Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk kommt gerade gar nicht mehr hinterher, wenn es um Kritik am Atomausstieg geht. Das kann Ulk sein wie in der Heute Show, wo der Redaktion offensichtlich auch ein Licht aufgegangen ist, oder bis hin zu Interviews gehen.
(Abbildung: Screenshot ZDF Mediathek)
Oliver Welke von der Heute Show fiel das schlimme rhetorische Eigentor auf, das Wirtschaftsminister Habeck in der Ukraine geschossen hat, als er sich für einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke dort aussprach, weil die ja nun mal gebaut sind. Es geht aber auch seriös. Der Chef des Bauunternehmens Bilfinger, Thomas Schulz, stellte im ZDF-Interview nüchtern fest, dass man im Ausland die deutsche Entscheidung nicht nachvollziehen kann. Als Dienstleister der Industrie stellte er auch fest, dass die Verlässlichkeit und die Bezahlbarkeit von Energie für die Standortwahl wichtig ist. Aus diesem Grund wird gerade in Richtung Nordamerika verlagert. Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Patrick Graichen würde jetzt sinngemäß sagen: Dann sollen sie doch abhauen. Mir doch egal, ich muss hier meine Agenda durchsetzen. Warum erst jetzt diese Berichterstattung? Jetzt, da der Käse gegessen ist, hat niemand noch irgendwas zu befürchten, wenn der Ausstieg kritisch begleitet wird. Das erklärt möglicherweise, warum es nicht vorher passierte.
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Thomas Schulz von Bilfinger hatte im Dezember ein Interview im Focus, in dem er sich ähnlich geäußert hat, wie jetzt beim ZDF.
“Die ersten Manager warnen bereits von einer Deindustrialisierung.
Schulz: Zu Recht. Und dabei geht es nicht nur um die Großindustrie, wie Aluminiumhütten, es geht auch um die Bäckerei um die Ecke. Wenn sich die Energiesituation nicht wieder bessert, verschwinden diese handwerklichen Kleinbetriebe – und damit ein Stück Kultur. Das ist auch Teil der Deindustrialisierung.
Ökonomen halten die Warnungen für überzogen. Den Managern gehe es nur um Sonderregeln und Subventionen, in Wirklichkeit sei die Lage nicht so bedrohlich, außerdem machen die erneuerbaren Energien gewaltige Fortschritte.
Schulz: Ja, die deutsche Debatte ist bisweilen sonderbar! Über Energiethemen sollte man mit Energiefachleuten reden, nicht nur mit Ökonomen. In der Diskussion geht es doch nicht um Meinungen, sondern um Fakten und die Wahrheit. Wir erleben gerade eine klassische Energiekrise, nicht nur eine Gaskrise. Die entscheidende Frage ist daher: Haben wir genug Energie zu jedem Zeitpunkt? Können wir das Netz durchgehend stabil belegen? Wind und Sonne können das noch nicht leisten. Das sind technische Fakten.”
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Das Ende des Krabbenbrötchens? Wattenrat.de mit den Entscheidungen der EU in Sachen Fischerei.
“Die kleinen Fangschiffe heißen Kutter, von denen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein noch ca. 200 auf Fangfahrt gehen. Gefischt wird mit sog. Baumkurren. Das sind Netze, die links und rechts vom Schiff mit „Bäumen“, den Auslegern, herabgelassen werden und dann mit Rollen und Seilen über den Meeresgrund schleifen. Mit den Grundschleppnetzen wird der Meeresboden, auch im Nationalpark Wattenmeer und „Weltnaturerbe“, ständig planiert. Der enorme Beifang veränderte schon das Artenspektrum in diesem Großschutzgebiet. Nach Angaben des WWF Beträgt der Krabben-Beifang bis zu 1:9, auf einen Teil Krabben gehen bis zu 9 Teile Beifang ins Netz.
