Sommerangst

Nun gut, Klimaangst kannten wir ja schon, neu ist allerdings Sommerangst, wie wir kürzlich bei der taz erfahren durften. Für Viele ist der Sommer die schönste Zeit des Jahres. Die Tage sind lang und bei entsprechendem Wetter lassen sich viele schöne Dinge draußen und in der Natur erleben. Die taz-Redakteurin des Artikels sieht das komplett anders. Sommer ist für sie ein Marketing-Gag, nichts anderes. Sie zieht auch Beziehungen zum Thema Migration.

“Wie nun aber auf die moderne Sommerangst reagiert werden soll, darauf gibt es genealogisch noch keine Antwort. Denn Weiterziehen ist nicht die Lösung. Dort, wo wer hinflüchten will vor der Hitze, ist doch schon jemand, und der heißt die Hitzeflüchtigen nicht willkommen.

Die Sommerangst hierzulande ist berechtigt. Denn mittlerweile ist es im Schnitt in Deutschland fast eineinhalb Grad wärmer als noch vor 50 Jahren. Menschen sterben an Hitze. Manchmal wird der Temperaturdurchschnitt Südeuropas getoppt. Und der in Südeuropa toppt den in Afrika. Das ist ein Schneeballsystem – nur dass das Schneeballsystem heute anders heißen müsste.”

Wir halten fest, es gibt demnach die Frühjahrsmüdigkeit, die Sommerangst, die Herbstdepression und den Winterblues. Mehr muss man über Optimismus in Deutschland nicht wissen. Der Artikel erschien übrigens zu einem Zeitpunkt, an dem Deutschland einen ausgesprochen kühlen Juni erlebt. Kein gutes Timing.

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Die Deutsche Welle analysiert das Wahldebakel der Grünen bei der EU-Wahl in Deutschland.

“”Die Grünen kommen in der langfristigen Betrachtung aus einer pazifistischen Ecke und momentan sind sie bei uns die hartnäckigsten Vertreter einer militärischen Unterstützung der Ukraine”, so Jung. Laut Jung läuft die Sicherheitspolitik, Migration, dem Thema Klima- und Umweltschutz gerade den Rang ab. Klimaschutz habe “in der Gesamtbevölkerung und damit auch in allen Altersgruppen relativ an Bedeutung verloren und damit spielen natürlich auch die Fragen von Klima und Umwelt bei dieser aktuellen politischen Lage nicht die große Rolle, wie wir das vielleicht vor einiger Zeit gewohnt waren”, so Jung. In diese Richtung zeigen auch die Ergebnisse der Umfrage “Zukunft? Jugend fragen! – 2023”. Zwar sind Klima- und Umweltschutz nach wie vor eine Priorität bei jungen Menschen, sie belegen bei den wichtigsten Themen aber nur noch Platz sieben, hinter Fragen zum Bildungs- und Gesundheitswesen, sozialer Gerechtigkeit, Inflation und Lebenskosten. 2019 hatte das Thema bei derselben Umfrage noch oberste Priorität.”

Erstaunlicherweise wird eine Sache im Vergleich zur Wahl 2019 komplett vergessen. Auf EU-Ebene herrschte damals eine große Debatte, in erster Linie aber in Deutschland. Es ging um das Urheberrecht und die Einhegung von Tech-Giganten wie Google oder Facebook. Es stand nicht weniger als die Zukunft des Internets auf dem Spiel. Jedenfalls wurde es damals so dargestellt. Es war damals Quatsch und es ist es heute noch.

Ein Artikel in diesem Blog aus 2020 beleuchtete die Entwicklung noch einmal. Das Timing war damals jedenfalls perfekt für die Grünen, die sehr frühzeitig das Potential der damaligen Proteste erkannten und den Künstlern und Kreativen, die die Partei einst trugen, ganz gepflegt mit Anlauf in den Hintern traten. Sie stellten sich lieber auf die Seite der Tech-Giganten und protestieren fleißig mit. Das Internet gibt es 2024 immer noch, Google muss nun für die Nutzung von Inhalten zahlen, YouTuber wie Rezo, der damals das berühmte Video zur Zerstörung der CDU anfertigte, haben aber offenbar nicht mehr die Relevanz von 2019. Ein gemeinsamer Aufruf kurz vor der EU-Wahl von zahlreichen YouTubern zählte zwar 4,6 Millionen Aufrufe, aber er konnte die Verluste für die Grünen nicht verhindern und die CDU hat es ebenfalls nicht zerstört. Trotz klarer Botschaften:

“Daher bitten wir alle: Wählt nicht die CDU/CSU, wählt nicht die SPD. Wählt auch keine andere Partei, die so wenig im Sinne von Logik und der Wissenschaft handelt und nach dem wissenschaftlichen Konsens mit ihrem Kurs unsere Zukunft zerstört. Und wählt schon gar nicht die AfD, die diesen Konsens sogar leugnet.”

