Wie Giraffen den Klimawandel vertragen

Anders als man vielleicht denken würde, ist es stärkerer Regen und nicht höhere Temperaturen, welcher den Tieren zu schaffen macht. Aus Forschung und Lehre

“Die Überlebensrate sei während regenreicherer Jahreszeiten gesunken, so die Forschenden. Dies sei möglicherweise auf eine Zunahme von Parasiten und Krankheiten zurückzuführen. Während starker, kurzer Regenfälle seien Giraffen, die an den Rändern der Schutzgebiete leben, am stärksten gefährdet. Diese Bedingungen erhöhten wahrscheinlich die mit der Viehzucht verbundenen Krankheitsrisiken. Zudem erschwere das schlammige Terrain Patrouillen gegen Wilderer. 

In ihrer Studie kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass die erwarteten Klimaveränderungen den Fortbestand von Giraffen in Ostafrika voraussichtlich bedrohen. Der Kampf gegen Wilderer müsse verbessert werden. In den letzten acht Jahren des Untersuchungszeitraums haben die Forschenden 2.385 Giraffen beobachtet.” 

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Ein recht interessanter Vortrag von Amardeo Sarma von der gwup über das Klima auf YouTube. Sarma kann sich mit der Sonne als Treiber des Klimas nicht anfreunden. Er weist besonders auf den Anstieg des Meeresspeigels hin, der sich seiner Meinung nach noch sehr lange Zeit fortsetzen wird. Dennoch ist sein 20 Minuten Vortrag durchaus sehenswert, weil sie ein gewisser Abriss sind. Allerdings kann er nicht alles behandeln, das Thema der Oszillationen fehlt komplett. Dabei wäre das sehr spannend gewesen. 

Er hält Begriffe wie “letzte Generation” oder “wir haben nur noch X Jahre” für übertrieben. Er denkt auch nicht, dass wir unmittelbar vor Kipppunkten stehen. Am Ende empfiehlt er nicht panisch zu werden, gleichwohl aber aufmerksam zu sein und sich anzupassen bzw. Maßnahmen zu ergreifen. Das Ganze wird sehr unaufgeregt vorgetragen. 

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Ein Kommentar in der FAZ sieht auch andere Gründe als nur die heftigen Regenfälle, die zur Katastrophe im Frühjahr geführt haben. 

“Freilich sind gerade in Italien vor allem auch nationale und regionale Antworten auf menschengemachte Umweltkatastrophen gefragt. Das Land verliert durch marode Leitungen mancherorts bis zu 70 Prozent seines Trinkwassers, im Landesdurchschnitt sind es 42 Prozent. Italien hat nicht zu wenig Wasser, es verschwendet zu viel. Auch Flutkatastrophen wie diese haben nicht nur globale Ursachen. Viele Deiche und Dämme entlang der Flussläufe in den oberitalienischen Ebenen sind porös und zu niedrig. Längst überfällige Investitionen in die Infrastruktur könnten Dürrefolgen abfedern helfen – und sie könnten Leben retten. Am Geld fehlt es nicht. Es kommt darauf an, wie man es ausgibt.” 

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Schwimmende Photovoltaik-Anlagen. En-former, der Energieblog von RWE, berichtet

“Eine neuartige Unterbaukonstruktion für Floating-PV-Anlagen haben die Technologieexperten Zimmermann PV-Stahlbau GmbH entwickelt. Anstatt jedes Modul auf einem Schwimmkörper zu befestigen, installieren die Partner jeweils zwölf Module auf einem „Boot“ aus vier Schwimmkörpern und einer Stahlkonstruktion. Anschließend werden die einzelnen Solarboote miteinander verbunden, was das System in sich sehr stabil macht, aber zugleich eine flexible Anpassung an die Wasserbewegung ermöglicht. Das soll eine besonders gute Ausrichtung zur Sonne der Module gewährleisten. 

Neben der Eigenentwicklung für das Gestell haben die Unternehmen auch an einer eigenen Lösung für die Kabelführung und die Trafostation gearbeitet. Das Verschaltungskonzept umfasst eine schwimmende Trafostation entworfen, die keinen zusätzlichen Platz an Land benötigt. Dadurch, dass der Solarstrom bereits auf dem Wasser auf Mittelspannung transformiert wird, wird nur ein starkes Mittelspannungskabel benötigt, das die Solarenergie an Land transportiert. 

