Der perfekte Sturm

In eigener Sache:

Liebe Leser,

Wir wünschen Ihnen einen schönen 3. Advent!

Seit 2012 ist unser Blog täglich online und berichtet über Neuigkeiten von der Energiewende und vom Klimawandel. Danke für Ihr Interesse und Ihre Treue. Die Themen sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Daher bleiben wir natürlich am Ball und werden Sie weiter auf dem Laufenden halten. Um dies noch effektiver zu tun, haben wir in den vergangenen Monaten im Hintergrund das Blog grundlegend renoviert. Bitte notieren Sie folgende kleine Änderung:

Ab Montag, den 12.12.2022, finden Sie das Blog auf der neuen Adresse www.klimanachrichten.de. Der Blogname “kalte Sonne” geht nun in den wohlverdienten Ruhestand. Der neue Name “Klimanachrichten” beschreibt den Inhalt des Blogs in kurzer, intuitiver und einprägsamer Form. Dazu gehören natürlich selbstredend auch die Nachrichten zur Energiewende.

Wir versichern Ihnen: Alles andere bleibt so wie es war. Die Inhalte bleiben gleich, die Schreiber sind weiter dabei, die Veröffentlichungs-Frequenz bleibt gleich. Sie sollten sich lediglich die neue Webadresse www.klimanachrichten.de notieren. Wer uns auf www.kaltesonne.de sucht, wird ab morgen automatisch auf die neue Adresse umgeleitet. Wir lassen niemanden zurück.

Für den Umzug haben wir professionelle Hilfe bekommen. Wir hoffen daher, dass die Umstellung möglichst reibungslos abläuft. Websupport und Internetseitendesign sind natürlich nicht umsonst. Wer uns helfen möchte, die Kosten zu schultern: Für Umzugs-Spenden sind wir sehr dankbar. Spendeninfos gibt es hier. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Mit besten Grüßen
Das Blog-Team

Im Jahr 2000 wurde der Film “Der Sturm” des deutschen Regisseurs Wolfgang Peterson veröffentlicht. Der Film basierte auf einem Buch von Sebastian Junger und hieß im Original “Der perfekte Sturm”. Der Film beschreibt den Überlebenskampf einer Fischtrawler-Crew, die in einen Sturm geraten ist. Bei diesem Sturm kommen alle ungünstigen Bedingungen zusammen, die den Sturm zu einem Monstersturm machen. Der Film hat leider kein Happy-End.

So ein perfekter Sturm braut sich gerade über Teilen von Europa in Sachen Stromversorgung zusammen. Es betrifft in erster Linie Frankreich, Groß Britannien und Belgien. Gabrielle Martinelli beschriebt die ungünstigen Bedingungen in einem Artikel bei Linkedin. Zu den ungünstigen Bedingungen zählen die niedrigen Temperaturen, kaum Wind, wenig Sonne, unterdurchschnittliche Erträge bei Wasserkraft und die viel zu optimistischen Annahmen in Sachen Kernenergie. Es fehlt am 12.12.2022 voraussichtlich sehr viel Strom in den drei Ländern.

“The temperature outlook for Monday is significantly colder than normal: daily average temperature in France is expected 0.7 °C, 5.7 °C below normal, and -1.7 degrees in Great Britain, which is 7.3 degrees below normal. This leads power demand to 75 GWh/h on average on Monday in France, which is 7 GWh/h above seasonal normal, even with roughly 5 GWh/h of demand destruction observed at the moment! In hour 19 in particular, we expect peak demand in France at roughly 84 GW.”

Die Schlussfolgerung von Martinelli ist alles andere als optimistisch, weil auch angrenzende Länder wie Deutschland ähnliche Bedingungen haben beim Wetter und hier schon alles am Start ist, was irgendwie Strom produzieren kann. Das sind in erster Linie Kohle und Gas. Wind und Sonne findet bei der Stromerzeugung hierzuladen nur sehr begrenzt statt. Sie sind, um wieder auf den Film zu kommen keine Rettungsboote oder allenfalls welche mit Löchern im Boden. So sieht Martinelli einen Peak bei den Strompreisen für Deutschland am Dienstag, 13.12.2022. Vielleicht sollte man diese Zahlen einfach im Kopf behalten, wenn man wieder Jubelmeldungen durch das Land gehen, wie sehr die Erneuerbaren Energien die Preise drücken. Das stimmt, allerdings nur bei günstigen Bedingungen und die sind eher zufällig.

“Putting that all together, and assuming high net imports to France of up to 13 GW, we still expect a supply gap of 2-8 GW in France on Monday. Not just in the morning and evening peaks, but throughout the day from 7am to 9pm. Yesterday France managed to receive 16+ GW of imports, most remarkably from Switzerland and Italy. Both countries, and also Germany (the largest net exporter) will be 4-6 °C colder on Monday compared to Friday and overall have less capability to export.

In terms of #powerprices, it gets extremely difficult to forecast these spikes, however we expect spot prices north of 700 €/MWh on Monday in France, and around 560 €/MWh on Tuesday. Even higher prices in Belgium and Great Britain. For Germany at the moment the tighter day looks Tuesday, with an expected spot of 470 €/MWh. As usual, all fundamentals data and forecasts on Eikon and Trading – Refinitiv, an LSEG business .”

