Warum Europas Indigene in Norwegen Erneuerbare Energien boykottieren

Der Focus hat eine multimedial aufgemachte Story um die Ureinwohner Norwegens, die sich gegen den Bau eines Windparks wehren. Norwegen ist in einer besonderen Situation. Es stellt seinen Strom fast ausschließlich über Wasserkraft her. Anlagen, wie die in dem Artikel genannten, dienen also nicht dem heimischen Verbrauch, sondern dem Export. Die Geschichte um die Sami passt nicht zu den hierzulande gepflegten Narrativen über die Gegner von Windkraftprojekten. Die Sami fürchten um die Flächen für ihre Rentiere. Die Tiere meiden die Windkraftanlagen.

“Daher kam auch das höchste Gericht in Norwegen zu dem Schluss, dass beim Bau der Windparks nicht genügend Maßnahmen ergriffen worden sind, um die Rentierhirten und ihre Bedürfnisse zu schützen. Die Vergabe der Lizenzen an die Windparks Roan und Storheia des Fosen-Projekts sei nicht rechtens gewesen, urteilten die Richter.

Diese hatte Norwegen 2010 ursprünglich an das Unternehmen Fosen Vind vergeben, ein Tochterunternehmen des norwegischen staatlichen Energieriesen Statkraft. Als 2016 die Bagger kamen, um die damals größte landbasierte Windkraftanlage Europas zu bauen und ihre riesigen Schaufeln neue Straßen in die bis dahin fast unberührte norwegische Fjordlandschaft schlugen, brach für Jåma eine Welt zusammen. Es sei ein weiterer Rückschlag für die samische Kultur gewesen, sagt Jåma sichtlich bewegt, während sie die rechte Hand auf ihrem Schreibtisch zur Faust geballt hat.”

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4 Dinge, ohne die eine moderne Gesellschaft nicht auskommt: Zement, Stahl, Kunststoff und Ammoniak. Alle 4 sind weitestgehend auf fossile Brennstoffe angewiesen. Das Time Magazine hat sich damit in einem Artikel beschäftigt.

“Modern societies would be impossible without mass-scale production of many man-made materials. We could have an affluent civilization that provides plenty of food, material comforts, and access to good education and health care without any microchips or personal computers: we had one until the 1970s, and we managed, until the 1990s, to expand economies, build requisite infrastructures and connect the world by jetliners without any smartphones and social media. But we could not enjoy our quality of life without the provision of many materials required to embody the myriad of our inventions.

Four materials rank highest on the scale of necessity, forming what I have called the four pillars of modern civilization: cement, steel, plastics, and ammonia are needed in larger quantities than are other essential inputs. The world now produces annually about 4.5 billion tons of cement, 1.8 billion tons of steel, nearly 400 million tons of plastics, and 180 million tons of ammonia. But it is ammonia that deserves the top position as our most important material: its synthesis is the basis of all nitrogen fertilizers, and without their applications it would be impossible to feed, at current levels, nearly half of today’s nearly 8 billion people.”

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Holz ist die neue Kohle, eine weitere Folge. Der Guardian berichtet über Wissenschaftler, die dazu aufrufen, die Verbrennung von Holz zu stoppen.

“Bioenergy has “wrongly been deemed ‘carbon neutral’” and many countries are increasingly relying on forest biomass to meet net zero goals, according to the letter, addressed to world leaders including Joe Biden, Rishi Sunak and the European Commission president, Ursula von der Leyen. “The best thing for the climate and biodiversity is to leave forests standing – and biomass energy does the opposite,” it says.

The letter says that if global leaders agree to protect 30% of land and sea by 2030 at the Cop15 meeting in Montreal, they must also commit to ending reliance on biomass energy. Commitments made at Cop15 and at climate conferences could be undermined if this practice continues, it says.

Prof Alexandre Antonelli, a lead author of the letter and director of science at Kew Gardens, said: “Ensuring energy security is a major societal challenge, but the answer is not to burn our precious forests. Calling this ‘green energy’ is misleading and risks accelerating the global biodiversity crisis.””

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Brisante Studie legt nahe, dass Habecks Kohle-Rechnung nicht hinhaut. Das berichtet der Focus und meint damit die Situation rund um die Kohle bzw. den Ausstieg daraus.

