Grüne gegen Grüne

Wer im Vorabendprogramm der TV-Sender auf die Nachrichten wartet, der hat gute Chancen auf Werbung für Präparate zu stoßen, die die Gedächtnisleistung steigern sollen. Meist sind es ältere Menschen, die in solchen Spots zu sehen sind. Vielleicht liegt die Zielgruppe für Menschen mit Gedächtnisschwäche aber ganz woanders? Einige junge Grüne Bundestagsabgeordnete treten gerade den Beweis an, dass Jugend kein Privileg ist, um nicht auch Erinnerungslücken zu haben. Diese Abgeordneten waren die letzten Tage unterwegs in Lützerath, um dort gegen die Räumung des Ortes durch Polizei zu demonstrieren oder die Lage zumindest zu beobachten.

Es ist nicht einmal 6 Wochen her, da hat die Fraktion der Grünen mehrheitlich einem Gesetz zugestimmt, dass das Ende der Kohleförderung im Rheinischen Revier vorsieht. Der Kompromiss lautete, dass der Ausstieg früher kommt, einige Ortschaften nicht betroffen sind, dafür aber das ohnehin längst verlassene Lützerath. Das Abstimmungsergebnis haben einige aber einige der Grünen Abgeordneten entweder vergessen oder verdrängt oder sie wussten nicht, über was sie da abgestimmt haben.

(Abbildung: Screenshot Bundestag.de)

Es gab bei der Abstimmung eine grüne Enthaltung, und das betraf Kathrin Henneberger. Sie stimmte aber nicht gegen den Gesetzesentwurf, was von einer ehemaligen Sprecherin der Aktion Ende Gelände eigentlich erwartbar gewesen wäre. Sie enthielt sich. Dafür stimmte allerdings Nyke Slawig, die jetzt laut Welt (Bezahlartikel) folgendes sagte:

“Auch die Abgeordnete Slawik stellt den Kompromiss von Bund, Land und RWE infrage. Sie habe sich „entfremdet“, erklärte Slawik auf Twitter. „Wir müssen anerkennen, dass dieser Kompromiss, der die Abbaggerung besonders dicker Kohleschichten unter Lützerath vorsieht, weder gesellschaftlich noch wissenschaftlich zeitgemäß ist“, schreib weiter.”

Die Liste derjenigen Grünen, die in Lützerath demonstriert haben, obwohl die Partei dem Gesetz zugestimmt hat, ist lang. Die Wut einiger Demonstranten richtet sich gegen die Partei, die Landeszentrale wurde laut FAZ besetzt – möglicherweise von Grünen Parteimitgliedern.

“Angesichts von Kritik aus der Klimabewegung an den Grünen wegen der Räumung von Lützerath hatte sich Habeck zuvor betroffen gezeigt. „Das fasst mich auch an oder treibt mich um, so wie alle in meiner Partei“, sagte Habeck am Mittwochabend im „heute-journal“ des ZDF. „Aber trotzdem müssen wir das erklären, was richtig ist. Und richtig war – leider –, die Gasmangellage, eine Energienotlage in Deutschland abzuwehren, auch mit zusätzlicher Verstromung von Braunkohle – und hintenraus den Kohleausstieg vorzuziehen.“”

Eigentlich ist das eine Entwicklung mit Ansage. Wer aus der Kernenergie aussteigt und wem die Optionen dank knappen und teuren Gases ausgehen, dem bleibt nicht mehr viel an Alternativen. Der Kampf der Grünen erinnert an einen Klassiker der englisch/amerikanischen Komikertruppe Monty Python. In einem bizarren Video kämpft ein Ringer mit sich selbst um die Meisterschaft. Es ist die Veranschaulichung des aktuellen Kampfes der Grünen mit  sich selbst.

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Wir hatten hier schon einige Beiträge zum Geschäft mit der Angst, das vor allem Versicherungen zugutekommt. Ganz besonders gilt das für Rückversicherer und das Thema Klima. Die Alarmglocken verheißen gute Geschäfte. Axel Bojanowski hat dieses Thema noch etwas weiter vertieft. Der Artikel in der Welt hat eine Bezahlschranke.

“Die Munich Re hingegen wirbt in eigener Sache, sie profitiert von höheren Wetterrisiken. Der Chef des weltweit drittgrößten Rückversicherers, der Hannover Rück, hatte 2018 das Ziel offengelegt: „Der Klimawandel hat uns in den letzten 20 Jahren in der Rückversicherung nicht unerwartet stark getroffen“, sagte Ulrich Wallin. „Damit kann auch die Preisgestaltung für das Naturkatastrophenrisiko graduell angepasst werden“, ergänzte er.

Thomas Blunk, ein Mitglied des Vorstands der Munich Re, versucht die neuen Schadenszahlen seiner Firma zu nutzen: „Der Klimawandel fordert immer mehr Tribut. Die Zahlen zu Naturkatastrophen für das Jahr 2022 werden von Ereignissen dominiert, die nach neuesten Forschungsergebnissen intensiver sind oder häufiger auftreten.“

Es ist der übliche rhetorische Balanceakt der Versicherung zwischen Wissenschaft und Werbung. Zwar stimmt es, dass der Klimawandel manche Wetterphänomene extremer gemacht hat, etwa Hitzewellen und mancherorts Starkregen. Dass Extremwetter aber „mehr Tribut“ fordern würde, liegt den Daten zufolge nicht am Klimawandel.”

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Manchmal ist der Blick von außen auf Deutschland sehr aufschlussreich. Die BBC beschäftigt sich mit dem Buch “Die Wolke”, welches ganze Generationen beeinflusst hat und für den deutschen Atomweg steht. Die Autorin des Artikels spricht sogar von Traumatisierung.

