Von Melonen und Millionen

Man kann sich fast nicht vorstellen, dass Jürgen Trittin tatsächlich einmal ein Bundesministerium geleitet hat, wenn man sich ansieht, was er auf Twitter so verzapft. 

(Abbildung: Screenshot Twitter) 

Der Reihe nach, der Spiegel hatte offenbar große Probleme Leistung und Arbeit auseinanderzuhalten. Terawattstunden und Terawatt waren bunt gemischt in einem Artikel, so weit so peinlich, denn es ging um Kapazitäten – also installierte Leistung aber nicht gesicherte Leistung. Der Spiegel musste seinen missverständlichen Artikel korrigieren. 

“Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es, die Windkraft hätte im Juni erstmals eine Milliarde Kilowattstunden geliefert. Der Meilenstein betrifft aber die Kapazität der Anlagen, die im Juni mit mehr als einem Terawatt eine neue Rekordmarke erreicht hat.” 

Dennoch wurde der peinliche Spiegelfehler erst einmal locker weitergetragen und gleich noch etwas Neues erfunden, eine Art “Erdkraft”: Terrawatt. Dabei hat der Präfix Tera nichts mit der Erde (lat. Terra) zu tun. Der Vergleich der Kapazitäten von Trittin spricht für sich, gesicherte Leitung kommt in der Welt von Trittin nicht vor. Möglichkeiten müssen reichen. Millionen haben auch nichts mit Melonen am Hut, selbst wenn es ähnlich klingt. Aber vielleicht geht Trittin auch zum Obsthändler und kauft zwei schöne Millionen, wer weiß es schon? 

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Ungewöhnlicher Eismassenzuwachs (SMB = Oberflächenmassenbilanz) auf Grönland im Juni 2023. Eigentlich beginnt ab Ende Mai die Schmelzsaison und die Oberflächen-Eismasse nimmt ab. Dieses Jahr nimmt sie im Juni sogar noch zu, wie man den Daten von Polarportal entnehmen kann. Das ist umso bemerkenswerter, weil momentan in erster Linie über einen außergewöhnlichen Nordatlantik durch die Medien gehen. Eine ähnliche Entwicklung gab es übrigens auch im Juni 2022. Seinerzeit fing die Schmelzsaison 17 Tage später als im Durchschnitt an. Wir berichteten

(Abbildung: Screenshot Polarpotak.dk)  

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Wird Brandenburg zur Wüste? Das fragt ganz besorgt Kathrin Göring-Eckart von den Grünen und postet einen entsprechenden Artikel auf Twitter. 

(Abbildung: Screenshot Twitter)  

Nun ist sinnerfassendes Lesen und Verstehen nicht jedermanns Sache. Überschriften müssen oft reichen und was kann man schon falschmachen, wenn es in Brandenburg gerade Dürre gibt. Einiges. 

Die beschriebene Wüste gibt es seit 1942 in Brandenburg entstanden ist sie durch einen Waldbrand. Danach übten die Wehrmacht und später die Rote Armee auf dem 5 Quadratkilometer großem Gelände, wo keine Bäume bei Schießübungen im Weg standen. Die Wüstenbildung hat also recht wenig mit dem Klimawandel zu tun, auch wenn Göring-Eckhardt das so suggeriert. Sie hätte eigentlich nur den verlinkten Artikel lesen müssen, hätte… Die Berliner Zeitung

“Seither gilt die Lieberoser Wüste als einzige Wüste Deutschlands. Und sie blieb über Jahrzehnte so kahl, weil nach der SS die Rote Armee dort den Krieg übte. Seit ein paar Jahren betreibt eine Stiftung nun Naturschutz vor Ort und will verhindern, dass sich das Gebiet wieder bewaldet und die schöne und seltene Wüste wieder verschwindet.” 

