Die Sonne im November 2019 und in eigener Sache
28.12.2019
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Sonnenaktivität des Novembers ist mit einer Sonnenfleckenzahl von 0,5 sehr niedrig geblieben.Wir bewegen uns auf das längste Minimum mit ausgesprochen geringer Aktivität seit dem Dalton-Minimum zu. Das ist 200 Jahre her. Wir werden erst in den nächsten Jahren zeitversetzt erfahren, wie sich dieser starke Rückgang auf unser Klima auswirken wird.
In eigener Sache
Viele von Ihnen haben mich angeschrieben wegen meiner Abberufung als Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung durch dessen Präsidium („aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die Positionierung der Stiftung in der aktuellen klimapolitischen Diskussion“). Die Welt berichtete (Kollateralschaden eines Rauswurfs) „Er (Vahrenholt) hatte offenkundig durch seine Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung im Präsidium der gemeinnützigen Organisation die Angst ausgelöst, die Stiftung könnte als klimaskeptisch eingestuft zu werden. Dabei geht es unter anderem um einen Brief, den Vahrenholt an alle Bundestagsabgeordneten geschrieben hatte.
In diesem Schreiben bezweifelt der 70-Jährige zwar nicht den menschlichen Einfluss auf die Klimaerwärmung. Aber der Honorarprofessor argumentierte, dass „eine Zielzahl Netto-Null für die CO2-Emission global überhaupt nicht erforderlich ist“. Nach seinen Modellen müsse lediglich erreicht werden, dass die weltweiten Emissionen nach 2030 nicht weiter ansteigen. Das stelle die Industriestaaten „nicht frei von Emissionsminderungen“, mindere aber die Gefahren einer radikaleren Klimaschutzpolitik für Wirtschaft und Arbeitsplätze.“
Die BIld-Zeitung berichtete mit der Schlagzeile: Chef wegen Klimathesen gefeuert. Unterstützer und Partner der Stiftung brachten ihre Bestürzung zum Ausdruck. Der Großspender Prof. Rainer Elsässer schrieb von „Politbüromethoden“ , Tichys Einblick schrieb :“Windkraftlobby kippt letzten kritischen Naturschutzverband“, das politische blog-Portal Achgut titelte: Rauswurf für den Klima-Abweichler.
In der Tat wird der Meinungskorridor in Deutschland immer enger. Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, dessen Interview im Hamburger Abendblatt eine Ursache des Rauswurfs war, schrieb: „Kurz vor Weihnachten hat die eher konservative Wildtier Stiftung ihren Vorstand Fritz Vahrenholt entlassen, weil seine Thesen wider den „Klimanotstand“ nicht mehr zum Zeitgeist passten. Dabei hatte der frühere Umweltsenator bei seiner Berufung im Jahre 2012 schon dieselben Thesen vertreten -aber was damals noch sagbar war, gilt heute als unsäglich“(Hamburger Abendblatt 29.12.2019).
Der zweite Stein des Anstoßes für die Entlassung war ein Schreiben an den Deutschen Bundestag. Den Inhalt kennen die Leser dieses newsletters. Es war mein Brief vom 28.8.2019 („Die Erde wird grüner“) an Sie alle, den ich später auch an den Bundestag geschickt habe. Aber nun zurück zur Klimaforschung, um die ich mich nunmehr wieder intensiver kümmern kann.
Klimamodelle verfeinert-jetzt zeigt sich ihre Nutzlosigkeit umso mehr
Zu jedem Weltklimabericht gibt es eine neue Generation von Klimamodellen, so zum 5. Bericht aus dem Jahre 2013 die CMIP5 Modelle („Coupled Model Intercomparison Project“). Nun gibt es für den 2021 erscheinenden 6. Weltklimabericht eine neue Modellwelt: die CMIP6 Modelle. Und wer geglaubt hat, dass sich die Modelle an die empirisch ermittelten Klimasensitivitäten von etwa 1,8 annähern (das bedeutet, dass bei Verdoppelung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre die globale Mitteltemperatur im nächsten Jahrhundert um 1,8° C zunimmt), wurde überrascht: der Mittelwert der berechneten Klimasensitivität marschiert in die andere Richtung von 3,0 im letzten Bericht auf etwa 3,5.
Das wurde selbst IPCC-nahen Klimaforschern wie Piers Forster zu bunt . Er schrieb in Nature: „Höhere Werte als die vom älteren Sachstandbericht werden von anderen Untersuchungen nicht gestützt und sich letztendlich wohl als falsch erweisen“.
Auch Tim Palmer und Björn Stevens von der Universität Oxford bzw. vom MPI Hamburg kritisierten die Entwicklung und äußerten „eine tiefe Unzufriedenheit mit der Fähigkeit unserer Modelle die Gesellschaft über die Geschwindigkeit der Erwärmung zu informieren“ („our deep dissatisfaction with the ability of our models to inform society about the pace of warming“). Sie schreiben, dass die inkrementelle “Verbesserung” strukturell kranker Modelle ein Irrweg sei („incrementally improve a class of models that are structurally ill suited“). Die bisher (und gegenwärtig) benutzten Modelle sind strukturell ungeeignet, irgendetwas von Bedeutung über unser Klimasystem auszusagen.
Wenn offensichtlich unrealistisch hohe Empfindlichkeiten gegenüber CO2 das Ergebnis der Simulationen ist, wie immer mehr Arbeiten nachweisen, nützt auch die Vervielfachung der Rechnerleistung nichts; man macht die Fehler damit nur noch schlimmer. Wenn die Physik (Feedbacks, Sonne, Wolken, interne Variabilität, Erwärmungsmuster, Ozeanströmungen etc.) nicht repliziert werden kann, werden die Irrtümer durch „Tuning“ und Parametrierung nur immer weiter aufgeblasen.
Das sollten wir alle, Politiker und Journalisten wissen, wenn demnächst wieder Klimanotstände ausgerufen werden, die sich auf solche Modelle beziehen.
Herzlichst Ihr
Fritz Vahrenholt