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Welches Wetter herrschte am D-Day 1944, als die Invasion der Alliierten in Frankreich im Zweiten Weltkrieg begann? Copernicus hat interessante Daten dazu, weil aus heutiger Sicht sich die Datenlage rund um das Wetter erheblich verbessert haben. Wie sich nun zeigt, war das Zeitfenster klein und es herrschten nicht die optimalen Bedingungen bei der Invasion.  Das ergibt sich aus der Rekonstruktion der Daten.

““With ERA5 data, it is possible to reconstruct the weather experienced by the landing forces and see for ourselves the conditions they faced and how these influenced the outcome of events on the day. “ERA5 reanalysis is a remarkable tool allowing us to reconstruct the past weather. In just a few minutes, we can observe the weather conditions of a key historical event like D-Day. In fact, we use this same robust tool to establish the latest streak of global temperature records,” said C3S Director Carlo Buontempo.

Weather forecasts were key in the #DDay planning. The initial date was 5 June but an approaching low pressure system suggested a postponement. Using our #C3S @CopernicusECMWF reanalysis #ERA5 we can step back in time and see the rain band clearing to the east on 6 June 1945. pic.twitter.com/E786b0pEYZ

Even though conditions on 6 June were better than on the previous day, the weather on D-Day was still not ideal. Strong winds and rough seas caused problems for the landing craft and brought the tide in more quickly than anticipated, making the beach obstacles harder to navigate. Nevertheless, the weather conditions were good enough for the operation to proceed and for the allies to prevail.””

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Wir nehmen das mal als indirektes Lob, wenn eine so große und wichtige Seite wie Klimafakten.de sich mit den Klimanachrichten beschäftigt. Leser unserer Seite wissen, was sie hier erwartet. Eine kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen. Manchmal pointiert, wenn der Wahnsinn in der Welt überhandnimmt. Dazu kuratieren wir hier aktuelle Meldungen aus sehr unterschiedlichen Medien, auch Meldungen, die man kritisch sehen kann und nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Der Leser darf sich gern selbst ein Bild machen. Zahlreiche kritische Zuschriften, von denen ja auch immer wieder einige veröffentlicht werden, sind ein guter Beleg, dass hier verschiedene Standpunkte zu finden sind. Das nennt sich Diskurs. Man kann sehr gut etwas veröffentlichen, was man persönlich anders sieht.

Es nützt aber herzlich wenig, dass dabei auf die Seriosität der Quellen geachtet wird, wie man an der Kritik bei Klimafakten sehen kann. Es wird der Überbringer der Nachricht und nicht der eigentliche Absender gescholten. Das ist schon mal sehr eigenartig oder kritisiert Klimafakten gar die Tagesschau, den Spiegel oder die Welt, die wir hier sehr häufig zitieren?

Dieser Blog bringt neben den kuratierten Meldungen aber auch eigene Artikel von verschiedenen Autoren. Auf mögliche sachliche Fehler in solchen Artikeln geht Klimafakten erstaunlicherweise nicht ein. Bedeutet es, es gibt keine oder wurden solche Artikel gar nicht gelesen? Wir wissen es nicht, aber wir werden auch nicht müde hier weiter berichtenswerte Nachrichten rund um Klima und Energie zusammenzustellen, damit Sie lieber Leser sich eine eigene Meinung bilden können. Einige Meldungen gehen leider schnell unter oder sind nicht einfach zu finden, weil sie nicht populär sind. Allein der Bereich Kernenergie im benachbarten Ausland findet in deutschen Medien kaum statt. Dennoch gibt es auch dort interessante Neuigkeiten, die berichtenswert sind. Das werden wir fortsetzen.

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Eine Meldung, die dazu gut passt, sind die Pläne Frankreichs, insgesamt 14 neue Kernreaktoren zu errichten. Man liest sonst sehr wenig darüber. Montelnews:

“”The next government’s programme will include strong actions, for example eight new nuclear reactors, which is essential for the energy transition,” he said at a press conference following his controversial decision to call a snap election. Until now, the government has said only that France would build six new reactors, with an option to build eight more, with Macron’s current pledge confirmed to Montel by the energy ministry.”

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