Oft gehört und dennoch immer wieder über die Naivität gewundert, die dahintersteckt. Zwei Meldungen passen thematisch dazu. In Australien geht ein Mega-Sonnenstrom-Park in die Insolvenz. Hintergrund sind offenbar Streitigkeiten unter den Investoren. Abc.net berichtete.
“Sun Cable, the company behind a massive solar farm and power export project planned for the Northern Territory, has gone into voluntary administration.
Key points: The company’s ambition was to build the world’s largest solar project. Its plan was to build a giant 20-gigawatt solar farm in the NT. Sun Cable also wanted to build a 4,200-kilometre-long subsea cable to Singapore. The company, whose major investors include billionaires Mike Cannon-Brookes and Andrew „Twiggy“ Forrest, provided a vague statement about why it collapsed:
„The appointment followed the absence of alignment with the objectives of all shareholders,“ it said. „Whilst funding proposals were provided, consensus on the future direction and funding structure of the company could not be achieved.“ The ABC understands that Sun Cable’s major investors, Mr Forrest and Mr Cannon-Brookes, had disagreements about the funding and direction of the company. These included the significant amounts of cash that Sun Cable was spending, and its failure to achieve certain milestones — as required by its venture capital funding agreement.”
Auch wenn Wind und Sonne keine Rechnung schicken, Unternehmen machen das natürlich schon. So wie Siemens, die ein Konsortium anführen, dass für 4 Mrd. Euro ein Netz zum Abtransport von Offshore-Windstrom errichten sollen. Diese Investitionen zahlen später einmal die Stromkunden über eine tarahhh Rechnung. Offshorewind.biz hat die Details.
“Siemens Energy and Spain-based Dragados Offshore have been awarded a EUR 4 billion contract from Amprion to build converter stations for two offshore grid connections in Germany. Under the contract, the consortium will design, build, and install the LanWin1 and LanWin3 offshore converter platforms in the North Sea.
The contract, which includes a ten-year maintenance agreement for Siemens Energy, will see the German company manufacture all major high-voltage equipment for the two connection systems, such as converter technology, transformers, and switchgear. Siemens Energy’s scope of supply consists of two converter platforms at sea and two associated stations on land, located near Wehrendorf in Lower Saxony and Westerkappeln in northern North Rhine-Westphalia.
The company said that the contract is the largest it has received for an offshore grid connection to date and represents the world’s first order for a 2 GW grid connection at sea. Meanwhile, Dragados Offshore will be responsible for the construction and offshore installation of the associated platforms. Construction will take place at the company’s shipyard in Cadis, Spain. The connection systems are expected to transmit power as early as 2029 and 2030.”
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Erheblichen Schaden hat eine Aktivistin in Sachsen angerichtet. Sie sorgte mit einem Kletterausflug auf einen Strommast dafür, dass in einem Edelstahlwerk ein Millionenschaden entstand. Der MDR berichtete über die Wiederholungstäterin.
“Auslöserin des Stromausfalls am Mittwoch war eine 40 Jahre alte Frau, die auf einen Strommast geklettert war. Sie hatte dort laut Polizei knapp sechs Stunden ausgeharrt. Versuche, sie zum Umkehren zu bewegen, seien zuerst erfolglos geblieben. Deshalb seien Höhenretter der Feuerwehr eingesetzt worden. Die Frau erlitt Unterkühlungen und musste medizinisch betreut werden. Rund 27.000 Kunden von Sachsen-Energie waren wegen des Stromausfalls circa eine Stunde lang ohne Strom. Die Frau hatte bereits 2019 eine Stromunterbrechung in Freital verursacht, als sie ebenfalls auf einen Strommast geklettert war.”
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Die ARD rühmt sich ein Faktenchecker-Team zu haben. Eigentlich hätte das Team reichlich mit den eigenen Redaktionen zu tun, wie z. B. der Tagesschau. Dort wurde in einem Artikel über das japanische Kernkraftwerk Fukushima behauptet, dass bei der Havarie der Anlage 18.500 Menschen starben, was komplett falsch ist. Erst als ein Aufschrei durch die Sozialen Medien ging, wurde die Passage gestrichen. Allerdings ohne diese Korrektur transparent zu machen. Peinlich.
(Abbildung: Screenshot Tagesschau App)
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In Bayern droht laut BR ein Projekt zur Herstellung von Grünem Wasserstoff zu platzen. Der Grund: die Strompreisbremse!
“Der Grund liegt in den selbst für Experten nur schwer zu durchschauenden Regelungen der Strompreisbremse: Das Problem entsteht durch die Art, wie das Bundeswirtschaftsministerium die Maßnahme mitfinanzieren will. Vereinfacht gesagt, will der Bund Übergewinne der Energieerzeuger kassieren. Diese entstehen daraus, dass der Strom an der Börse deutlich teurer als vor der Energiekrise gehandelt wird. Gleichzeitig ist es für bestehende Windkraft- oder Fotovoltaikanlagen aber nicht teurer geworden, den Strom zu produzieren. Für die Elektrolyseanlage in Wunsiedel ist das ein Problem, weil sie deshalb keine günstigen Direktverträge mit den umliegenden Wind- und Solarparks abschließen kann.
