Entwicklung des antarktischen Schelf-Eises von 2009-2019

Eine interessante Studie erschien bei Copernicus. Demnach wuchs das Eis in der Zeit von 2009 – 2019, aber nur in bestimmten Regionen. In anderen nahm es hingegen ab. 

“Antarctic ice shelves provide buttressing support to the ice sheet, stabilising the flow of grounded ice and its contribution to global sea levels. Over the past 50 years, satellite observations have shown ice shelves collapse, thin, and retreat; however, there are few measurements of the Antarctic-wide change in ice shelf area. Here, we use MODIS (Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer) satellite data to measure the change in ice shelf calving front position and area on 34 ice shelves in Antarctica from 2009 to 2019. Over the last decade, a reduction in the area on the Antarctic Peninsula (6693 km2) and West Antarctica (5563 km2) has been outweighed by area growth in East Antarctica (3532 km2) and the large Ross and Ronne–Filchner ice shelves (14 028 km2). The largest retreat was observed on the Larsen C Ice Shelf, where 5917 km2 of ice was lost during an individual calving event in 2017, and the largest area increase was observed on Ronne Ice Shelf in East Antarctica, where a gradual advance over the past decade (535 km2 yr−1) led to a 5889 km2 area gain from 2009 to 2019. Overall, the Antarctic ice shelf area has grown by 5305 km2since 2009, with 18 ice shelves retreating and 16 larger shelves growing in area. Our observations show that Antarctic ice shelves gained 661 Gt of ice mass over the past decade, whereas the steady-state approach would estimate substantial ice loss over the same period, demonstrating the importance of using time-variable calving flux observations to measure change.” 

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Das Geheimnis des französischen Atomstroms. Anders als in Deutschland verstopft er die Stromnetze nicht. Vielleicht fetten die Franzosen die Leitungen einfach besser? 

(Abbildung: Screenshot Twitter) 

Stichwort Kernenergie. Laut Euractiv geht der französische EU-Kommissar Breton nicht davon aus, dass CO2-Neutralität ohne Kernenergie möglich ist. 

“Mitte März legte die Europäische Kommission ihren Vorschlag für einen Net-Zero Industry Act (NZIA) vor. […]. „Die Kernenergie ist dabei, und ich habe dafür gekämpft“, sagte Breton den Abgeordneten des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Wirtschaft des französischen Parlaments, als er am Donnerstag zum NZIA befragt wurde. Der Vorschlag der EU-Kommission vom März wurde nach zähen Verhandlungen in letzter Minute angenommen, da sich andere Kommissare gegen die Aufnahme der Kernenergie ausgesprochen haben. Als Kompromiss deckt der Vorschlag nur innovative Kernenergie ab – die vierte Generation (kleine modulare Reaktoren, Flüssigsalzreaktoren, Kernfusion usw.), für die es derzeit keine Anlagen in Produktion gibt. Hinzu kommt, dass die Kernenergie nicht von allen Erleichterungen profitieren kann, die anderen, sogenannten „strategischen“ Technologien wie Solar- und Windenergie oder Wärmepumpen gewährt werden. „Ohne Kernkraft ist es unmöglich, das Dekarbonisierungsziel der EU bis 2050 zu erreichen“, sagte Breton, der vor den französischen Abgeordneten seine Unterstützung für die Kernkraft bekräftigte. Frankreich hat sich weitgehend auf das Ziel geeinigt, die Kernkraft wiederzubeleben.” 

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Groß ist die Freude all überall über die Leistung der Photovoltaik dieser Tage. Ein interessanter Chart vom Fraunhofer ISE dazu. Die Nettostromerzeugung durch Solarstrom steigt. Jedoch schwanken die Mai-Leistungen trotz jährlichen Zubaus. Und das hat natürlich mit dem Wetter zu tun. Das stabile Hochdruckgebiet über Deutschland findet momentan aber wenig Erwähnung in den Jubelmeldungen.  

(Abbildung: Screenshot Fraunhofer ISE) 

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Niedersachsen rettet die Welt. Ein Artikel in Land und Fort beschreibt die Gefahr von Meeresanstiegen und pfeift auf die Erkenntnisse des IPCC, die deutlich weniger Anstiege vorsieht. 