“Doch eine neue Studie legt jetzt nahe: Der Deal wird so nicht hinhauen. Für den Klimaschutz wird der vorgezogene Braunkohleausstieg auf 2030 komplett irrelevant sein, schlussfolgert eine Untersuchung der Energieberatung Aurora Research, die FOCUS online vorliegt. Denn: Der Markt – und ein stetig ansteigender CO2-Preis – würden dafür sorgen, dass die Kohle ab 2030 unrentabel wird. Die Kräfte des Marktes hätten somit von alleine einen Kohleausstieg herbeigeführt. Der „Spiegel“ hatte zuerst über die Studie berichtet. Den zusätzlichen 61 Millionen Tonnen CO2 bis Anfang 2024 stünde also eine Ersparnis von null Tonnen CO2 ab 2030 gegenüber. Zwar sorge das kurzfristige Kohle-Comeback auch dafür, dass europaweit weniger Gas verstromt werden muss, was 26 Millionen Tonnen CO2 bis 2030 einspart. Aber auch wenn man diese Tonnen abzieht, bliebe immer noch ein Plus von 35 Millionen Tonnen.”

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Die anrollende Kältewelle wird Frankreichs Stromnetz testen. Reuters betrachtet in einem Artikel die Situation. Frankreich fehlen immer noch Kapazitäten, beim Anfahren heruntergefahrener Kernkraftwerke war das Land zu optimistisch. Da in Frankreich viel mit Strom geheizt wird, könnte sich die Situation in Kürze verschärfen.

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Der Import von Pipelinegas aus Russland ist stark zurückgegangen. Dafür steigt der Import von russischem LNG. Der Spiegel berichtet über Höchstwerte. Zu beachten ist allerdings, dass die Importe weit entfernt von den maximalen Lieferungen über Pipelines sind.

“Die Importe von russischem Flüssigerdgas nach Europa sind auf einen neuen Höchststand gestiegen. Das berichtet  das »Handelsblatt« unter Berufung auf Zahlen des Marktforschungsunternehmens ICIS. Im Vergleich zum Vorjahr haben die EU und Großbritannien demnach knapp 21 Prozent mehr LNG aus Russland eingekauft als noch vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs.

»13 Prozent der europäischen LNG-Importe kommen aktuell aus Russland«, sagte ICIS-Experte Andreas Schröder der Zeitung. »Und die Menge wächst stark.« Auch in Deutschland komme das russische Flüssigerdgas an, es werde über Frankreich, Belgien und die Niederlande eingeführt.”

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Namibia soll zukünftig Wasserstoff liefern, aber nur, wenn er wirklich übrig ist. Echt jetzt, sonst eher nicht, wirklich, versprochen. Neues aus dem Südwesten Afrikas und der Reise von Wirtschaftsminister Habeck berichtet das ZDF.

“Habeck betonte bei dem Treffen, Deutschland mache Namibia ein Angebot, das sich vielleicht von „energiehungrigen“ Ökonomien unterscheide. Deutschland wolle, dass sich das Land stärker entwickele, dass die Menschen qualifiziert würden, Jobs fänden und die Arbeitslosigkeit sinke.

Die Energieversorgung für Namibia und sein Nachbarland Südafrika könne robuster und klimafreundlicher werden. Geplant sind Pipelines. Was dann übrig bleibe, wolle Deutschland gerne als grünen Ammoniak abnehmen, das über die Meere transportiert werden könne. Ein wichtiger Lieferant solle Namibia dabei zwar werden – aber längst nicht der einzige, um nicht wieder abhängig zu sein – wie zuvor bei russischem Gas.”

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Deutschland bezahlt eine Milliarde Euro, damit Südafrika von der Kohle wegkommt. Gleichzeitig steigert das Land seine Kohleimporte aus Südafrika. Alex Reichmuth ist im Nebelspalter dem Widerspruch auf den Grund gegangen:

Die schizophrene Klimapolitik Deutschlands

Wie widersprüchlich darf die Politik einer Regierung sein? Diese Frage stellt sich im Fall Deutschland. Die Ampel-Koalition bezahlt rund eine Milliarde Euro an Südafrika, damit das Land von der Kohle wegkommt. Gleichzeitig bezieht Deutschland immer mehr Kohle aus Südafrika für den eigenen Gebrauch.