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Wird ausgerechnet Wasser zum Flaschenhals bei der Wasserstoffproduktion in Spanien? Die Tagesschau

“Der Energie-Experte Ignacio Urbasos vom spanischen Institut El Cano sieht keine Produktionsprobleme an den Küsten, wo Wasser auch aus Entsalzungsanlagen kommen kann.  

Aber er sieht sie durchaus im Landesinneren, wo es zwar die die billigste erneuerbare Energie gibt, aber keinen Zugang zu Meerwasser und auch nur relativ begrenzten Zugang zu potenziell nutzbarem Abwasser. “Im Binnenland wird es also wahrscheinlich einen direkten Konflikt um Wasser geben”, so der Wissenschaftler.  

Denn sehr viel Wasser verbrauche hier bereits eine andere wichtige spanische Branche: die Landwirtschaft. Und die vergangenen Monate gehörten zu den trockensten in der spanischen Geschichte.” 

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Solarstrom von Bahngleisen. Enformer, der Energieblog von RWE, über diese Idee, die den Flächenverbrauch von Ackerflächen reduzieren könnte. 

“All das wollen die Entwickler von Bankset Energy bereits bedacht haben. Das britische Unternehmen versteht sich als Pionier der Idee und ist laut eigenen Aussagen das erste und bisher einzige Unternehmen, das zwischen Bahnschienen Solarstrom produziert. 

Wartungsarbeiten an Schienen und Gleisbett würden nicht signifikant erschwert, da die Solarpanele der Größe der Bahnschwellen entsprächen, teilt eine Bankset-Sprecher dem en:former mit. 

Er räumt zwar ein, dass die Verschattung der Solarzellen etwa durch Staub oder Schnee tatsächlich zunächst etwas stärker ausfallen könne, da Schmutz bei den waagerecht montierten Modulen nicht so einfach von Regen fortgespült werde wie bei schräg installierten Paneelen. Allerdings sei die aktive Reinigung mit Spezialfahrzeugen wesentlich kosteneffizienter zu bewerkstelligen als bei den meisten Aufdach- oder Freilandanlagen, so die Einschätzung des Unternehmens. 

Britisches Unternehmen testet bereits in Deutschland 

Auch Reflexionen seien kein Problem, da die Zellen mit einer nicht-reflektierenden Beschichtung überzogen seien. Ohnehin, so der Sprecher, gehe es derzeit nicht darum, vielbefahrene Hochgeschwindigkeitstrassen mit Solarmodulen zu bestücken: „80 Prozent des Schienennetzes der Deutschen Bahn sind Nebenstrecken oder Gleisenden, die höchstens einmal pro Tag befahren werden und das meist mit niedrigen Geschwindigkeiten.“ 

Genau auf solchen Strecken erprobt das Unternehmen die Technologie seit einiger Zeit: „Die Bankset Energy Group erprobt auf dem DB-Testfeld bei der Erzgebirgsbahn Solarmodule auf Bahnschwellen“, bestätigt ein Bahnsprecher. Laut Bankset hat das Unternehmen in Deutschland bisher 200 Gleiskilometer mit Solarmodulen bestückt, die rund 20 Megawatt (MW) Strom ins deutsche Netz speisen können. 

Zum Vergleich: Laut Bundesverband Solarwirtschaft lag die durchschnittliche Leistung der PV-Freiflächen-Anlagen (mit mehr als 0,75 MW Peakleistung), die zwischen 2019 und 2021 neu gemeldet wurden, bei 5 MWp.” 

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Im ersten Quartal 2023 kam der saldierte Importstrom für Deutschland hauptsächlich aus Skandinavien. Am meisten wurde in die Schweiz exportiert. Das ist der Quartalsbilanz der AGEB zu entnehmen. 

(Abbildung: Screenshot AGEB)  

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Eben erst hat Deutschland seine letzten Atommeiler stillgelegt – massgeblich auf Druck der Linken. Ganz anders sieht es im hohen Norden Europas aus: Dort kämpfen linke Politiker für mehr Kernenergie. Alex Reichmuth hat die Einzelheiten für den Nebelspalter zusammengetragen.