“Am Mittwoch (31. Mai) legte die Taskforce Energiewende Vorschläge und Maßnahmen vor, welche die Energiewende in Niedersachsen beschleunigen sollen. Anders Levermann ist Klimaforscher und warb bei den Mitgliedern der Taskforce für schnelles Handeln. Das berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ). Levermann hielt einen eindringlichen Vortrag. Klar wurde, dass der Klimawandel nicht weiter entfernt stattfindet, sondern die Folgen vor der eigenen Haustür spürbar sein werden, hier in Niedersachsen. „Pro Grad Erwärmung rechnen wir mit einem Meeresspiegelanstieg von zweieinhalb Metern“, sagte der Physiker. Wird die 2-Grad-Marke überschritten, dann wären 3,6 Prozent der deutschen Bevölkerung von Überschwemmungen betroffen.” 

Eigentümer von Grundstücken in Osnabrück oder Neumünster sollten sich noch nicht zu viel Hoffnung auf Seeblick machen, denn Niedersachsen wird die Welt retten und schon 2040 klimaneutral werden. Viele Küstenregionen in der Welt dürften aufatmen. 

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Reiche als Protestziel. Die “Letzte Generation” hat sich laut ZDF ein neues Ziel ausgeschaut, nachdem das mit dem 9 Euro Ticket und dem Tempolimit nicht so wirklich funktioniert hat. 

“Nach einer Unterbrechung der Straßenblockaden in den vergangenen Wochen will die Klimaschutzinitiative “Letzte Generation” nun gezielte Aktionen gegen “die Reichen” starten. Man wolle ab nächster Woche “an die Symbole des modernen Reichtums gehen” und die “Aufmerksamkeit auf die rücksichtslose Verschwendung der Reichen lenken”, heißt es in einem “Sommerplan 2023” der Gruppe, dessen Gültigkeit auf Anfrage der dpa gegenüber bestätigt wurde. Die Bundesregierung lasse es zu, “dass superreiche Menschen Tag für Tag unsere Lebensgrundlagen zerstören”. Die Klimakatastrophe werde “in erster Linie von den Reichen” gemacht. Konkrete Aktionen wolle man noch nicht nennen.” 

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Züri Today:

Internationale Umfrage: Die meisten sind für Massnahmen gegen Klimawandel, ausser es betrifft sie persönlich

Saisonale Früchte essen, geht ja noch – aber aufs Fliegen verzichten, sollen die anderen. So lässt sich eine neue internationale Umfrage zum Klimaschutz salopp zusammenfassen. Es zeigen sich jedoch auch grosse Unterschiede zwischen den Ländern.

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Helmholtz-Zentrums Hereon:

Steine fürs Klima

Eine neue Hereon-Studie modelliert, wie gelöstes Gestein die Bindung von CO2 im Meer beeinflusst

Kommt es durch den Klimawandel zu mehr Regen, fördert das die Verwitterung von Gestein und damit die Erosion des Bodens. Die gelösten Stoffe gelangen über die Flüsse ins Meer. Ein neues Modell des Helmholtz-Zentrums Hereon zeigt: Der Prozess hat dort Einfluss auf die CO2-Speicherung. Erhöhen sich die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen wie bisher stark, steigert das die Fähigkeit zur Bindung. Bei niedrigen Emissionen passiert das Gegenteil. Die Studie betrachtete die Faktoren, die die Bindungsfähigkeit begünstigen und deren Auswirkungen. Sie erschien jüngst im Journal Nature Communications.

Variiert der Koch bei der Zubereitung eines Gerichts die Menge der Zutaten, entsteht ein völlig neuer Geschmack. Genau so ist das auch bei der Bindung von CO2 im Meer – eine Änderung der Stoffe im Wasser verändert alles. Die sogenannte Alkalinität, also die Säurebindungskapazität, entsteht durch die Verwitterung von Gesteinen und deren Eintrag in den Ozean. Durch verstärkte Erosion an Land kommt es zur Verwitterungszunahme von Silikaten und Karbonaten. Die Forschenden haben die Faktoren für mehr Alkalinität mittels des Modells identifiziert: Grad an Erosion, Flächenanteil des Karbonats, Temperaturen, Größe des Einzugsgebiets und Bodendicke.