“The Cloud went on to sell more than a million copies, and defined an entire era. To many West Germans – especially the so-called „Generation Pausewang“ who read it as children and teens – it is as emblematic of the 1980s as stonewashed jeans, Nena and the fall of the Berlin Wall. Schools have been named after Pausewang, environmental organisations have showered her with prizes for spreading anti-nuclear awareness, and Germany’s Green Party has celebrated her work with screenings of a film version of The Cloud.

After the nuclear accident in Fukushima, Japan, in 2011, the book shot back into German bestseller lists. The fact that she used real-life locations in the story – Schlitz, and the Grafenrheinfeld reactor – added to its visceral impact. But Pausewang’s ultra-bleak, unflinching style also drew criticism. „She brought the apocalypse into children’s bedrooms,“ wrote a critic for Die Welt after the author’s death in 2020. She „gave thousands of schoolchildren nightmares,“ claimed another. To this day, critics argue over whether she empowered children – or traumatised them for life.”

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Die SPD nahe Friedrich-Ebert-Stiftung beklagt, dass nach Corona der Klimabewegung nun der Angriffskrieg gegen die Ukraine in die Quere kommt. Ein Artikel thematisiert auch die Umweltschäden, die ein Krieg bedeutet. Die ukrainischen Opfer des Krieges kommen in dem ganzen Artikel nur im Eingangssatz als Nebenbemerkung vor. Empathie? Fehlanzeige, jedenfalls nicht für Menschen. Es wird eher beklagt, dass ein Aufbau der Ukraine CO2 freisetzen könnte. Schräg.

“Überdies geht der Wiederaufbau nach einem Krieg mit einem hohen Verbrauch an Emissionen einher. In Syrien wird dieser schätzungsweise 22 Millionen Tonnen CO2  freisetzen. Der Wiederaufbau der Ukraine wird ebenso enorme Ressourcen beanspruchen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos von mindestens 5 Milliarden US-Dollar Aufbauhilfe pro Monat, die nötig seien. Alle Anstrengungen sollten demnach unternommen werden, um einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen – aus Klimaperspektive genauso wie um weiteres menschliches Leid zu verhindern.”

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Waldrodung, Rekordtemperaturen

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 14. 01. 23. in Artikel handelt von Waldrodungen und die Proteste dagegen. So werden von sogenannten Umweltgruppierungen Waldrodungen für den Bau von Autobahnen o. Ä. mit allen Mitteln bekämpft. Werden hingegen Rodungen durchgeführt, um dort Windkraftanlagen aufzubauen, halten diese Gruppen sich geflissentlich zurück. Doch gerade die Windkraftanlagen richten eine Reihe von Schäden an und in der Natur an. Die massenhafte Tötung von einer Reihe seltener Greifvögel, von Fledermäusen und Insekten werden gerne in Kauf genommen. Anwohner, welche gegen den Bau der Windkraftanlagen protestieren, werden von genau diesen Umweltgruppierungen angegriffen und beschimpft. Es wird immer deutlicher, dass es solchen Umweltgruppierungen nicht um die Umwelt geht, sondern um ihre eigene Ideologie.

In einem weiteren Artikel geht es Aussagen von Eckhard von Hirschhausen bei Sandra Maischberger in der ARD-Sendung. Es geht dabei um Länder mit hohen Sommertemperaturen, welche als beängstigend bezeichnet werden, sowie Temperaturen in Deutschland von 40° C seien alles andere als normal. Dabei stelle ich mir immer die Frage, was ist normal? Die aktuelle Erwärmung ist noch recht neu und vom Temperaturniveau noch recht gering, im Vergleich mit früheren Warmphasen. Sicherlich gab es auch im Mittelalter Tage mit hohen Temperaturen, ganz zu schweigen von der römischen Warmphase. Eigentlich sollte heute bekannt sein, dass es eine Variabilität im Klima gibt. Das war den Menschen in früheren Zeiten nicht bekannt und sie wurden davon überrascht. Doch dass die Menschen heute die Klimaerwärmung als eine Katastrophe ansehen, ist schon bezeichnend. Alle Erkenntnisse aus der Vergangenheit scheinen vergessen zu sein.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Arrigoni & Bravo Diaz 2022:

Hydrogen emissions from a hydrogen economy and their potential global warming impact

Hydrogen (H2) is expected to be a key instrument to meet the European Union (EU) Green Deal main objective: i.e., climate neutrality by 2050. Renewable hydrogen deployment is expected to significantly reduce EU greenhouse gas (GHG) emissions by displacing carbon-intensive sources of energy. However, concerns have been raised recently regarding the potential global warming impact caused by hydrogen emissions. Although hydrogen is neither intentionally emitted to the atmosphere when used nor a direct greenhouse gas, hydrogen losses affect atmospheric chemistry, indirectly contributing to global warming. To better understand the potential environmental impact of a hydrogen economy and to assess the need for action in this respect, the Clean Hydrogen Joint Undertaking and the U.S. Department of Energy jointly organised, with the support of the European Commission, Hydrogen Europe, Hydrogen Europe Research, the Hydrogen Council, and the International Partnership for Hydrogen and Fuel Cells in the Economy, a 2-day expert workshop. Experts agreed that a renewable hydrogen economy would significantly reduce the global warming impact compared to a fossil fuel economy. However, hydrogen losses to the atmosphere will impact the lifetime of other greenhouse gases, namely methane, ozone, and water vapour, indirectly contributing to the increase of the Earth’s temperature in the near-term.

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