Auch der Bau der PV-Kraftwerke auf dem Wasser funktioniert nach einem eigenen „Fließband“-Prinzip: An Land werden die Solarboote zunächst zusammengebaut und bereits reihenweise miteinander verbunden. Anschließend werden sie Stück für Stück zu Wasser gelassen, bis eine vollständige Solarboot-Kette der gewünschten Länge auf dem Gewässer schwimmt. Ein Motorboot zieht diese dann an die richtige Position zur Montage an der restlichen Anlage. Der Ablauf verspricht eine möglichst schnelle Installation.” 

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Wie könnte die Gasversorgung im Winter 2023/2024 aussehen? Die FAZ wagt einen Ausblick. 

“Bei einem normalen Temperaturverlauf wie im europäischen Wetterjahr 2016 rechnet der Verband mit 38 Prozent Füllstand am 1. Februar 2024. Bei einem warmen Winter wie 2020 geht die Modellierung für den 1. Februar von knapp 65 Prozent Füllstand aus. Zum Vergleich: Im vergangenen, milden Winter 2022/2023 lag der Füllstand am 1. Februar 2023 bei knapp 79 Prozent. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Unterschiede zwischen den Sommer- und Winterpreisen für Gas ist im Moment davon auszugehen, dass die Befüllung in den nächsten Monaten auch weiter voranschreiten wird“, sagte Bleschke. Das derzeitige Importniveau sei dafür völlig ausreichend.” 

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Das Meereis am Südpol hat aktuell eine sehr geringe Ausdehnung, wie das Meereisportal berichtet. 

“Nach dem absoluten Rekordminimum der antarktischen Eisausdehnung im Februar 2023 hat sich das Meereis auch in den Folgemonaten nur langsam gebildet. Insbesondere in der Bellingshausensee hat sich, für diese Jahreszeit untypisch, nahezu kaum Meereis gebildet, wodurch keine zusammenhängende Eisdecke entstehen konnte – das Packeis. Die Eisaudehnung in der Antarktis betrug am 31. Mai 2023 erst 9,99 Millionen km² und war damit um ca. 136.000 km² bzw. 590.000 km² niedriger als die bisher niedrigsten Eisausdehnungen an diesem Tag in den Jahren 1986 bzw. 2019. Seit Mitte April verläuft die Eisausdehnung unterhalb dieser bisherigen Vergleichsjahre. In den Monaten März und April hatte die Eisausdehnung in der Antarktis den niedrigen Stand der Vormonate fortgesetzt und mit 3,12 Millionen km² im März und 5,69 Millionen km² im April im Monatsmittel jeweils die drittniedrigste Eisausdehnung erreicht. Im Mai betrug die Eisausdehnung im Monatsmittel lediglich 8,56 Millionen km², eine Fläche von 306.000 km² unterhalb des bisherigen Tiefstwertes aus dem Jahr 1980 . Dies entspricht in etwa einer Fläche der Größe Polens (312.685 km²), die eisfrei ist.” 

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Der Energie-Experte Jan Rosenow im Focus über Wasserstoff. 

“Die fossile Energieindustrie ist zu Recht besorgt darüber, was die Wärmewende in Gebäuden für ihr Geschäft bedeutet. Wasserstoff scheint der Industrie jedoch einen Rettungsring zu zuwerfen: Man ersetzt fossile Brennstoffe einfach durch Wasserstoff unter Verwendung der bestehenden Infrastruktur, so heißt es. Vertreter der fossilen Industrie stellen Wasserstoff als eine kostengünstige und unaufwändige Option dar. Das ist für politische Entscheidungsträger aus mehreren Gründen attraktiv – nicht zuletzt, weil es die Möglichkeit eines Übergangs zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung suggeriert, den die Verbraucher kaum bemerken werden.  

In der Realität ist das jedoch eine Mär, die nicht auf Evidenz, sondern Wunschdenken basiert. Meine Analyse von mehr als 30 unabhängigen Studien zeigt, dass das Beheizen von Häusern mit Wasserstoff deutlich teurer, weniger effizient und umweltschädlicher ist als bewährte Alternativen. Diese Studien wurden von renommierten Organisationen wie dem UN-Weltklimarat, der Internationalen Energieagentur und dem Fraunhofer Institut durchgeführt. Unzählige Studien haben auch gezeigt, dass Wärmepumpen und Fernwärme gekoppelt mit Dämmung die wirtschaftlichsten Technologien sind, um einen klimaneutralen Gebäudesektor zu erreichen.” 

