Marotzke : Keine Panik

Fritz Vahrenholts monatliche Kolumne, 3.7.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen ging im Juni um etwa 0,1 Grad Celsius zurück. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug 0,43 Grad Celsius. Die El-Nino Erwärmung, die die globalen Temperaturen seit Ende letzten Jahres beeinflusste, ist nun endgültig vorbei. Das Mittel des Temperaturanstiegs seit 1981 blieb mit 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt unverändert. Die Sonnenfleckenzahl zeigt mit 5,8, dass das solare Minimum wohl hinter uns liegt.

Was beeinflusst die Erwärmung in den nächsten 15 bis 30 Jahren ?

Wir hatten schon häufiger darauf hingewiesen, dass die natürliche Variabilität des Klimas in den nächsten 15 -30 Jahren auf Grund einer vor uns liegenden negativen atlantischen Oszillation sowie dem zu erwartenden zweiten schwachen solaren Zyklus in Folge, die anthropogene bedingte Erwärmung zurückdrängen wird. Ich hatte am 8. März auf eine Veröffentlichung von Judith Curry hingewiesen, die bis 2050 eine Pause des Temperaturanstiegs als wahrscheinlichsten Fall betrachtete. Nun hat sich ein IPCC-Schwergewicht, Jochem Marotzke vom Max-Planck Institut für Meteorologie in Hamburg, in einer Publikation in den Environmental Research Letters ähnlich geäussert. Gemeinsam mit seinen Kollegen Nicola Maher und Flavio Lehner kommt er zu Ergebnis, dass die Temperaturentwicklung bis 2034 durch natürliche interne Variabiliät bestimmt wird :„Entgegen den Erwartungen könnte in allen Modellen eine fehlende Erwärmung  oder sogar ein sich abkühlender Trend an allen einzelnen Punkten des Globus , sogar unter den grössten Treibhausgasemissionen beobachtet werden.“  („Perhaps counter intuitively, in all models a lack of warming, or even a cooling trend could be observed at all individual points on the globe, even under the largest greenhouse gas emissions.“)

Interessanterweise war das Ergebnis bei Anwendung der unterschiedlichsten Modelle das Gleiche: keine Erwärmung auf Grund der natürlichen abkühlenden Effekte. Selbst bei den Berechnungen bis 2049 finden die Forscher, dass „ein großer Teil der Erde wegen der internen Variabilität sich nicht erwärmen wird“.

„Bloß keine Panik – auch nicht beim Klima“

Mit dieser deutlichen Überschrift hebt sich ein bemerkenswertes Interview von Andreas Frey von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Jochem Marotzke ab von der Panikmache durch die Professoren Schellnhuber, Rahmstorf oder Extinction Rebellion. Auf die Frage von Frey „Steht Hamburg noch im Jahre 2100 ?“ antwortet Marotzke: „Ja. Der Meerspiegel wird weiter steigen, aber die norddeutschen Küsten haben sich sehr gut vorbereitet. Hamburg wird nicht bedroht sein, das ist völlig klar. Auch Deutschland wird nicht direkt durch den Klimawandel bedroht sein“

Frey: „Viele junge Menschen haben Angst, dass sie keine Zukunft haben, dass der Klimawandel ihre Existenz bedroht. Ist ihre Angst begründet?“ Marotzke: „Nein, da bin ich ganz sicher. Natürlich werden einige klimabedingte Risiken steigen. Ich erwarte, dass Extremwetterereignisse mehr Schäden verursachen und mehr Menschenleben fordern. Aber es ist nicht so, als ob jetzt ganze Landstriche vom Aussterben bedroht wären. Das können wir ausschliessen, das wird nicht passieren.“

Im weiteren Verlauf des Interviews geht Marotzke auf neue Modelle ein, die mit einer Erwärmung von über 5 Grad bis 2100 rechnen. Marotzke: „Die Franzosen haben dazu eine Presseerklärung veröffentlicht . Die Schlagzeile lautete: neues Modell – Erwärmung schlimmer als gedacht. Da haben wir gedacht: Mein  Gott, was macht ihr da ? Weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass das wahre Klima so empfindlich ist, wie in diesen neuen Modellen dargestellt“. Er führt dann weiter aus, dass die Klimasensitivität (also die Erwärmung bei Verdoppelung des CO2-Gehalts in der Luft) seiner Auffassung nach zwischen 2,1 und 3,9 Grad liegt.

Frey „Warum veröffentlichen die Franzosen dann höhere Werte: Marotzke: „Ich weiss es nicht“. Frey: „Das klingt nun aber wirklich so, als ob die Klimaforscher ihre eigenen Modelle nicht verstehen“. Marotzke: „Es sind immer Aspekte drin, die wir nicht verstehen. Dafür sind die Modelle zu komplex. Viele widerstreitende Prozesse spielen zusammen… Dafür überlagern sich zu viele Rechenschritte, und manchmal sind wir selber verblüfft darüber, was wir nicht verstehen“.

Man gewinnt den Eindruck, dass da jemand gegen die alarmistische Benutzung von Modellen spricht. Vielleicht ist Jochem Marotzke bewusst, dass vor dem Hintergrund der zu Ende kommenden Erwärmung in den nächsten  30 Jahren die Modellalarmisten (Schellnhuber: „Wir haben nur noch 10 Jahre Zeit„) unangenehme Fragen zu beantworten haben werden. Wenn die Gesellschaft feststellt, dass die Klimamodellierer übertrieben haben, um politisch etwas zu bewegen, werden wir wissen, wer die Politik in die Irre geführt hat.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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