Krebse, Seesterne oder Jungfische verschiedener Arten, die, weil sie keine Krabben sind, gehen wieder über Bord, tot oder verletzt. Möwen haben das erkannt und folgen stets den Krabbenkuttern, um den Beifang aus dem Wasser zu picken – ein beliebtes Fotomotiv für ahnungslose Touristen. Die Krabben werden an Bord gekocht und von wenigen Großhändlern aufgekauft. Untermaßige Krabben werden zu Zierfischfutter verarbeitet.”
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Noch ein Ende, diesmal das der Billigflüge. Laut Blomberg könnte der steigende CO2-Preis das Ende von Billigflügen bedeuten.
“You probably had an inkling that the era of absurdly cheap short-haul flights in Europe was coming to an end. After all, according to travel search engine Kayak, summer flights between the UK and the continent are currently one-third more expensive than last year. But two new reports make it clear that this isn’t just temporary turbulence.
It’s the new reality for flying as airlines face a huge decarbonization challenge and tightening climate-compliance laws.
The first headwind stems from two big changes in the European Union’s Emissions Trading System (EU ETS). Airlines must have enough emissions allowances to cover every metric ton of carbon dioxide released into the atmosphere on flights starting and ending in the European Economic Area, the UK and Switzerland. Right now, they get about half of those allowances for free. But that deal comes to an end in 2026, as the share of allowances they have to pay for starts to rise from 2024. That is effectively going to double their carbon costs over just three years.”
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Es klingt interessant: Aus Abfällen Biokraftstoffe herstellen. Der Stern berichtet:
“Mit Kraftstoffen aus Abfällen das Klima schonen – das ist das Projekt von Forschern der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg-Bergedorf. In einer Pilotanlage stellen sie Bio-Rohöl und künstlichen Diesel aus Altspeisefetten her. Mit dem klimaneutralen Kraftstoff könnten ohne weiteres herkömmliche Autos und Lastwagen betankt werden, sagt Projektleiter Thomas Willner. Für die Herstellung von einem Liter Kraftstoff benötige die Anlage eine Kilowattstunde Strom. Um ein Auto 100 Kilometer weit fahren zu lassen, seien also rund 5 Kilowattstunden Strom nötig. Ein Elektroauto verbrauche dagegen auf dieser Strecke etwa 15 Kilowattstunden, sagt Willners Kollegin Anika Sievers.
Künstliche Kraftstoffe sind keine neue Idee. Der finnische Konzern Neste produziert hydriertes Pflanzenöl bereits in großen Raffinerien in Rotterdam, Singapur und im finnischen Porvoo. Bis 2025 könnten nach Branchenschätzungen 30 Millionen Tonnen im Jahr produziert werden, sagt Willner. Das Besondere an seinem Projekt READi-PtL (Reactive Distillation Power to Liquid – Reaktivdestillation Energie zu Flüssigkeit) ist die Effizienz: Eine Anlage zur Produktion von einigen Tausend Tonnen Kraftstoff könne direkt neben einem Entsorgungsbetrieb aufgebaut werden und wirtschaftlich arbeiten.”
Allerdings sind solche Kraftstoffe Bio-Fuels und keine E-Fuels. Das relativiert die Sache schon etwas, weil die Mengen, die auf diese Weise hergestellt werden können, limitiert sein werden.
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Die Teleschau hat sich die Markus Lanz Sendung vom 18.04.2023 angesehen. Eingeladen war auch der Eiskugel-Fachmann Jürgen Trittin.