Im Norden sind Linke für Atomkraft

«Ich denke, wir müssen neue Kernkraftreaktoren in Betrieb nehmen.» Dieser Satz, der kürzlich in der schwedischen Zeitung «Svenska Dagbladet» zu lesen war, stammt nicht von einem atombegeisterten, rechts gerichteten Politiker, sondern von Mikael Damberg (siehe hier). Damberg ist finanzpolitischer Sprecher der schwedischen Sozialdemokraten und ehemaliger Finanzminister. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter seiner Partei. Damberg präzisierte gegenüber der Zeitung, man brauche den Effekt der Kernenergie, «denn wenn die Reaktoren eines Tages zu alt werden, ist es schwer vorstellbar, dass sie vollständig durch etwas anderes ersetzt werden».

Mehr dazu im Nebelspalter.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Giraffen und Klimawandel

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen vom 16. 06. 23. Ein Artikel berichtet über Giraffen, welchen der Klimawandel zu schaffen macht. Da wird von Krankheiten berichtet, welche durch Viehzucht übertragen werden und Maßnahmen gegen Wilderer. Im zweiten Absatz steht der Satz: In ihrer Studie kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass die erwarteten Klimaveränderungen den Fortbestand von Giraffen in Ostafrika voraussichtlich bedrohen. Doch was hat Viehzucht und Wilderei mit dem Klimawandel zu tun?

Außerdem muss man bedenken, dass es in der Vergangenheit beriets intensivere und längere Klimawarmzeiten gegeben hat. Auch diese Zeiten haben die Giraffen überlebt. Weshalb ist das Überleben der Giraffen jetzt durch den Klimawandel bedroht. Die anderen Punkte sind nachvollziehbar, doch diese haben nichts mit Klimawandel zu tun.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Pressemitteilung der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management:

„Technologieoffenheit und Innovation sind keine Ausreden beim lösungsorientierten Klimaschutz!“

Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung betont Bedeutung und Nutzen der Fortschrittserwartung

Die Bundesregierung – vornehmlich Wirtschaftsminister Habeck – hat sich das Ziel gesetzt, durch ein Verbot von Öl- und Gasheizungen der Klimaneutralität Deutschlands näher zu kommen. Auch auf EU-Ebene soll durch eine verordnete Sanierung von Gebäuden die energetische Effizienz verbessert werden. Und ab 2035 soll dann das Verbrenner-Aus zu einer drastischen Reduktion der Emission von Treibhausgasen beitragen. Die Bürger fürchten angesichts dieser zahlreichen Veränderungen eine massive Kostenlast auf sich zukommen, die mittlerweile zu größeren Sorgen in der Bevölkerung führt als die Furcht vor den Folgen des Klimawandels selbst. Die Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management sieht in der momentanen Politik eine verpasste Chance.

Wie aktuell der Leiter des ehrenamtlichen Angebots, Dennis Riehle (Konstanz), in einer Aussendung mitteilt, könne eine ökologische Transformation nicht ohne soziale Komponente und demokratische Beteiligung der Menschen funktionieren: „Wir riskieren derzeit, das Vertrauen und Bereitschaft zur Mitwirkung beim Fortschrittsprozess zu verlieren, weil wir Entscheidungen nicht zu Ende denken. Durch reflexartige Verbote werden Tatsachen geschaffen, die nicht berücksichtigen, dass sie pragmatisch gesehen gar nicht umsetzbar sind. Am Beispiel der Heizungen kann sehr deutlich gezeigt werden, dass die Politik das Morgen im Blick hat, aber nicht das Übermorgen. Denn eine ‚Basta‘-Mentalität scheint sich einfach durchsetzen zu lassen, zerstört allerdings jegliche Motivation der Gesellschaft zu einem eigenen Lebenswandel“, so Riehle. „Niemand hat bisher beantwortet, woher die Millionen Wärmepumpen kommen sollen. Wer sie einbaut. Und was mit Bestandsbauten passieren soll, in denen sie nicht effizient arbeiten können.

