The eruption boosted the water vapor content of the stratosphere by 10%–15%, according to the study.”
10-15% mehr Wasserdampf in der Stratosphäre ist beträchtlich. Es ist eigentlich erstaunlich, dass die These der zusätzlichen Erwärmung kaum Erwähnung in den Medien findet, dabei liegt es doch eigentlich auf der Hand. Am Ende des Artikels wird dann auch brav etwas zurückgerudert. Der Wasserdampf könnte für höhere Temperaturen in den nächsten 5 Jahren sorgen, aber das wäre alles nichts im Vergleich zu den menschengemachten Emissionen. Es liest sich etwas wie vorauseilende Relativierung, damit ja niemand auf falsche Gedanken kommt.
“The volcano launched an “unprecedented” amount of water vapor into the stratosphere, said Patrick Sheese, a climate physicist at the University of Toronto who was not involved in the study. But the event’s impact can’t compare with that of human emissions, he said. Even if the eruption increases temperatures as the simulation predicted, that’s only a small, temporary lift toward the 1.5°C threshold. Decades of research have shown that humans are still responsible for most of the warming.
The study “is just another reminder that nature isn’t going to help us out of climate change.”
The first year that world temperatures breach the Paris Agreement will inevitably spur a flurry of headlines. But as the study showed, part of that warming is caused by natural anomalies. Any number of phenomena can sway global temperatures, from El Niño conditions in the Pacific Ocean to wildfires in Siberia. The HTHH eruption may nudge the temperature past 1.5°C of warming, but that doesn’t mean the Paris Agreement has failed yet; the event demonstrated how close the world is to its agreed-upon tipping point.”
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Das ZDF, Lesch und die Transparenz
Stefan Winterbauer beschäftigt sich bei Meedia mit dem Medienthemen der Woche. Eines davon war die Statistikpanne des ZDF (wir berichteten) in der Lesch Sendung, dass er in seinem Wochenrückblick bespricht. Der Autor bescheinigt Lesch zwei Dinge: der ZDF-Alles-Professor zu sein und onkeliges Gehabe.
“Fraglich finde ich freilich, wie unsere großen Medien das Thema Klimawandel allzu häufig bespielen. Da kommt immer mehr ein aktivistischer und alarmistischer Sound rein und manchmal werden Fakten auch ein wenig zurechtgebogen. Ein gutes, bzw. schlechtes Beispiel scheint dafür die Sendung „Gesundheitsrisiko Klimakrise – wie heiß ist zu heiß?“ des ZDF-Alles-Professors Harald Lesch zu sein. In der Sendung schürt Lesch mit Hut und onkeligem Gehabe die Angst vor Hitzetod und Klima-Kollaps. Auf Twitter herumgereicht wurde diese Infografik aus der Sendung.”
Genauso schlimm wie falsche Daten in einer Wissenschaftssendung ist der Umgang mit diesem Fehler.
“Fast ebenso bedenklich wie der Fehler selbst ist, dass das ZDF es trotz hitziger Twitter-Empörung bisher nicht schaffte, dazu eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Das ist doppelt schlecht. Einmal gibt es den Leuten Vorschub, die den ÖR für eine Art ausgelagertes Propaganda-Ministerium der Regierung halten. Und dann ist von der immer mal wieder beschworenen Fehler- und Transparenzkultur auch weit und breit nix zu sehen.”
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Bitte nicht drängeln…. In der Zeit erklärt der Chef der Münchener Stadtwerke, wo es zukünftig Probleme geben wird.
“ZEIT ONLINE: Durch die Wärmepumpen und die Elektromobilität wird der Strombedarf in den nächsten Jahren stark ansteigen. Sind die Netze dafür gerüstet?
Bieberbach: Unsere Stromnetze sind für die Energiewende nicht gerüstet. Trotzdem würde ich jetzt nicht in Panik verfallen. Die E-Autos und auch die Wärmepumpen sind ja nicht über Nacht alle am Netz, sondern schrittweise. Die Netzbetreiber müssen jetzt nachziehen. Vorübergehend können wir uns mit dem leider viel zu emotional diskutierten Reduzieren von Leistungen behelfen.
ZEIT ONLINE: Was genau meinen Sie?
Bieberbach: Zu Tageszeiten, in denen eine Netzüberlastung droht, könnten die Energieversorger künftig die steuerbaren Leistungen drosseln. Dann kann ein E-Auto beispielsweise anstatt mit 22 Kilowatt nur mit fünf Kilowatt laden. Dadurch dauert der Ladevorgang eben etwas länger.
ZEIT ONLINE: Haben Sie das in München vor?