Die aktuelle Wetter- und Erzeugungssituation zeigt sehr schön, wo die Probleme liegen. Selbst eine Verdoppelung oder gar Verdreifachung der Kapazitäten bei Wind und Sonne würde nicht ausreichen, wie ein Chart der letzten 7 Tage von Agora Energiewende zeigt. Die Erneuerbaren Energien brauchen die fossilen Backups – momentan sogar ganz extrem. Da muten dann Aussagen wie die von Patrick Graichen, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, wie bräuchten nur ein anderes Mindset, extrem bizarr an. Selbst mit einer anderen Einstellung wird der Wind nicht mehr wehen oder die Sonne auch nachts scheinen.

Auch Zitate, dass Dunkelflauten lediglich ein Mythos seien (Claudia Kemfert) hinterlassen einen vor dem Hintergrund der Realität nur noch fassungslos. Man kann die Wirklichkeit verdrängen, sie bleibt aber dennoch da – mit allen Konsequenzen. Es ist in diesem Fall nur kein Film mit fehlenden Happy-End.

(Abbildung: Screenshot Agora-Energiewende.de)

+++

Eine Gruppe von Aktivisten rund um Greta Thunberg will die schwedische Regierung verklagen. Es werde zu wenig gegen den Klimawandel gemacht. Dabei hat Schweden nur einen Bruchteil der Emissionen bei der Erzeugung von Strom gegenüber anderen Ländern. Kernenergie und Wasserkraft machen es möglich. Schweden kommt nur auf ca. 8% CO2 des Ausstoßes gegenüber Deutschland. Phys.org berichtet:

“The Swedish suit involves Thunberg, possibly the world’s best known climate activist, and more than 600 others who claim that Sweden’s climate policies violate its constitution as well as the European Convention on Human Rights.

“The Swedish state fails to meet the constitutional requirement to promote sustainable development leading to a good environment for present and future generations,” the group said in a statement.

In 2017, Sweden adopted a climate law that requires the government to work to reduce emissions of planet-warming gases toward a net-zero target set for 2045.

Cutting greenhouse gas emissions is key to meeting the 2015 Paris Agreement target of keeping global warming below 2 degrees Celsius by the end of the century.

However, Russia’s invasion of Ukraine in February triggered a scramble for energy that’s set back efforts and this year’s U.N.-sponsored climate talks in Egypt failed to step up ambitions.

In an interview with Swedish daily Dagens Nyheter, Thunberg said she believes climate laws should be tightened.

“We don’t have laws that provide long-term protection from the consequences of climate and environmental crises, but we need to use the methods at our disposal and do everything we can,” she said.”

+++

Friendly Fire der besonderen Art. Die Aktivistin Carola Rakete kritisiert in der Zeit “Die Letzte Generation”. Allerdings geht es bei ihr um den Klassenkampf und die Revolution. Darunter macht sie es nicht. Den Umsturz wird man nicht an der Straße klebend anzetteln können.

“Klimagerechtigkeit bedeute auch, soziale Ungleichheit und Klassenunterschiede abzubauen, schreiben die Autoren, die sich zur Klimagerechtigkeitsbewegung zählen. Sie sind selbst nicht Teil der Letzten Generation, Rackete erlangte 2019 internationale Bekanntheit als Kapitänin in der Seenotrettung; Momo besetzt den vom Tagebau bedrohten Ort Lützerath. Gerade in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten laufe die Klimabewegung Gefahr, noch weiter gegen ärmere Teile der Bevölkerung “ausgespielt zu werden”. Man habe es zu lange verpasst, aufzuzeigen, wie Klimaschutz soziale Gerechtigkeit im Globalen Norden verbessern würde, schreiben die Autoren. “Wir brauchen ökologischen Klassenkampf.””

+++

Die Pläne der Niederlande neue Kernkraftwerke zu errichten, nehmen laut Welt immer konkretere Formen an.

“Erwartet wird eine Fertigstellung der neuen Kraftwerke um 2035. Mit einer Kapazität von 1000 bis 1650 Megawatt sollen die Reaktoren neun bis 13 Prozent der niederländischen Stromproduktion liefern. Wie das Ministerium erläuterte, soll die Betriebsdauer des bestehenden AKW in Borssele über 2033 hinaus verlängert werden. Ein Meiler in Dodewaard bei Nijmegen nahe der deutschen Grenze wurde 1997 geschlossen.”

+++

Videotipp: Clemens Fuest, Chef des ifo Instituts referiert 50 Minuten über die Wirtschaft in Deutschland. “Warum das Geschäftsmodell Deutschlands und Europas in Gefahr ist”. Die Analysen sind aufschlussreich und der Ausblick für die Wirtschaft in der EU sieht alles andere als rosig aus. Beispiel, die Gaspreis-Entwicklung:

(Abbildung: Screenshot YouTube)

+++

Milton Speer und Lance Leslie auf The Conversation:

Changes in the jet stream are steering autumn rain away from southeast Australia

You wouldn’t know it from the torrential rains that have inundated large parts of New South Wales and Queensland this year, but average late-autumn rainfall over southeast Australia has declined significantly since the 1990s.

