Der blanke Hans in Norddeutschland?

Von Frank Bosse

Sturmfluten und Überschwemmungen gab es schon oft in Norddeutschland. Nun tritt noch die Erhöhung des globalen Meeresspiegels hinzu. Da lassen sich tolle Meldungen generieren und dieser Aufgabe hat sich auch ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Journalisten („Climate Central“) verschrieben. Überschriften wie „Stehen diese deutschen Großstädte 2050 unter Wasser? “ sind zwar mit einem Fragezeichen versehen, lassen aber alarmiert aufhorchen. Was dann zu sehen ist, ist eine Karte, in der küstennahe Regionen in Norddeutschland in rot gefärbt sind: Gefahr! Wir haben die Vorhersagen im Detail angeschaut. Hier ein Beispiel.

Ausgewählt haben wir das wahrscheinlichste Klimaszenario SSP2-4.5. Das bedeutet, dass von 4,5W/m² Strahlungsantrieb in 2100 ausgegangen wird, gegenwärtig sind es ca. 3W/m². Das Jahr haben wir auf 2030 eingestellt, das sind noch 7 Jahre von heute gerechnet. Um zu ermitteln, in welche Höhe über Normal Null (üNN) die Gefahr von Überschwemmungen auf „rot“ springt, sahen wir uns das auf der Karte an und verglichen mit den Höhenangaben in „Google Earth“

Abb.1: Die überflutungsgefährdeten Gebiete (rot eingefärbt) nahe Westerstede in Norddeutschland nach „Climate Central“.

Die Ortschaft selbst scheint größtenteils nicht gefährdet. Laut Google Earth liegt sie  7-10m üNN.  Das trifft auf Flächen südlich der Autobahn A24, nordwestlich der Ausfahrt Westerstede West nicht mehr zu. Da soll das Wasser kommen! Diese Flächen liegen bei 5m üNN. Es wird von „Climate Central“ also angenommen, dass Flächen bis 5m Höhe üNN schon in 7 Jahren überschwemmt werden könnten durch den steigenden Meeresspiegel. Ist das real? Bei der Bewertung muss man beachten, dass der steigende Meeresspiegel auf mögliche Sturmfluten noch zusätzlich wirkt.   Wieviel Meeresspiegelerhöhung erwartet das IPCC bis 2030?

Abb. 2: Zu erwartender Meeresspiegelanstieg in den Projektionen des IPCC AR6 (Quelle)

Von der „Low- Likelihood“ (geringe Wahrscheinlichkeit, auch nach 2020 nicht eingetreten) Projektion abgesehen, sind es ca.  3cm zwischen 2022 und 2030. Ob 3 cm den Küstenschutz an die Grenzen bringt? Wir haben uns umgeschaut. Bei Bremen lag die bisher höchste Sturmflut in bei 5,43m  am 28.1.1994. Welche Deichhöhe weisen die Schutzbauten an der Nordsee auf? Gerade werden sie von 7,80m auf 8,40 ausgebaut.  Wilhelmshafen: meldet: Deiche für weitere 50 Jahre sicher. Und da sollen erwartete 3cm höhere Meeresspiegel Werte bis 2030 das Hinterland fluten?

Nicht vorstellbar für uns.  Oder meinen die Kartenmaler noch andere Faktoren, die Überschwemmungen begünstigen könnten? Zitat t-online:

„Ihre Prognosen beziehen sich ausschließlich auf Überflutungsrisiken durch den klimawandelbedingten Anstieg des Meeresspiegels.“

Dann ist es einfach unglaubwürdige Panikmache. Selbst der Faktenfinder der Tagesschau weist darauf hin:

„Die nun veröffentlichten Karten zu möglichen Überflutungen berücksichtigen keine künstlichen Küstenabwehrmaßnahmen.

Norddeutschland ohne Deiche ist nicht vorstellbar, die ersten Deiche gab es da schon im 8. Jahrhundert. Die „quasi Richtigstellung“ folgt auf Tagesssau ganz unten: Professor Latif:

„Viele Länder in Asien oder Afrika haben, anders als die Industrieländer, oft nicht die Mittel, sich anzupassen. Da ist die Verletzlichkeit der Bevölkerung größer, da entscheidet ein halber Meter mehr oder weniger dann tatsächlich über Sein oder Nicht-Sein.“

Das verfängt nur leider auch nicht. Auch gemeinte Gebiete in Mosambik sind laut der Propaganda-Karten von Climate Central nach 3 cm Meeresspiegelanstieg bis 2030 gefährdet:

Abb. 3: Weite Küstenregionen in Mosambik schon 2030 „überschwemmungsgefährdet“.

Die Fläche der bedrohten Gebiete ändert sich praktisch nicht, wenn man 2100 auswählt. Wer dieser Meldung glaubt wird selig?  Immer wieder veröffentlichen Medien solche „Katastrophenmeldungen“ ohne die Plausibilität zu prüfen. Für ein vermeintlich „hehres Ziel“ ist jedes Mittel recht?  Das ist kein Journalismus!

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