Weiterlesen im Nebelspalter

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Reinhardswald, E-Autos als Energiespeicher

Sehr geehrte Damen und Herren,

Einige Anmerkungen zum Blog vom 05. 12. 22. In einem Beitrag wird über eine Rundfunksendung des Hessischen Rundfunks zum geplanten Bau eines Windparks im Hessischen Reinhardswald berichtet. Ich habe die Sendung gesehen und festgestellt, dass dort wieder eine Reihe von den altbekannten Verzerrungen wiedergegeben wurden. Es ging zum einen um den Naturschutz und insbesondere auch um den Schutz der Rotmilane. Der Initiator des Windparks brachte als Argument, dass jede Menge von Vögeln durch Fensterscheiben, den Auto- und Bahnverkehr oder durch Katzen umkommen. Hier im Blog wurde schon einige Male darauf hingewiesen, dass dabei Äpfel mit Birnen verglichen werden. Gartenvögel, welche in großer Anzahl vorhanden sind, sterben leider durch Fensterscheiben, durch den Verkehr oder durch Katzen. Doch es ist sicherlich noch kein Rotmilan an einer Fensterscheibe gestorben oder er wurde von einer Katze gerissen. Die Gefahren durch die Windräder sind für diese Vögel deutlich größer. Der Initiator hat ausgesagt, dass er Rotmilane mit Sensoren ausgestattet hat, um deren Flugrichtung zu erforschen. Dabei zeigte sich, dass die Rotmilane nicht in dem Gebiet unterwegs sind, in welchem die Windräder entstehen sollen. Das wurde so begründet, dass die Rotmilane im Wald keine Beute finden würden. Wenn allerdings der Wald um die Windräder gerodet ist, entstehen dort vielleicht doch ganz passende Jagdgebiete.

Ein weiterer Punkt ging um den Gesundheitsschutz der Anwohner vor den Gefahren des Infraschalls. Ein „Experte“ wurde eingeschaltet, um den Infraschall zu messen. Er kam zu dem Ergebnis, dass der Infraschall recht schwach wäre. Er brachte als anderes Beispiel eine Tür im Gebäude, welche zwei Räume weiter zugeschlagen wird. Der gemessene Infraschall war deutlich höher. Somit hat er Gesundheitsgefahren ausgeschlossen. Es gibt jedoch weltweit Menschen, welche über entsprechende Probleme klagen (Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Herz-Rhytmus-Störungen,…). Die angegebenen Belastungen sind immer wieder gleich – das kann sicherlich kein Zufall sein, eine Absprache der Betroffenen ist sicher auch auszuschließen. Man muss auch beachten, dass der Infraschall durch die Windräder ein rhythmisches, immer wiederkehrendes Signal erzeugt. Die zugeschlagene Tür ergibt ein einziges Signal.

Am Ende der Sendung kam eine Frau, welche den Windkraftausbau befürwortet, zu Wort. Dies wurde von den Reichsbürgern bedroht. Sie beklagte sich, dass man sich einer solchen Bedrohung und Beleidigung aussetzen muss, nur weil man seine Meinung sagt. Das Verhalten der Reichsbürger ist zwar nicht akzeptabel, doch in der gesamten Rundfunksendung wurden die Gegner des Windparks als „Klimaleugner“ betitelt und die Aussagen auch als „Fake-News“ bezeichnet. Das ist genauso zu verurteilen.

Ein weiterer Beitrag im Blog berichtet E-Autos als „Rollende Batterien“. Robert Habeck kann sich vorstellen, dass, wenn die E-Autos an den Ladestationen angeschlossen sind, Strom aus den Batterien entnommen wird, wenn durch die „Erneuerbaren“ zu wenig Strom produziert wird. Eine „ganz tolle Idee“. Wer sich ein teures E-Auto zulegt, weiß nicht, inwieweit er das Auto nutzen kann, weil evtl. die Batterie nicht ausreichend geladen ist. Außerdem wird die Batterie durch vermehrte Ladzyklen in der Leistung zunehmend geschwächt. Damit ist eine gesicherte Beweglichkeit geradezu aufgehoben.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Leserpost von Bernd Schwer:

Betreff: Holzheu der Experte

Liebes Kaltesonne-Team

Kurze Anmerkung/Leserbrief zum Newsletter vom 6.12.2022: Schon bist du ein Experte. Woher nimmt der Müncher Merkur nun diesen Stefan Holzheu? Nun, der trat in den sog Dokus der ARD („Kampf ums Klima“ und des HR („Kampf im Reinhardswald“) als Lärm-Experte auf. Mit einer sich öffnenden und schließenden Flurtür durfte er vor der Kamera „beweisen“, dass Infraschall durch Windkraft praktisch eine Halluzination sein muss. Lärm/Infraschall, also Akustik oder gar Medizin sind genauso wenig seine Fachgebiete wie Naturschutz/Vogelschlag durch Windräder, aber, hey, einmal im TV, schon bist du ein Experte. Hätte der Merkur sich Holzheus Postings auf Twitter mal angeschaut, hätte man dort einen beinharten Windkraft-und Erneuerbare-Lobbyisten angetroffen. Aber wozu recherchieren, wenn der „Experte“ so perfekt ins Weltbild passt?

Herzliche Grüße
Bernd Schwer

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