Less rain in these areas is an expected consequence of global warming. In both the northern and southern hemispheres, the paths of the weather systems that bring rain in the middle latitudes have been moving away from the equator and towards the poles.

We studied in detail the drop in rainfall during April and May in southeast Australia, and found it is just one consequence of far-reaching changes in the behaviour of high-altitude winds over Australia.

Jet streams

These high-altitude winds are called jet streams: narrow bands of rapidly flowing air that typically occur at altitudes around the cruising height of commercial passenger aircraft. In April and May, the westerly jet stream over southeast Australia normally splits into a northern branch (called the subtropical jet) and a southern branch (called the polar-front jet).

Since the mid 1990s, the location of this split has moved and the speeds of the winds involved have also changed. We found these changes, which are related to global warming, are responsible for a decrease in the number of low-pressure systems bringing rain to southeast Australia.

The maps you might see on weather apps or TV forecasts usually show what’s going on at ground level: high- and low-pressure systems, cold fronts, and so on. However, these ground-level systems are largely driven by the jet streams and related atmospheric processes.

Humidity and rotation

As well as the changes in the jet stream, there are two other important changes reducing rainfall in the early cool season.

First, the air over parts of inland southeast Australia has become significantly drier since the 1990s.

And second, areas of strongly rotating air have moved further east and south, over the Tasman Sea.

Both humidity and air rotation are important contributors to the development of low-pressure areas that bring rain. As a result of these changes, there has been a significant decrease in late autumn rainfall in southeast Australia.

The bigger picture

Much of the variation in rainfall from year to year depends on the phase of El Niño–Southern Oscillation (ENSO), a large-scale climate phenomenon over the Pacific Ocean. When this is in one phase, called La Niña, eastern Australia experiences lower temperatures and higher rainfall – in the opposite phase, El Niño, it’s the other way around.

In the absence of La Niña years, and particularly groups of repeat La Niña events such as those of 2010–12 and 2020–22, we have seen extreme droughts following dry summers and dry late-autumn periods.

Weiterlesen auf The Conversation (dort auch Abbildungen)

+++

Leserpost von Paul Stubenruss:

Betreff: Die vergessene Energie

In  Flüssen und  Bächen steckt nach den Staustufen immer noch ungenutzt  eine Menge an Restenergie.

Flussturbinen mit Generatoren unter Wasser werden bereits angeboten, nur sind sie fast unbezahlbar und haben deshalb keinen Markt. Generatoren unter Wasser benötigen auf Grund der geringen Drehzahl des Propellers eine Menge an Permanentmagnete und das macht solche Anlagen sehr teuer. Die dafür notwendigen seltenen Erden kommen zudem vorwiegend aus China die unter enormen Eingriff in die Natur abgebaut werden und zudem abhängig machen.Weiterhin vertragen sich Strom und Wasser nicht und der Generator muss wasserdicht laufen, machbar, aber treibt die Kosten in die Höhe. Auch wenn herkömmliche Flussturbinen ökologischen Strom liefern, selbst sind sie neben der überaus hohen Kosten von Öko weit entfernt. Wir sagten vorhin bewusst Energie und nicht Strom.

Eleganter und wesentlich preiswerter ist die Lösung unter Wasser Kolbenpumpen an zu treiben, das Presswasser gleich mehrerer Pumpeinheiten in einer Sammelleitung zusammen zu führen und am Flussrand Peltonturbinen an zu treiben. Die so geerntete Restenergie aus Flüssen und Bächen wäre sicherlich enorm wahrscheinlich mehr als mit weiterer Verspargelung durch Windkraftwerken noch möglich wäre. Kolbenpumpen sind sehr einfache anspruchslose Maschinen und kosten so auch wenig und Peltonturbinen sind weitaus die effizientesten und preiswertesten Strommaschinen. Flussturbinen liefern im Gegensatz zur Windkraft und Solartechnik rund um die Uhr Strom und weitaus mehr öko.

Nun zur Sicherheit der Stromversorgung vor Terroranschläge oder kriegerische Auseinandersetzungen Mit Raketenschutzschirmen wird es nie möglich sein Anlage der erneuerbaren Energie zur Gänze zu schützen. Sind für die Artillerie regelrechte Zielscheiben. Das gilt auch für Sabotage. Ein Windkraftwerk kann bereits mit einer Spielzeugdrohne lahm gelegt werden. Die einzige Stromgewinnung die vor feindlicher Zerstörungswut sicher ist sind Turbinen die in Flüssen und Bächen unter Wasser Energie erzeugen, einfach weil sie nicht zu orten und über hunderte von Kilometern längs der Gewässern verteilt sind. Hätte die Ukraine Strom aus Flussturbinen hätte Putin keine Chance.

Weiteres in unserem Portal www.starfort.it.

Hören gerne von Ihnen und grüße freundlichst aus bella Italia Paul Stubenruss

Teilen: