Peak Fridays For Future

Die Sektion Bremen der Bewegung hat sich nach eigenen Angaben aufgelöst. Klima war offenbar nur ein Nebenthema, die Bremer Aktivisten wollten eine ganze Latte an weiteren Feldern ebenfalls anbieten. Das gefiel nicht allen. Was der Nahost-Konflikt mit dem Klima zu tun hat, dürfte das Geheimnis der Aktivisten bleiben. Das Thema Kolonien scheint in den Schulen vermutlich eher freitags auf dem Lehrplan gestanden zu haben. 

“Natürlich können wir auch die Thematik des „Nahostkonfliktes“ nicht ignorieren. International ist es grundsätzlich so, dass Fridays for Future sich als antikoloniale Gruppe auch zur Solidarität mit den Palästinenser*innen als kolonialisierte Gruppe bekennt. Die deutsche Sektion weigerte sich jedoch nicht nur daran teilzunehmen, sie distanzierte sich sogar aktiv davon und das ohne jegliche Absprache mit den Ortsgruppen. Als wir auf unserem Klimastreik am 23. September 2022 unter dem Thema „antikoloniale Klimagerechtigkeit“ auch Palästinenser*innen zu Wort kommen ließen, wurden wir nicht nur von medialer Seite verunglimpft, auch die deutsche FFF-Bundesebene positionierte sich gegen uns. Dabei wurde eine Kommunikation mit uns gar nicht erst versucht, es wurde über die Presse verlautbar, wir seien eben ein Problem und man müsse da „Aufklärungsarbeit“ leisten. 

Alle Versuche, in FFF etwas zu verändern oder die Bewegung zu reformieren, sind gescheitert. Auch wenn es Menschen innerhalb von FFF geben mag, die so denken wie wir, möchte die Mehrheit eben so weitermachen wie bisher. Aus all diesen Gründen sehen wir bei Fridays for Future keine Zukunft mehr. Diese Bewegung ist für uns an ihrem Ende. Wir haben auf die Thematik aufmerksam gemacht und einen Diskurs angestoßen, doch das reicht eben nicht. Wir wollen an dieser Bewegung nicht länger teilhaben. Wir wünschen allen Aktivist*innen, die weiterhin versuchen, hier etwas zu erreichen, viel Glück und verabschieden uns mit der Absicht, anderweitig mehr zur Lösung der Klimakrise beitragen zu können.” 

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Stichwort Aktivisten. Die “Letzte Generation” scheint intensive Gespräche mit Politikern geführt zu haben. Das geht aus Protokollen hervor, aus denen die Welt zitiert. Der Artikel hat eine Bezahlschranke. Einige Politiker scheinen sogar Ideen für PR-Aktion en gehabt zu haben. Die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Anke Rehlinger, schlug vor, die Aktivisten könnten sich doch an einem alten Schreibtisch bei ihr festkleben. Ansonsten scheint es wie schon bei Fridays For Future Bremen aber um ganz andere Ziele als Klimaschutz gegangen zu sein. 

“Darauf deutet etwa ein Treffen mit dem Journalisten Tilo Jung hin. Im November 2022 traf sich Jung, der durch sein Format „Jung und Naiv“ zu einem der bekanntesten Politikjournalisten des Landes avancierte, in einem Berliner Café mit einem Aktivisten der „Letzten Generation“. In dem Gespräch, das zeigt ein Protokoll des Treffens, entwickelten Jung und die Aktivisten Ideen für neue Protestslogans. Darunter: „Euer Wachstum tötet uns“ und „Schluss mit eurem Wachstumsterror“. Beide Seiten schienen sich einig: Der „Wachstumszwang“, „die Reichen“ und der „Kapitalismus“ seien schuld am Übel des Klimawandels. Jung konstatierte demnach: „Für Reform ist es zu spät.“ Jung erklärte auf Anfrage, er wolle zu den Details des Gesprächs keine Auskunft geben.” 

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Was machen die Franzosen nur so anders? Ihr Strom aus Kernenergie verstopft die deutschen Leitungen offenbar nicht. Im Mai 2023 stammte 1/3 des Importstroms aus Kernkraftwerken, in erster Linie aus Frankreich. 