“Dies brachte Markus Lanz zu der Verurteilung von vier Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ in Heilbronn. Drei der Angeklagten hatten wegen wiederholter Blockadeaktionen mehrmonatige Gefängnisstrafen bekommen. „Eine faire Strafe?“, wollte Lanz wissen. Jürgen Trittin wollte sich darauf nur bedingt einlassen und antwortete schlicht: „Da gibt es ein richterliches Urteil, und ich bin gut beraten, als jemand, der im Parlament sitzt, Richter nicht zu kritisieren.“ Trittin weiter: „Das ist bislang das härteste Urteil, und ob es Bestand hat, wird sich zeigen. Aber wir leben in einem Rechtsstaat und dass mit solchen Blockaden eine Straftat begangen wird, war den Beteiligten klar.“
Lanz fragte den Politiker daraufhin mehrmals nach seiner persönlichen Meinung zum Urteil, worauf Trittin beleidigt reagierte: „Es steht mir nicht zu, solche Urteile zu kritisieren!“ Der ZDF-Moderator antwortete genervt: „Okay, Sie wollen nicht auf die Frage antworten.“ Ähnlich hitzig ging es weiter, als Lanz auf das Thema China umschwenkte und darauf verwies, dass dort aktuell rund 50 neue Atomkraftwerke gebaut würden. Der langjährige „SZ“-Chinakorrespondent Kai Strittmatter ergänzte: „Von diesen 50 neuen AKWs wollen sie auf 150 kommen in den nächsten Jahren.“ Strittmatter weiter: „China hat als Fabrik der Welt diesen gewaltigen Energiehunger, der zum Teil auch von uns mitproduziert wurde.“ Gleichzeitig warnte der Journalist vor der politischen Haltung Xi Jinpings: „Das ist ein völlig anderes China als vor zehn Jahren. Xi machte in wenigen Jahren aus einer normalen Diktatur einen totalitären Staat.””
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Im Wetterzentrale Forum gab es kürzlich diesen bemerkenswerten Beitrag:
Globale Troposphären-Temperaturen, Streit beendet?
Die TLT (Temperatures Lower Troposphere) sind ja immer mal nützlich. Sie werden mit Satelliten bestimmt, was ziemlich tricky ist. Es sind verschiedene Instrumente über die Zeit am Werken, die haben Drifts, sie überfliegen die gleichen Orte zu unterschiedlichen Zeitpunkten usw. So ergab es sich, dass wir zwei Zeitserien vorfanden, UAH und RSS. Beide unterschieden sich ziemlich dramatisch im globalen Trend, der von RSS verlief ca. 60% (!) steiler als der von UAH. Welcher ist zutreffend? Die Gelehrten beider Häuser brachten Argumente vor, von außen kaum zu entscheiden welche den Kern trafen und welche nicht.
Nun gibt es „A new kid in town“, genannt STAR. Sie ist ebenso Peer Reviewed wie die beiden anderen, der Link zur Arbeit. Dort wird man nochmals daran erinnert, wie komplex das Produkt herzustellen ist. Die Daten zu „STAR“ ab 1981 gibt es hier. Nun habe ich die drei Zeitreihen ( jährliche Mittelwerte TLT global) verglichen:
STAR liefert sehr ähnliche Werte wie UAH, RSS ist nun eine Minorität und nicht mehr 50:50. Die jährlichen Differenzen:
Sowohl für UAH als auch STAR differieren sie vor 2000, hier ermittelt RSS die globals kühler, um 2000 geht die Differenz zurück um danach bis 2005 positiv zu werden ( RSS wärmer) mit einem danach ziemlich gleich bleibenden Versatz von ca. 0.1 K. Da nun zwei unabhängige TLT-Ermittlungen reviewed vorliegen mit deutlich geringerem Langzeittrend, sollte man sich im Hause RSS Gedanken machen…
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NOAA Headquarters am 14.4.2023:
El Niño likely to develop this summer, says scientists
NOAA’s Climate Prediction Center has issued an El Niño Watch this morning as part of its April ENSO outlook. A watch is issued when conditions are favorable for the development of El Niño within the next six months. While we are still in an ENSO-neutral phase—when no El Niño or La Nina is present—there is a 62% chance El Niño will develop sometime between May and July. This comes after nearly two continuous years of a La Nina.
El Niño: What it is and why it matters
The El Niño-Southern Oscillation (or ENSO) is a climate pattern defined by sea surface temperature and precipitation departures from normal across the equatorial Pacific Ocean that can influence weather and climate patterns across the U.S. and around the world. El Niño is the warm phase of ENSO when ocean temperatures are warmer and precipitation is greater than normal in the area spanning the central to eastern Pacific Ocean. NOAA scientists will continue to monitor the potential development of El Niño and will issue the next monthly update on May 11, 2023.