Bieberbach: Wenn in einem Wohngebiet plötzlich alle ein Elektroauto haben und dann alle gleichzeitig laden, könnte dies das lokale Stromnetz überfordern. Dann würden wir schon gerne an der ein oder anderen Stelle den Ladevorgang von E-Autos drosseln. Man kann das Netz eben nicht von heute auf morgen ausbauen, deswegen braucht es solche Zwischenlösungen.”
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Lars Klingbeil, Chef der SPD, hat offenbar eine große Flexibilität bei seiner Meinung. Während er in Berlin für die Verkehrswende streitet, scheint ihn diese in seinem Wahlkreis eher zu stören. Dort kämpft er gegen eine neue Bahntrasse zwischen Hamburg und Hannover wie die FR berichtet. Ein schöner Fall von NIMBY, Not In My Backyard.
“Die Ampel-Koalition möchte die Verkehrswende voranbringen, immerhin ist sie „Schwerpunkt der Koalition und soll schneller vorangehen, und endlich auch in den Außenbezirken ankommen“, wie es auf der Website der Grünen heißt. In den Außenbezirken von Bispingen (Heidekreis) in der Lüneburger Heide merkt man davon nichts. Dort, genauer gesagt im Gewerbegebiet „Horstfeld“ soll eine Bahnstrecke gebaut werden, direkt an der Autobahn A7 – auf dem kürzesten Weg von Hamburg nach Hannover. Eigentlich, denn das Industriegebiet liegt im Wahlkreis von Lars Klingbeil. Und der SPD-Parteichef steht dem Projekt skeptisch gegenüber.”
Ein Fall von NIML Not In My Life liefert der Gründer des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung Hans-Joachim Schellnhuber. Er nahm ein Flugzeug von Berlin nach München, obwohl er schon 2019 für ein Verbot von Inlandsflügen warb. Im Interview mit RND trug er dafür allerlei Entschuldigen vor. Es ist alles dabei, vom Elektroauto, das er sonst fährt, bis zur Unpünktlichkeit der Bahn.
Außerdem sei er kein Klimaheiliger. Vielleicht schläft er auch einfach nur gern länger? Der erste Zug nach München geht um kurz nach 4 Uhr in der Früh und ist um 9 Uhr in München.
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Leserpost von Thomas Mock zum Blogartikel vom 11.7.2023:
Jaja der Stöcker!!! Vielen Dank. Das mit PV vermutete ich, wusste ich aber nicht und erklärt vieles und macht ihn zum Clan-Mitglied! Seit April müssen wir nicht nur kräftig Strom importieren, sondern jede kWh Stromimport heisst Export von Wertschöpfung. Export von Wertschöpfung heisst geringere Steuereinnahmen und weniger Geld für Sozialleistungen. Deshalb muss jetzt an den Kindern und der Gesundheit gespart werden.
Und das ist erst der Anfang. Denn seit dem 09.07.23 hat die NATO einstimmig beschlossen, dass 2% der Bruttowertschöpfung für Militärausgaben ab 2025 eine absolute Untergrenze ist. Deutschland liegt bei etwa 1,5%. Das heisst es müssen ca 25 Mrd Euro des Bundeshaushalts umgeschichtet werden. Die grundgesetzliche Schuldengrenze lässt nichts anderes zu.
Da tut exportierte Wertschöpfung so richtig weh und macht ihren Wert deutlich. Und an diesem Beispiel müssen auch die 6 letzten AKW gemessen werden. Denn sie konnten wirtschaftlich Strom für unter 4 CentkWh produzieren, also billiger als alles, was seitdem teuer und mit Verlust an Wertschöpfung importiert wurde.
Es gäbe allerdings einen Weg diese 25 Mrd Euro zu senken, der aktuell auch von Habeck beschritten wird. Denn je stärker die Deindustrialisierung, desto geringer die Bruttowertschöpfung. Bei sehr starker Deindustrialisierung könnten die heutigen 1,5% die zukünftigen 2 % werden. Wie unser Land dann allerdings aussieht wage ich nicht zu schreiben.
Beste Grüsse
Thomas Mock
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Leserpost von Dipl.-Ing. (TUM) Rudolf und Dr. jur. Elisabeth Gabler:
Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Ihrer Meldung vom 29.05.2023:
E-Autofahrer aufgepasst. In Strommangellagen möchte die Bundesnetzagentur Wallboxen drosseln, wie Giga berichtet. Wie genau eine mögliche Drosselung bei privaten Wallboxen für E-Autos aussehen könnte, hat Klaus Müller, Chef der zuständigen Bundesnetzagentur (BNetzA), verraten. Es gehe um die Situation: „Alle kommen nach Hause und wollen nach der Arbeit ihr E-Auto aufladen. Da gilt es Netzüberlastungen vorzubeugen“ (Quelle: Manager Magazin). Das soll etwa Blackouts vermeiden.