(Abbildung: Screenshot Agora Energiewende)  

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Ryan Maue, US-Meteorologe, traut seinen Augen kaum. Eine Abbildung mit neuen Tageshöchsttemperaturen der durchschnittlichen Welttemperatur, ging gerade durch die Medien. Auf Twitter erzählt er die Geschichte, dass die Daten der Universität Maine oder besser die Art und Weise der Gewinnung der Daten, nicht geeignet sind, um offizielle Rekorde anzuzeigen. Es sind Modelle und keine Analysen von Werten. Maue hatte an dem Model NCEP CFSR+CFSv2 mitentwickelt. Er wird wissen, wie es funktioniert und wo die Schwächen sind. Im Jahr 2017 wies der Erfinder der Warmstripes, Ed Hawkins, schon einmal daraufhin, dass man mit den Daten des Models sehr skeptisch sein sollte. Seinerzeit ging die Diskussion allerdings in eine ganz andere Richtung. Anhand der Daten sollte 2016 eine Abkühlung nachgewiesen werden, was aber falsch war. Maue erzählt die Geschichte in seinen Tweets. Die Grafiken aus dem ”Model” werden also munter geteilt, das muss sogar der US-Wetterbehörde unheimlich gewesen sein, denn die verwies darauf, dass man nicht nachvollziehen kann, wie die Daten errechnet wurden, das berichtet Republicasia

“The University of Maine relies on public model output data produced by the US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) for forecasting. NOAA, for its part, said that although it was seeing record warm surface temperatures being recorded at many locations across the globe, it could not “validate the methodology or conclusion of the University of Maine analysis.”” 

Und irgendwie fiel es auch kaum jemanden auf, dass die Erwärmung in einer Linie auf die Antarktis zurückzuführen ist, einem riesigen Gebiet mit vergleichsweise wenig Messstationen, sprich viel Schätzung. Immerhin schien den Betreibern der Webseite das Ganze auch nicht geheuer und so wagten sie die Quadratur des Kreises und ergänzten die Information auf der Seite. 
Ihre Daten seien keine Modele sondern NOA-Daten, aber sie wären eben auch nicht als offizielle Wärmerekorde anzusehen. Klingt wie etwas schwanger. Der Text vom 08.07.2023 weist daraufhin, dass die Erwärmung in erster Linie auf die Antarktis zurückgeht. Wenigstens etwas. 

(Abbildung: Screenshot Climatereanalyzer.com)  

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Der solare Zyklus 25 bis Juni 2023

Von Frank Bosse

Der 25, Sonnenzyklus seit dem Start der systematischen Beobachtung im Jahre 1755 begann im Dezember 2019, nachdem der Zyklus 24 mit sehr geringer Aktivität in den Jahren 2009-2019 zu Ende ging. Ein Blick auf den Verlauf der Sun Spot Number (SSN) seitdem:

Abb.1: Der SC25 (rot) im Vergleich mit dem SSN-Verlauf eines mittleren Zyklus als Mittelwert aller bisher beobachteter Zyklen (schwarz) und seinem Vorgänger (blau).

Sehr gut zu erkennen, dass wir es über sehr lange Phasen mit weniger Fleckenaktivität als im Mittel zu tun hatten. Gerade mal im Juni 2023 sahen wir „normale“ Aktivität. Ein einziger Monat ist jedoch als Maß für die Aktivität eines ganzen, im Mittel 11 Jahre langen Zyklus nur von ganz geringer Bedeutung. Bildet man die Differenzen zwischen den SSN der Monate zum Mittelwert und addiert diese auf bis zum jeweiligen Monat Nr. 43 (das ist der Juni 2023 im SC25) so ergibt sich folgendes Bild:

Abb. 2: Die akkumulierten SSN bis zum Zyklusmonat 43 seit Start SC14 (1902).

Gut zu erkennen, dass der aktuelle Zyklus in der Aktivität recht deutlich über seinem Vorgänger liegt, jedoch nach SC14 der zweitschwächste ist, weit vom Mittel entfernt. Sind Überraschungen zu erwarten? Könnte in den Folgejahren der SC25 so an Aktivität gewinnen, dass alles auf den Kopf gestellt wird? Eher nicht, seit dem SC14 kann mit sehr hoher Sicherheit (über 99,9%) ausgesagt werden, dass ein schwacher Zyklus bis zum 43. Monat auch ein schwacher Zyklus am Ende bleibt. So ist es denn wohl so gekommen, wie Wissenschaftler mit verschiedenen Methoden vorhergesagt haben:

Abb.3: Eine aktuelle Vorhersage der Aktivität des SC25, Quelle

Der SC25 wird stärker als der SC24, jedoch weniger aktiv als im Mittel der Zyklen bisher. Ein Monat mit „normaler“ Aktivität kann daran nichts ändern, anders als in solchen Beiträgen vermutet, in denen am Ende von einem „starken Maximum“ des aktuellen Zyklus fabuliert wird. Eine Schwalbe macht nie einen ganzen Sommer, eine alte Volksweisheit, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch hier ins Schwarze trifft. 

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Virginia Tech:

Study: Sinking ground in parts of Chesapeake Bay area will worsen flooding from rising sea levels and storm surges

New research by Virginia Tech scientists shows that sections of the Chesapeake Bay are sinking at rates of nearly a quarter an inch—or 7 millimeters—a year. Further, up-to-date knowledge of where the ground in the Chesapeake Bay area is sinking and by how much is not included in the official planning maps that authorities use to assess the local flooding risk from rising sea levels, the researchers said.