Ohnehin: Die Politik denkt nur an Deutschland, obwohl wir 2022 bereits das Klimaziel erreicht haben und sicherlich nicht die Welt retten können. Außerdem hilft es dem Klima nicht, wenn die Bundesrepublik dem Markt diejenigen Heizungssysteme entzieht, die andernorts dringender gebraucht würden als bei uns. Habeck denkt Klimaschutzpolitik nicht über Landesgrenzen hinweg und bleibt Auskünfte darüber schuldig, wie die Finanzierung seiner Wärmewende innerhalb weniger Jahre funktionieren soll. Und die Logik, warum es wirkungsvoller sein soll, Gas für die Stromproduktion zu nutzen, um all diese Pumpen auch betreiben zu können, als die Übergangsfristen für intakte Gasheizungen in den Häusern klar zu dehnen, erschließt sich mir nicht“.

Überhaupt sei die Vorgehensweise des Ministers fraglich, verschließe sie sich doch jeder Technologieoffenheit und möglicher Innovation: „Schon heute gibt es Anhaltspunkte dafür, dass bestehende Kessel in vielen Gebäuden bereits in acht bis zehn Jahren für die Verwendung grünen Wasserstoffs herhalten können. Wieso wird diese Aussicht auf eine allumfassende Antwort und Lösung vieler Probleme in keiner Weise gewürdigt und berücksichtigt? Es macht schon durchaus den Eindruck, als wolle man mit dem Allheilmittel des Verbots zwanghaft eine Ideologie durchsetzen, die vielleicht einer 2-Grad-Begrenzung der Erderwärmung zuträglich sein kann – wobei dies beim Anteil von zwei Prozent deutscher Emission an der weltweiten Ausstoßung von Treibhausgasen eher unwahrscheinlich ist –, aber den sozialen und demokratischen Zusammenhalt in Deutschland gefährdet. Das ist keine verantwortungsvolle Abwägung, sondern zeugt von der überaus einseitigen Problembetrachtung ‚grüner‘ Politik und des sinnfreien Protests der Klimakleber“, so der Berater für Nachhaltige Entwicklung.

Wenn wir mehr Gelder in die Forschung und Wissenschaft investieren würden, könnten wir auch darauf vertrauen, dass schon absehbar neue Errungenschaften präsentiert werden, die tatsächlich anwendbar sind. Das ist nicht nur die Wasserstoff-Technologie, sondern auch die Fortschreibung synthetischer Kraftstoffe oder des Geoengineerings, mit dem alsbald beispielsweise gegen die Niederschlagsknappheit vorgegangen werden kann. Manchmal lohnt es sich, ein wenig Geduld zu haben und innovative Durchbrüche abzuwarten – auch wenn es in Sachen Zustand des Planeten drängt. Aber Nachhaltigkeit bedeutet vor allem, Herausforderung unter Einbeziehung aller Konsequenzen von potenziellen Lösungen und aus verschiedenen Blickwinkeln anzugehen.

Verbote sind zu kurz gedacht, denn ihnen fehlt es zumeist an Alternativen und Konzepten, die sich über längere Perspektive hinaus bewähren. Wir verunmöglichen durch bevormundende Politik und nicht praktikable Forderungen die Mitnahme von Mensch und Wirtschaft bei all unseren ambitionierten Zielen und unterbinden zugleich Investitionen in Ideen und Kreativität. Statt ungeduldig zu Schnellschüssen zu greifen, wäre es tatsächlich nachhaltiger, Wandel den Raum zum Atmen und zur ergebnisoffenen Dynamik einzuräumen. Damit verspielen wir eventuell ein paar Jahre, haben jedoch die Aussicht auf funktionierende Veränderung, die auch unter sozialen und finanziellen Gesichtspunkten trägt, sondern weit in die Zukunft vorausschaut“.

Die Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung ist kostenlos unter www.beratung-riehle.de erreichbar.

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