Die Sonne kehrt in die wissenschaftliche Debatte zurück

Fritz Vahrenholts monatliche Kolumne, 6.11.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem die globalenTemperaturen im September (siehe vorletzten newsletter) insbesondere auf der Südhalbkugel stark angestiegen waren, sind sie im Oktober auf 0,46 Grad Celsius gegenüber dem langjährigen Mittel (1981-2010) zurückgegangen. Das entspricht einer Temperatursteigerung von 0,13 Grad Celsius pro Jahrzehnt ( 0,11 Grad durch die Ozeane ; 0,18 an Land).

Die Sonnenaktivität des Septembers ist auf eine Sonnenfleckenzahl von 1,1 zurückgegangen. Die nächsten zwei bis drei Jahre stehen im Zeichen des solaren Minimums. Aus den Minima der letzten Zyklen kann man ableiten, dass wir in Zentraleuropa mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mit strengeren Wintern zu rechnen haben. Die Temperaturen der Stratosphäre schwanken im Takt der Sonnenaktivität. Und wie wir im letzten newsletter über die plötzliche stratosphärische Erwärmung infolge der Störung der Zirkulation über der Antarktis berichten konnten, so werden wir in den nächsten Jahren auch auf der Nordhalbkugel mit Änderungen der stratosphärischen Zirkulation rechnen müssen.

Das führt dazu , dass bei geringer solarer Aktivität Blockaden des Jet-streams häufiger werden. Das führt im Winter zu weniger Tagen mit Westwinden in Zentral-Europa  und häufigeren Nord- und Ostwindwetterlagen, wie Mikael Schwander,Marco Rohrer und Stefan Brönnimann von der Universität Bern 2017 für die Jahre von 1763 bis 2009 zeigen konnten. Und wir erinnern uns an die letzten  solaren Minima von 1995-97 und 2008-2010 , denen jeweils überaus strenge Winter folgten ( 1997/98 und 1999/2000 sowie 2009/10, 2010/11 und 2012/13).

Wie macht die Sonne das ?

Es gibt eine gesicherte Korrelation zwischen Sonnenaktivität und der Nordatlantischen Oszillation (NAO) und der Kälte der nord- und zentraleuropäischen Winter. Die NAO bildet den Druckluftunterschied zwischen den Azoren und Grönland ab. Bei negativer NAO (schwaches Islandtief und schwaches Azorenhoch) werden die Westwinde nach Süden abgelenkt. Und dies erreignet sich in solaren Minima häufiger auf Grund des häufigeren Zusammenbruchs der stratosphärischen Zirkulation. Zusätzlich gibt es noch einen zeitlichen Verschub von bis zu drei Jahren.

Die Temperaturänderungen der Landtemperaturen ( Quelle: Crutem 4) der nördlichen gemäßigten Breiten im Hochwinter (Januar und Februar) zeigen dies eindrucksvoll.

Es wird im Winter kälter durch die menschgemachte Erwärmung ?

Doch der Einfluss der Sonne wurde insbesondere von Stefan Rahmstorf vom Potsdam- Institut abgestritten. Nach seiner Lesart war der Grund der kalten Winter die Erwärmung durch menschengemachtes CO2. So wurden die kälteren Winter um 2011 herum auf den menschgemachten Arktiseis-Schwund geschoben. Die These: Die Arktis verliert menschgemacht Eis und dadurch werden die Winter in den mittleren Breiten auf Land immer kälter ! Tatsächlich war der Ausdehnungverlust ( siehe folgende Grafik oben) zwischen 2007 und 2012 erheblich, ging aber danach wieder zurück. Das gleiche gilt für die Ausdehnung des Eises : nach starken Verlusten  zwischen 2007 und 2012 stabilisierte sich das arktische Meereis bis heute (siehe Abbildung 4 hier).

Es gibt keine „Todesspirale“ des arktischen Meereises,
es wird tendenziell weniger, das ja. Von einer eisfreien Arktis im September sind wir offensichtlich noch sehr weit entfernt. Eine Arbeit in „Nature“ (Minimal influence of reduced Arctic sea ice on coincident cold winters in mid-latitudes) unter Führung von Russel Blackport von der Universität Exeter  klärte unlängst auf.  Rahmstorf hatte alles auf die Karte „menschgemacht schwindendes Arktiseis erklärt Kälte in mittleren Breiten“ gesetzt, obwohl die Gesetze der Logik auch andere natürliche Ursachen zuließen. Die beobachteten Phänomene (übernormal fallende Eisbedeckung in der Arktis und kältere Winter in mittleren Breiten) waren das Ergebnis von atmosphärischen Zirkulationen aus den Tropen und Subtropen heraus, die beides erklären.

In einem begleitenden Kommentar zur Arbeit wird es schon in der Überschrift zum Ausdruck gebracht:   „Was ist der Hund und was ist der Schwanz?“ Die Autoren der Studie kommen zum Schluss: die Wirkungen vom Eis auf die Kontinente sind nicht die Ursache kalter Winter in Europa ! Es ist schlicht natürliche interne Variabilität. Für Klimamodelle ist das Teufelszeug. Weil Sie die Natur, den Sonneneinfluss, die ozeanischen Zyklen und die Wolken noch nicht hinreichend berechnen können.

Die Sonne kehrt zurück in die klimawissenschaftliche Debatte

Immerhin gibt es ermutigende Signale aus der Klimawissenschaft :
Auf der Web-Seite des Max-Plack-Instituts für Meteorologie in Hamburg ist zu lesen :

Wie stark beeinflussen jetzt diese solaren Schwankungen das Klima? Um diese Frage zu beantworten, wurden Rechnungen mit demselben Modell durchgeführt, mit dem auch der erhöhte Treibhauseffekt simuliert wurde. Sie zeigen, dass in den letzten 100 Jahren durch den Anstieg in der Sonnenintensität ein Teil der beobachteten Erwärmung erklärt werden kann, allerdings mit etwa 0.2 Grad Celsius nur ungefähr ein Drittel.

Falls nun wirklich ein Drittel der Erwärmung  solaren Ursprungs wäre, dann müsste die Klimawirkung des CO2 in den Modellen reduziert werden. Momentan wären laut IPCC 100% der Erwärmung anthropogenen Ursprungs. Für unsere Schlussfolgerung ( Lüning/Vahrenholt), dass der anthropogene Anteil maximal 50 % der Erwärmung ausmacht, wurden wir als Klimaleugner verschrien.

Mit der Sonne wird noch zu rechnen sein.

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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