This poses a significant challenge to present and future management efforts as it could under or overestimate flooding risk to coastal communities along the stretch of Virginia shoreline, said Manoochehr Shirzaei, an associate professor of radar remote sensing engineering and environmental security in the Department of Geoscieces, part of the Virginia Tech College of Science, and a member of the Virginia Tech National Security Institute.

The new findings from the Virginia Tech Earth Observation and Innovation Lab appear in the Journal of Geophysical Research Solid Earth, with scientists having measured how much the land along the Chesapeake Bay’s shoreline has sunk using interferometric imaging with synthetic aperture radar from Earth orbit to detect elevation. The latter technique can measure year-to-year changes in local ground elevation as small as a millimeter, said Sonam Futi Sherpa, a doctoral student in the Department of Geosciences and lead author of the study.

The study uses data from 2007-20. The researchers further estimated potential inundation through the 21st century coming from land elevation changes, sea level rise, and storm surge.

“Although we found that most of the bay is sinking by less than 2 millimeters a year, in several areas, we discovered subsidence rates of 4 to 5 millimeters per year and more,” Sherpa said.

In addition to Sherpa and Shirzaei, Chandrakantha Ojha of the Department of Earth and Environmental Sciences at the Indian Institute of Science Education and Research contributed to the study.

The region, of course, hosts the largest naval base in the world, Naval Station Norfolk, and has a dense population of more than 1.7 million people alongside wildlife, Shirzaei said. Its attraction as a tourist destination is also among the highest in the state.

Sherpa further points to Chesapeake Bay’s Hampton Roads, which includes Norfolk, Newport News, and Virginia Beach, as hot spots of land subsidence occurring at a relatively high rate, exacerbating the effects of sea level rise and storm surge. Located in the bay midway between Montross and Reedville near the Potomac River, the area is subsiding because of groundwater pumping and erosion, the study found.

The researchers said such activity is typical of most areas of land subsidence. Many hot spots are sites of anthropogenic activities such as groundwater pumping causing compaction of aquifer systems, while others are places where land is lost to erosion.

Projected Inundation area from both subsidence and sea level rises under very low greenhouse gases emission scenario at year 2030, 2050, and 2100 (top panels, panels (a), (b), (c), respectively). The bottom panels (d), (e), (f) highlight zoomed-in inundation from sea level and subsidence at 2100. Images by Sonam Futi Sherpa for Virginia Tech.

The researchers said state, county, and municipal administrations along the Chesapeake currently use maps prepared by the Federal Emergency Management Agency to make plans for dealing with possible flooding. These maps show areas at risk based on rising sea level projections from the Intergovernmental Panel on Climate Change.

When scientists examined different sea-level rise scenarios compounded with effect of land subsidence, they found that, for the Chesapeake Bay, by the year 2100, 454 to 600 square kilometers (282 to 373 square miles) face a risk of flooding for very low to very high greenhouse gases emission scenarios. Storm surges similar to 2003’s Hurricane Isabel’s can increase the inundated area from 849 to 1,117 square kilometers (527 to 694 square miles) from 2030-2100 while considering a very high greenhouse gas emission scenario.

“There are many estimates and models for sea-level rise, but they all fall short because they don’t take into account land elevation changes,” said Shirzaei, who is also an affiliated member of the Global Change Center, part of Virginia Tech’s Fralin Life Sciences Institute. “When formerly dry land becomes flooded, it causes saltwater contamination of surface and underground water, and it accelerates coastal erosion and wetland losses.”

He added, “The flooding hazards maps of the Chesapeake Bay area need to be updated with the measurements of land elevation changes and updated projections of sea level rise.” Tom Allen, a professor of political science and geography at Old Dominion University, will do exactly that with the data provided by Sherpa and Shirzaei. Allen said the updated maps can be used by authorities to create effective adaptation strategies.

Sherpa added that sinking ground along the shoreline greatly magnifies the effects of sea level rise because both processes work together to worsen the situation. “The ground goes down, sea level comes up, and flood waters go much farther inland than either change would produce by itself,” she said.

What is the long-term solution? The answers vary, Shirzaei said. “The growing risks in coastal cities pose a major challenge, and adaptation is to be expected. However, the solution varies from place to place and must be tailored to the individual situation,” he said.

“Adaptation to relative sea level rises comprises three main categories of defense: protection, accommodation, and retreat. And coastal communities can choose and pick from a long list of options, such as upgrading protection facilities, such as dams, raising lands, maintaining and restoring wetlands protection, controlling subsidence, improving flood resiliency, selective relocation of important infrastructure, and installing flood warning systems.”

Paper: Sonam Futi Sherpa et al, Disruptive Role of Vertical Land Motion in Future Assessments of Climate Change‐Driven Sea‐Level Rise and Coastal Flooding Hazards in the Chesapeake Bay, Journal of Geophysical Research: Solid Earth (2023). DOI: 10.1029/2022JB025993

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