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In Deutschland kommen wohl bald Windräder, die 300 Meter hoch und damit fast so gross wie der Eiffelturm sind. Alex Reichmuth hat die Fakten im Nebelspalter zusammengetragen:

Windräder, fast so gross wie der Eiffelturm

Der Eiffelturm misst 330 Meter. Fast so hoch wie das Wahrzeichen von Paris sind die neuen Offshore-Windräder des Unternehmens Siemens Gamesa, nämlich rund 300 Meter (mit Rotoren). 2024 sollen die Anlagen mit der Bezeichnung SG 14-222 DD auf dem Markt erhältlich sein. Es sind die bisher grössten der Welt.

Die riesigen Windkraftanlagen sollen bis zu 40 Meter tief im Wasser stehen. Die Nabe liegt dann 140 bis 150 Meter über dem Meeresspiegel. Dazu kommen die Rotorblätter, die je 108 Meter lang sind, was drei Spaceshuttles hintereinander entspricht.

Mehr dazu im Nebelspalter.

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Leserpost von Dieter Reinisch:

Sehr geehrter Redaktion,

Wenn von interessierter Seite Argumente gegen die Kernkraft aufgezählt werden, hört man immer öfter, dass KKW wegen des sehr hohen Risikos praktisch nicht versicherbar und deshalb erheblich unterversichert sind. Würde dieser Sachverhalt in voller Höhe bei den Gestehungskosten eingepreist, wäre allein dieses Ergebnis ein Totschlagargument gegen die Kernkraft! Man nimmt dabei Bezug auf eine nach angeblich versicherungswissenschaftlichen Maßstäben erfolgte Berechnung der „angemessenen“ Versicherungsprämie, die die Versicherungsforen Leipzig GmbH im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) 2013 vorgenommen hat. Andere plappern einfach nach, was vermeintlich kompetentere Leute von sich gegeben haben oder was unseren Qualitätsmedien entnommen werden kann. https://www.solarwirtschaft.de/2011/05/11/versicherungswissenschaft-belegt-akw-sind-nicht-versicherbar-adaequate-haftpflichtpraemien-wuerden-atomstrom-unwirtschaftlich-machen/

Die Studie wurde in den meisten Printmedien ausführlich veröffentlicht, so zum Beispiel Süddeutsche Zeitung, Handelszeitung, Spiegel oder Manager- Magazin. Am 30.04.2022 widerlegt jedoch Wolfgang Abele diese Studie und kommt zu weitaus realistischeren Zahlen und zu der Erkenntnis, dass dann auch Staudämme für größere Wasserkraftwerke unversicherbar wären, wenn die Berechnungen von Versicherungsforen Leipzig GmbH auf soliden Rechnungsansätzen basieren würden. Widerlegt: Deutschlands bekannteste Studie zur Versicherbarkeit von Kernkraftwerken | NukleariaNuklearia

Aktuell gilt TL;DR-Version:   Die Betreiber kaufen sich Versicherungen, alles was darüber geht finanzieren sie selbst, indem sie in einen gemeinsamen “Schadensersatztopf” einzahlen – in Deutschland bis 2.5 Milliarden Euro. Den dann noch bleibenden Rest müsste der Steuerzahler tragen. Die folgenden Links zeigen, dass das Argument der Unversicherbarkeit bzw. der erheblichen Unterversicherung von Persönlichkeiten mit hoher Medienpräsents wider besseren Wissens oder mangels Bildung verbreitet wird, um eine sinnvolle Nutzung der Kernenergie in Deutschland für alle Zeit zu verhindern.

Auch noch interessant:   https://nuklearia.de/tag/versicherung/

atw Vol. 66 (2021) | Ausgabe 1 ı Januar Energiepolitik, Wirtschaft und Recht „Kernenergie bewirkt höheren Nutzen als gesellschaftliche Kosten“ ı Björn Peters und Hans-Peter Musahl ENERGIEPOLITIK, WIRTSCHAFT UND RECHT Kernenergie bewirkt höheren Nutzen 3 als gesellschaftliche Kosten Ein Peer-Review der Studie „Gesellschaftliche Kosten der Atomenergie in Deutschland“ des FÖS (September 2020) Björn Peters und Hans-Peter Musah

Mit freundlichen Grüßen
Dieter Reinisch

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