Stromerzeuger würden mit Liefervertrag Verlust machen
Warum das so ist, erklärt das folgende fiktive Rechenbeispiel: Die Betreibergesellschaft der Elektrolyseanlage schließt mit einem Windpark einen Direktvertrag zur Stromlieferung für 13 Cent pro Kilowattstunde (KWh) ab. Der Bund geht aber für die Strompreisbremse davon aus, dass der Windpark den aktuellen Börsenpreis von zum Beispiel 30 Cent pro KWh eingenommen hat. Nach den Regelungen der Strompreisbremse behält der Windpark seine Erzeugungskosten – zuzüglich einer üblichen Gewinnmarge und einiger Toleranzen: Für unser Beispiel seien dafür eben diese 13 Cent angesetzt. Die restliche Differenz zum Börsenpreis – der Übergewinn – wird zu 90 Prozent abgeschöpft. Das würde in diesem Fall bedeuten: Der Windpark muss rund 15 Cent an den Staat abgegeben für eine Kilowattstunde Strom, für die er aber nur 13 Cent eingenommen hat. Die logische Folge: Der Vertrag mit der Elektrolyseanlage kommt nicht zustande.”
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Wird der Strom bald rationiert? Wer kennt sie nicht, die angebotsorientierte Stromversorgung © Silvia Kotting-Uhl von den Grünen. Laut FAZ könnte diese neue Art der Stromversorgung oder soll man besser sagen Zuteilung demnächst noch wahrscheinlicher werden.
“Genau das ist das Problem: Was nützen klimafreundliche Heizungen und Fahrzeuge, wenn sie nicht zuverlässig mit Strom versorgt werden können? Und was nutzt es, Solaranlagen und Windräder zu bauen, wenn die Energie nicht störungsfrei ins Netz eingespeist werden kann? „Der grüne Strom kommt nicht durch die Leitung“, sagt Eon-Vorstand König.
Dass die Stromleitungen eine Herausforderung sind bei der Energiewende, das ist bekannt. Aber bislang drehte sich die Debatte vor allem um die Hindernisse beim Bau der großen Stromautobahnen, die den Strom über Hunderte von Kilometern von den Offshore-Windparks in Norddeutschland zu den Industriezentren im Süden transportieren sollen. Jetzt zeichnet sich immer dringlicher ein sehr viel kleinteiligeres Problem ab: Auch die weitverzweigten Verästelungen des Stromnetzes müssen aufgerüstet werden. Dieses sogenannte Verteilnetz reicht von regionalen Hochspannungsleitungen mit 110 Kilovolt Spannung bis zu den Niederspannungsleitungen mit 400 Volt in den Ortsnetzen. Betrieben wird es von fast 900 verschiedenen Unternehmen, darunter Riesen wie Eon, aber auch vielen kleinen Stadtwerken.”
Ausgerechnet die Energie- und Wärmewende hat einen Anteil an der Situation.
„Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln“
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World could save 700 million metric tons of CO2 if people cycled more, study shows
The world would save nearly 700 million metric tons of carbon pollution each year—more than Canada’s annual emissions—if every person adopted the Dutch way of life and cycled on a daily basis, new research showed Thursday.
The transport sector currently accounts for a quarter of all fuel-related greenhouse gas emissions, which are warming the planet. Half of those emissions are from passenger cars, and worldwide transport demand is predicted to triple by mid-century.
As they seek to decarbonize transport, governments and industry have turned towards electric vehicles, with 6.75 million units sold in 2021 alone. Vehicle sales are tracked and published each year. However, it has been difficult to calculate the production and ownership of a much older, low-carbon technology: the bicycle.
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Universität Bayreuth, Pressemitteilung Nr. 182/2022 vom 08.11.2022
Neue Studie der Universität Bayreuth: Bioabbaubares Mikroplastik in Böden lässt CO₂-Emissionen ansteigen
Biologisch abbaubare Mikroplastik-Partikel in Böden können zu einem verstärkten Anstieg von CO₂-Emissionen in die Erdatmosphäre führen. Dies zeigt eine interdisziplinäre, in „Applied Soil Ecology“ veröffentlichte Studie des Sonderforschungsbereichs 1357 „Mikroplastik“ an der Universität Bayreuth. Expert*innen für Bodenökologie und ökologische Mikrobiologie vergleichen darin erstmals in systematischer Form die Auswirkungen eines herkömmlichen und eines bioabbaubaren Kunststoffs in unterschiedlichen Böden. Auch die Folgen für die mikrobielle Biomasse in den Böden, insbesondere für Bakterien und Pilze, werden analysiert.