„Das Modell, das wir verwendet haben, ist ein statistisches und kein mechanistisches Modell. Wir haben es angewandt, um die Einflussfaktoren auf die Alkalinität auf Grundlage unseres zusammengetragenen Datensatzes zu identifizieren und deren Zusammenhänge zu beschreiben“, sagt Nele Lehmann vom Hereon-Institut für Kohlenstoffkreisläufe, Erstautorin der Studie, die in internationaler Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und mit der Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) entstand.

Bei langsam fortschreitender Erwärmung würde die Alkalinität bis 2100 um bis zu 68 Prozent je nach Flusswassereinzugsgebiet sinken. Das heißt, dass die Fähigkeit des Ozeans, CO2 zu binden, deutlich abnehmen würde. Eine schnell fortschreitende Erwärmung würde hingegen zu höheren Temperaturen und damit mehr Niederschlag in den gemäßigten Klimazonen führen. Die Alkalinität würde dadurch um bis zu 33 Prozent steigen. „Das heißt aber nicht, dass mehr Emissionen gut sind fürs Klima. Der Einfluss der Alkalinität ist gering, gemessen an den Mengen an CO2, die auf der Welt menschengemacht emittiert werden. Der Prozess der Verwitterung entfaltet seine Wirkung über deutlich längere Zeitperioden“, so Lehmann.

Durch den Klimawandel beschleunigt sich das für die Entwicklung von Leben grundlegende Wechselspiel aus Kohlenstoffkreislauf und Verwitterung enorm. Das Team suchte erst nach vorhandenen Daten. Ziel war, so viele Alkalinitätsmessungen wie möglich in unmittelbarer Nähe der Messstellen für Erosion zu finden. Dazu durchsuchten die Forschenden Datenbanken und Veröffentlichungen, nahmen selbst Proben. Die Untersuchung der Alkalinitäts-Faktoren führten sie mittels ihres neuen Modells durch. Die größte Einschränkung: Die von den Forschenden verwendeten Erosionsraten-Messungen werden oft erst seit 20 Jahren vorgenommen, sind aufwendig und teuer. Das erschwerte es, den Datensatz herzustellen. Besonders in den höheren Breiten gibt es kaum Messungen, sodass sich die Studie auf die mittleren Breiten beschränkt.

Neue Fragen in der Arktis

Als nächstes möchte Lehmann die Alkalinität sowie die Erosionsrate in der Arktis untersuchen. Dort ist die Datenlage lückenhaft. Und der Klimawandel ist deutlich zu spüren, sodass potenziell auch die größte Veränderung des Alkalinitätsflusses auftreten könnte. Besonders wichtig: Ob die Erosion selbst sich durch den Klimawandel verändert.

Paper hier

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The Club of Rome:

Report: Global population could peak below 9 billion in 2050s

In November 2022, the world crossed a milestone of 8 billion people, but a new analysis suggests the global population could peak just below 9 billion people in 2050 then start falling.

The new projection is significantly lower than several prominent population estimates, including those of the United Nations. The researchers go further to say that if the world takes a “Giant Leap” in investment in economic development, education and health then global population could peak at 8.5 billion people by the middle of the century.

The new projections by researchers from the Earth4All initiative for the Global Challenges Foundation is published as a working paper titled “People and Planet: 21st Century Sustainable Population Scenarios and Possible Living Standards Within Planetary Boundaries.”

The team used a new system dynamics model, Earth4All, to explore two scenarios this century. In the first scenario, “Too Little Too Late,” the world continues to develop economically in a similar way to the last 50 years. Many of the very poorest countries break free from extreme poverty. In this scenario the researchers estimate global population could peak at 8.6 in 2050 before declining to 7 billion in 2100.

In the second scenario, called the “Giant Leap,” researchers estimate that population peaks at 8.5 billion people by around 2040 and declines to around 6 billion people by the end of the century. This is achieved through unprecedented investment in poverty alleviation—particularly investment in education and health—along with extraordinary policy turnarounds on food and energy security, inequality and gender equity. In this scenario extreme poverty is eliminated in a generation (by 2060) with a marked impact on global population trends.

The authors argue that other prominent population projections often underplay the importance of rapid economic development.

“We know rapid economic development in low-income countries has a huge impact on fertility rates. Fertility rates fall as girls get access to education and women are economically empowered and have access to better healthcare,” said Per Espen Stoknes, Earth4All project lead and director of the Center for Sustainability at Norwegian Business School.

Weiterlesen beim Club of Rome:

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