Bitte lesen Sie doch § 14a Abs. 3 Energiewirtschaftsgesetz, dort ist dies schon längst juristisch vorgesehen und geregelt. Derzeit „Brown-Out“ gegen Preisermäßigungen, später auch ohne.
§ 14a (3) EnWG Als steuerbare Verbrauchseinrichtungen im Sinne von Absatz 1 und 2 gelten insbesondere Wärmepumpen, nicht öffentlich-zugängliche Ladepunkte für Elektromobile, Anlagen zur Erzeugung von Kälte oder zur Speicherung elektrischer Energie und Nachtstromspeicherheizungen, solange und soweit die Bundesnetzagentur in einer Festlegung nach Absatz 1 oder 2 nichts anderes vorsieht.
ZITAT:
Die neue Fassung des § 14a EnWG (01.01.2023) sieht eine Reduzierung der Netzentgelte für diejenigen Verbraucher vor, die mit dem Netzbetreiber eine Vereinbarung über die Netzorientierte Steuerung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen oder von Netzanschlüssen mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen abgeschlossen haben.
Nach § 14a Abs. 1 Satz 1 EnWG kann die Bundesnetzagentur im Wege des Festlegungsverfahrens nach § 29 Abs. 1 EnWG hierfür bundeseinheitliche Regelungen treffen.
Die Beschlusskammern 6 und 8 haben mit einem gemeinsamen Eckpunktepapier unter den Aktenzeichen BK6-22-300 und BK8-22/010-A zwei Festlegungsverfahren zur Ausgestaltung der Integration von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen nach § 14a EnWG eröffnet.
Die Adressaten der Festlegungen sowie die betroffenen Wirtschaftskreise haben mit der Veröffentlichung des Eckpunktepapiers im Internet der Bundesnetzagentur am 24. November 2022 und im Amtsblatt der Bundesnetzagentur Nr. 23/2022 (Veröffentlichung am 07. Dezember 2022) Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 27. Januar 2023 erhalten. Alle Stellungnahmen können unter folgendem Link abgerufen werden.
Stellungnahmen, Eckpunktepapier (BK6-22-300 und BK8-22/010-A) und relevante Verfahrensinformationen
Im Rahmen der Konsultation des Eckpunktepapiers zu dem Festlegungsverfahren zur Integration von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen nach § 14a EnWG (BK6-22-300 und BK8-22/010-A) haben eine Vielzahl von Verbänden, Personen, Interessengruppen und Unternehmen Stellungnahmen abgegeben. Insbesondere wurde vorgetragen, dass die Eckpunkte der Bundesnetzagentur der gesetzlich vorgesehenen Möglichkeit, die netzorientierte Steuerung über wirtschaftliche Anreize zu erreichen, zu wenig Rechnung trägt.
Aus diesem Grund hat die Beschlusskammer 8 zu dieser Fragestellung eine öffentliche Anhörung durchgeführt bezüglich bestehender Modelle (insbesondere zum Instrument der variablen Netzentgelte) und ihren technischen Voraussetzungen und Auswirkungen im Hinblick auf die Vermeidung von Netzüberlastungen im Ortsnetz, der Abrechnung gegenüber Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie der Rolle der Vertriebe. Die Anhörung hat am 16.03.2023 von 14:00 Uhr – 17:30 Uhr im Online-Format stattgefunden. Im Rahmen der Anhörung sind von verschiedenen Stakeholdern die folgenden Präsentationen gezeigt worden:Vortrag_Consentec vzbv_BNetzA Anhörung_§ 14a EnWG wirtschaftliche Anreize_20230316 (pdf / 723 KB)
Vortrag_EON Energie Deutschland_BNetzA Anhörung_§ 14a EnWG wirtschaftliche Anreize_20230316 (pdf / 532 KB)
Vortrag_Lichtblick ison_BNetzA Anhörung_§ 14a EnWG wirtschaftliche Anreize_20230316 (pdf / 9 MB)
Vortrag_Mitnetz_BNetzA Anhörung_§ 14a EnWG wirtschaftliche Anreize_20230316 (pdf / 2 MB)
Vortrag_Netze BW_BNetzA Anhörung_§ 14a EnWG wirtschaftliche Anreize_20230316 (pdf / 676 KB)
Vortrag_Stromnetz Berlin_BNetzA Anhörung_§ 14a EnWG wirtschaftliche Anreize_20230316 (pdf / 1 MB)