Für ihre Studie haben die Bayreuther Wissenschaftler*innen zwei Kunststoffe ausgewählt: LDPE (Polyethylen niedriger Dichte) ist ein konventioneller, nicht biologisch abbaubarer Kunststoff, der seit Jahrzehnten in der chemischen Industrie verwendet wird. PBAT (Polybutylenadipat-terephthalat) ist hingegen ein bioabbaubarer Kunststoff, der beispielsweise für Lebensmittelverpackungen, Bioabfallbeutel und Mulchfolien verwendet wird. Partikel aus drei verschiedenen Größenbereichen (50 bis 200 Mikrometer, 200 bis 500 Mikrometer und 0,63 bis 1,2 Millimeter) wurden in verschieden hohen Konzentrationen einem sandigen Lehmboden einerseits und einem lehmigen Boden andererseits zugesetzt. Über vier Wochen lang haben die Wissenschaftler*innen die aus den Böden freigesetzten CO₂-Mengen gemessen.
Ein Zusammenhang zwischen LDPE und den CO₂-Emissionen des Bodens ließ sich im Verlauf der Forschungsarbeiten nicht erkennen. Hingegen sind die Auswirkungen von PBAT signifikant. „Je kleiner die biologisch abbaubaren Mikroplastik-Partikel sind und je höher ihre Konzentration im Boden ist, desto mehr CO₂ entweicht aus dem Boden in die Erdatmosphäre. Wir konnten – abhängig von der Größe der Partikel, ihrer Konzentration im Boden und der Bodenbeschaffenheit – Anstiege der CO₂-Emissionen um 13 bis 57 Prozent beobachten. Dabei setzten sandige Lehmböden mehr CO₂ frei als reine Lehmböden“, berichtet die Erstautorin der Studie, die Bayreuther Master-Studentin Adina Rauscher. Erste Forschungsergebnisse zu diesem Thema, die entscheidende Anstöße für weitere Analysen gaben, hat sie in ihrer Bachelor-Arbeit erzielt. Hierfür wurde sie, in Verbindung mit ihren anderen Studienleistungen, von der Studienstiftung des deutschen Volkes mit einem Max-Weber-Stipendium ausgezeichnet.
Wie das Bayreuther Forschungsteam herausgefunden hat, geht der Anstieg der CO₂-Emissionen mit einem Zuwachs der mikrobiellen Biomasse einher: Gelangen kleine, biologisch abbaubare PBAT-Partikel in hoher Konzentration in den Boden, wächst die Menge der Bakterien und Pilze, die hier den Hauptanteil der mikrobiellen Biomasse ausmachen. Auch die biologische Zusammensetzung der Biomasse kann sich dabei verändern. „Das Anwachsen der Biomasse wird wesentlich dadurch verursacht, dass Mikroorganismen im Boden die Mikroplastik-Partikel allmählich zersetzen und sich von dabei entstehenden Zerfallsprodukten ernähren. Die CO₂-Emissionen stehen mit diesen Prozessen in einem engen Zusammenhang. Ein Beleg dafür sind die Unterschiede zwischen reinen Lehmböden und sandigen Lehmböden. In sandigen Lehmböden sind die Mikroplastik-Partikel für Mikroorganismen viel leichter zugänglich und werden daher schneller abgebaut. Umso mehr CO₂ wird dabei freigesetzt“, erklärt Ko-Autorin Dr. Nele Meyer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bodenökologie der Universität Bayreuth.
„Der weltweite Eintrag von Kunststoffen in die Böden ist besorgniserregend. Noch immer wissen wir zu wenig darüber, welche Folgen sich daraus für Mikroorganismen und terrestrische Ökosysteme ergeben. Unsere Studie bietet dafür wichtige Anhaltspunkte. Unsere Forschungsergebnisse zu den Emissionen des Treibhausgases CO₂ zeigen, dass sich hohe Konzentrationen von Mikroplastik-Partikeln in den Böden langfristig sogar auf das Klima auswirken könnten. Es sind ausgerechnet die biologisch abbaubaren Partikel, die sich in unserer Studie in dieser Hinsicht als problematisch erwiesen haben“, sagt Prof. Dr. Eva Lehndorff, Inhaberin des Lehrstuhls für Bodenökologie an der Universität Bayreuth.
Veröffentlichung:
Adina Rauscher, Nele Meyer, Aileen Jakobs, Ryan Bartnick, Tillmann Lueders, Eva Lehndorff: Biodegradable microplastic increases CO₂ emission and alters microbial biomass and bacterial community composition in different soil types. Applied Soil Ecology (2022),
Web: https://authors.elsevier.com/a/1f-PM3JGmRF1ze
DOI: https://doi.org/10.1016/j.apsoil.2022.104714